Zoff um Fotofallen:Big Brother im Wald

Ein Jäger baut im Landkreis Starnberg eine Fotofalle für Tiere auf - und ertappt damit zwei Diebe. Die Polizei freut sich über die Hilfe bei der Tätersuche. Aber sind Kameras im Wald überhaupt erlaubt?

Christian Deussing und Susi Wimmer

Viele glauben, der Wald habe keine Augen. Zum Beispiel Wildbiesler im Unterholz, nackte Naturliebhaber und Drogendealer. Oder Pärchen beim Liebesspiel. Was aber kaum jemand weiß: Jäger stellen im Wald oft Fotofallen für Wildtiere auf, in die regelmäßig Menschen tappen.

Frischling im Matsch

Wenn im Wald Wildschweine fotografiert werden, laufen oft auch Menschen vor die Kamera. Ist das ein Problem?

(Foto: dpa)

Genau das ist nun dem Jäger Klaus-Peter Blaschke-Leutz aus Unering (Landkreis Starnberg) passiert, als er sich über den Diebstahl seiner Hochsitzleiter ärgerte.

Er entdeckte später auf den Bildern seiner Infrarot-Kamera die Täterin. Die etwa 40-jährige Frau ist gestochen scharf zu sehen. Sie war vor die gut getarnte Linse gelaufen - als sie und ihr Begleiter die neue Holzleiter vom Hochstand abtransportierten.

Der Diebstahl passierte am Pfingstsamstag gegen 17 Uhr auf einer Lichtung im Jagdrevier Drößling. Der 70-jährige Pächter, der so eine "Unverschämtheit" noch nie erlebt hatte, erstattete Strafanzeige.

Nachdem das Beweisfoto der Frau mit gepixeltem Gesicht in der Zeitung erschienen war, meldeten sich zwei Hinweisgeber: Doch als ihnen die Ermittler die Originalbilder zeigten, bestätigte sich ihr Verdacht nicht.

Der männliche Komplize in schwarzem T-Shirt ist nur von hinten zu sehen. Auch die Identität der Frau mit weißschwarz-gestreiftem Shirt und dunklem Rucksack sei weiter ungeklärt, sagt Herrschings Polizeichef Erich Schilling. Ihm zufolge verstoßen die Kameras nicht gegen den Datenschutz, weil der Jäger mit der Überwachung von Wildschweinen ein "berechtigtes Interesse" verfolge.

Datenschützer sehen das anders: "Wenn die Kameras personenbezogene Daten aufnehmen, dann ist dies rechtswidrig", sagte Landesdatenschützer Thomas Kranig dem Spiegel. Ein mögliches öffentliches Interesse, etwa wenn Jäger Wildbestände dokumentieren wollten, werde von seiner Behörde "sehr restriktiv ausgelegt".

Den Wildschweinwechsel wollte im Herbst 2009 auch ein Jäger im Egmatinger Forst (Kreis Ebersberg) beobachten, stattdessen lief ihm ein Mann vor die Digitalkamera. Das Foto ging durch alle Medien.

Denn unweit der Stelle, wo es geschossen wurde, hatte man im Juni 2009 die Leiche der 73-jährigen Münchnerin Luise Z. entdeckt. Sie war bei einer Wanderung von einem Unbekannten vergewaltigt, getötet und verbrannt worden. War der Mann auf dem Foto ihr Mörder?

Tatsächlich machte die Polizei den Unbekannten ausfindig. Wie sich herausstellte, hatte er mit dem Verbrechen nichts zu tun. Er war nur ins Gebüsch geeilt, um seine Notdurft zu verrichten. Der Mörder von Luise Z. läuft bis heute aber frei herum.

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