Zeitumstellung:Umstrittene Sommerzeit

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Eine Stunde weniger Schlaf: Die Uhren müssen am Sonntag wieder um eine Stunde vorgestellt werden. (Foto: Martin Schutt/dpa)

Am Sonntag werden die Uhren um eine Stunde vorgestellt. Das geht immer mehr Menschen auf den Wecker. Vor allem die Milchbauern würden gerne auf die Zeitumstellung verzichten

Von Clara Brügge und Blanche Mamer, Starnberg

"Für uns ist die Zeitumstellung immer problematisch", sagt die stellvertretende Kreisbäuerin Annemarie Wunderl. Die Kühe etwa hätten einen inneren Rhythmus, nach dem sich die Landwirte beim Melken richten müssten. "Normalerweise melken wir immer gegen sechs Uhr Früh", erklärt Wunderl. "Kommt man jedoch eine Stunde früher, schlafen die Tiere noch tief und fest".

Somit müssten sie die Kühe bereits vor der eigentlichen Zeitumstellung an das frühere Melken gewöhnen, indem sie knapp eine Woche lang jedes Mal eine Viertel Stunde früher damit anfangen, als am Vortag. Zusätzliche Arbeit also.

Wenn in der Nacht zum Sonntag die Sommerzeit beginnt, wird die Nacht eine Stunde kürzer, dafür ist es am Abend eine Stunde länger hell. So lautet stets das Argument für die Sommerzeit. "Natürlich ist es schöner, wenn es abends länger hell ist. Aber dadurch läuft man auch Gefahr, länger zu arbeiten", klagt die Landwirtin aus Weßling. "Ich wär froh, wenn das endlich rum wär".

Die Zeitumstellung , die man jahrelang für unumgänglich hielt, ist wieder schwer umstritten, die bayerische Europa-Abgeordnete Angelika Niebler, die auch den Landkreis Starnberg vertritt, hat eine Initiative im EU-Parlament gestartet, um die Zeitumstellung abzuschaffen. Und darauf hoffen jetzt alle, denen sie Umstellung auf den Wecker geht. Die einheitlich geregelte Sommerzeit gilt in der Europäischen Union seit 1994. Als in Deutschland 1980 die Sommerzeit eingeführt wurde, ging man davon aus, dass durch das Umstellen der Uhren im Frühjahr und im Spätherbst Energie gespart werde. Dass das nicht ganz stimmt, scheint mittlerweile Konsens. Jedenfalls finden viele Menschen, dass die Zeitumstellung ihnen nur Müdigkeit und Nervosität beschert.

Heuer fällt die verlorene Stunde auf den Beginn der Osterferien. Was heißt, dass die Kinder und Jugendlichen in diesem Jahr nicht darunter leiden, da sie nun nicht früher aufstehen müssen, um rechtzeitig zum Unterricht zu kommen. Die Auswirkungen sind allerdings nicht so gravierend, wie gern behauptet wird: Einen, zwei, höchstens drei Tage seien einzelne Schüler etwas müder, doch Kinder passten sich schnell an, sagt beispielsweise die Schulleiterin der Stockdorfer Grundschule, Heike Beuschlein.

Auch im Schlaflabor in der Asklepios Klinik in Gauting werden die Auswirkungen auf die Patienten als nicht so stark bezeichnet. Die Patienten werden zwar früher geweckt und sind darüber nicht sehr erfreut. Doch im Schlafprofil merkt man das nicht, sagt eine Mitarbeiterin und meint weiter: "Privat brauche ich die Sommerzeit nicht."

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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