Würmtal:Engagement mit Elan

Würmtal: Sie sind jung und wollen helfen: Svenja Chen (rechts) und Talia Örs.

Sie sind jung und wollen helfen: Svenja Chen (rechts) und Talia Örs.

(Foto: Haas)

Die beiden Abiturientinnen Talia Örs und Svenja Chen wollen Menschen ihrer Generation dafür gewinnen, sich für Flüchtlinge einzusetzen

Von Annette Jäger, Würmtal

Wenn die vielen Flüchtlinge, die zu uns kommen, endlich eine feste Bleibe gefunden haben, beginnt ein langer Prozess - ihre Integration in die Gesellschaft. Soll das gelingen, müssen alle mitmachen, finden Talia Örs und Svenja Chen. Die beiden Abiturientinnen fühlen sich mitverantwortlich und haben deshalb eine neue Initiative in Planegg gegründet: Junger Helferkreis Würmtal nennt sich das Projekt, mit dem die beiden vor allem junge Leute dazu animieren wollen, zu einer gelungenen Integration beizutragen. Die beiden jungen Frauen kennen hier anscheinend alle: welcher Bewohner auch immer aus der Planegger Turnhalle kommt, in der viele Flüchtlinge untergebracht sind, grüßt die beiden freundschaftlich. Als wären sie alte Bekannte. Talia Örs, 19 Jahre, und Svenja Chen, 18 Jahre, haben sich beim Helferkreis Asyl im Würmtal kennengelernt. Ihre Idee: eine eigene Initiative unter dem Dach des Helferkreises zu gründen.

Sie wollen junge Leute dafür begeistern, dass sie sich engagieren, und setzen dabei auf jugendliche Kommunikation und Aktion. Eine Facebook-Seite, auf der Veranstaltungen angekündigt und Infos ausgetauscht werden, ist ein Beispiel dafür (Facebook: Junger Helferkreis - Würmtal). Talia Örs Großeltern stammen aus der Türkei, Svenja Chen hat einen chinesischen Vater. "Wir sind in zwei Kulturen aufgewachsen", sagt Chen. Vielleicht falle es ihnen deshalb leichter, offen auf die Menschen in der Turnhalle zuzugehen. Berührungsängste kennen die beiden nicht. Sie bilden mit den jungen Menschen in der Halle eine gemeinsame Generation. Das erleichtere es, mit ihnen über Wünsche, Hoffnungen und Interessen zu sprechen.

Mit ihrer Initiative verfolgen sie konkrete Ziele: Sie wollen Integration fördern, in dem sie in Schulen aufklären, am besten zusammen mit den Flüchtlingen, um Berührungsängste abzubauen. Sie wollen interkulturelle Veranstaltungen organisieren und Patenschaften gründen, bei denen sich kleinere, gemischte Gruppen von Flüchtlingen und Einheimischen zusammenfinden und gemeinsam etwas unternehmen. Eine erste Aktion des Helferkreises hat bereits stattgefunden: die beiden Frauen haben mit 50 Bewohnern der Halle ein American-Football-Spiel besucht. Ab Oktober soll es regelmäßige Treffen des Jungen Helferkreises geben.

Talia Örs, die im Herbst mit ihrem BWL-Studium beginnen will, engagiert sich schon länger bei einem Münchner Flüchtlingsprojekt und auch bei Amnesty International. Mitstreiterin Svenja Chen interessiert sich für internationale Politik und will diese demnächst am liebsten in London studieren. Mit den vielen Flüchtlingen komme die Politik ganz nah zu den Menschen, das Thema sei nicht mehr nur theoretisch, sondern jetzt sei praktische Hilfe gefragt. "Wir können endlich etwas tun", sagen beide. Wichtig ist ihnen, dass ihr Engagement langfristig angelegt ist. "Das soll Kreise ziehen", sagt Talia Örs, "wir wollen den Stein ins Rollen bringen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: