Würdigung:Ein außergewöhnliches Paar

Die Ausstellung von Lisl und Hans Kreuz in Herrsching zeigt ein beeindruckendes Schaffen. Er, der Bildhauer und sie, die Malerin, hatten sich aus dem Nichts eine Existenz aufgebaut und prägten das kulturelle Leben der Gemeinde

Von Katja Sebald, Herrsching

Mit ihrem künstlerischen Schaffen und ihrem sozialen Engagement haben sich Lisl und Hans Kreuz tief in das Gedächtnis der Gemeinde Herrsching eingeschrieben. Jetzt würdigen Gemeinde und Kulturverein mit einer Doppelausstellung im Haus der Bayerischen Landwirtschaft und im Kurparkschlösschen sowie mit einer kleinen Denkschrift posthum das Lebenswerk der Beiden - ein so reiches Leben freilich, dass es immer noch bei einer "Annäherung an ein außergewöhnliches Künstlerpaar" bleiben muss, erläuterte Gemeindearchivarin Friederike Hellerer bei der Eröffnung der von ihr kuratierten Ausstellung.

Herrsching, Ausstellung Lisl und Hans Kreuz

Die Gemeinde würdigt das Paar Hans und Lisl Kreuz nun mit einer Doppelausstellung.

(Foto: Georgine Treybal)

Im Jahr 2003 hatte Lisl Kreuz selbst im Haus der Bayerischen Landwirtschaft gesprochen, als dort eine Ausstellung zu ihrem 80. Geburtstag eröffnet wurde. Sie schloss damals mit den Worten: "Ich bin dankbar für mein Leben." Im Jahr 2019 nun dürfen die Ausstellungsbesucher dankbar für den Einblick in dieses Leben sein: 1953 hatte sie den Bildhauer Hans Kreuz geheiratet und sich mit ihm in Lochschwab buchstäblich aus dem Nichts eine Existenz aufgebaut. Man lebte unter äußerst bescheidenen Umständen, bis sich Hans Kreuz als Bildhauer einen Namen machen konnte und zusammen mit dem Architekten Alexander von Branca bedeutende Aufträge im Kirchenbau ausführte. Fünf Töchter hatte das Paar bekommen, dazu mehrere Pflegekinder aufgezogen.

Herrsching, Ausstellung Lisl und Hans Kreuz

Mit ihren Gartenbildern dokumentiert Lisl Kreuz auch die Arbeit ihres Mannes Hans, dessen Skulpturen rund um das Haus aufgestellt waren.

(Foto: Georgine Treybal)

Auch in Herrsching gibt es Werke von Hans Kreuz, unter anderem den Brunnen vor dem Rathaus. Lisl Kreuz hat die Landschaft rund um Herrsching und nicht zuletzt den wunderschönen, üppig blühenden Garten in ihren unzähligen Gemälden festgehalten, die sie bis zuletzt bei den jährlichen Ausstellungen des Künstlerkreises Ammersee zeigte. Mit diesen Gartenbildern dokumentierte sie zugleich auch die Arbeit ihres Mannes, dessen Skulpturen rund um das Haus aufgestellt waren. Beide prägten das kulturelle Leben der Gemeinde, sie waren tief im Glauben verwurzelt und engagierten sich im sozialen Bereich.

Herrsching, Ausstellung Lisl und Hans Kreuz

Der Bildhauer Hans Kreuz starb 2003, seine Frau Lisl 2016.

(Foto: Georgine Treybal)

Im Haus der Bayerischen Landwirtschaft ist nun eine beeindruckende Fülle an Gemälden und bildhauerischen Arbeiten von beiden zu sehen, viele davon mit sakralen Motiven. Es sind aber nicht zuletzt die grob aus Steinen gehauenen Gesichter, die Hans Kreuz etwa neben der Werkstatttür oder am Gartenzaun platziert hatte, oder die minimalistischen, kühn abstrahierten "Holzköpfe", in denen der Bildhauer sein großes Können zeigt.

Vor allem aber machen die vielen persönlichen Gegenstände, die auf zutiefst anrührende Weise aus dem Leben der Familie Kreuz erzählen, den großen Reiz dieser Ausstellung aus: So sind ein Hausaltar oder Porträtbüsten von Familienmitgliedern zu sehen, aber auch Fotoalben und Tagebücher mit Grundrissskizzen für das Haus, das mit viel Eigenleistung aus einer ruinösen Baracke entstand, selbst gestaltete Karten zur Geburt der Kinder und ebenso kunst- wie liebevolle Geschenke, die sie sich gegenseitig machten. Auf die Hochzeitskarte hatte Hans Kreuz seiner Frau geschrieben: "Ohne Gottes Wille können wir nichts vollbringen, erst aus seiner Gnadenfülle kann unser Tun gelingen." Unter diesem Leitspruch lebte das Paar mit großer Bescheidenheit und Dankbarkeit, sie hielten auch in schweren Zeiten zueinander und überstanden Schicksalsschläge wie den frühen Tod ihrer Tochter Veronika.

Eine überaus spannende Ergänzung zur Ausstellung ist das von Friederike Hellerer zusammengestellte Büchlein mit weiteren Bildern und vielen Selbstzeugnissen. Hans Kreuz starb am 20. März 2003, seine Frau folgte ihm am 11. Dezember 2016. "Ihr Leben war ein Gesamtkunstwerk", befand Bürgermeister Christian Schiller.

Die Ausstellung im Haus der Bayerischen Landwirtschaft dauert bis 25. September und ist von Montag bis Freitag von 7.30 bis 19 Uhr geöffnet, im Kurparkschlösschen täglich von 15 bis 18 Uhr.

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