Eigentlich kann das doch nicht so schwierig sein, findet Claudia Köhler. Es geht ihr ja nicht darum, dass der Freistaat Millionen in ein Unternehmen steckt und nicht weiß, ob er das Geld jemals zurückbekommt. Nein, die Landtagsabgeordnete der Grünen aus dem Stimmkreis München-Land will einen Kredit erreichen, als Überbrückung sozusagen. Aber weil dieser bislang nicht zustande gekommen ist, wird Köhler langsam ungeduldig. Und stellt klar: „Die Staatsregierung hätte der Maro schon längst helfen müssen.“
Die Maro, das ist jene Wohnungsbaugenossenschaft, die im Frühjahr dieses Jahres Insolvenz anmelden musste. Grund dafür war ein Bauvorhaben in Landsham im Landkreis Ebersberg: Weil zugesicherte Kredite in Millionenhöhe von den Banken zurückgezogen wurden, klaffte plötzlich eine Finanzierungslücke – und die Maro wurde ein Fall für den Insolvenzverwalter.
Bis dahin galt die Genossenschaft als intakt, ihr Portfolio weist 18 abgeschlossene Bauprojekte auf, darunter im Fünfseenland das Mehrgenerationenhaus in Seefeld. Weitere Projekte, eines davon in Andechs, befinden sich derzeit noch im Bau. Aber weil der Genossenschaft das Geld ausgegangen ist, ruhen die Arbeiten.
Im Hintergrund laufen derzeit Bemühungen, die Genossenschaft vor der endgültigen Pleite zu bewahren. Die Landesbodenkreditanstalt und der Insolvenzverwalter führen Gespräche mit den beteiligten Banken, um eine Lösung für die Finanzierungslücke zu finden. Es heißt, die Gespräche würden „konstruktiv“ verlaufen, die Aussichten auf eine Rettung der Maro seien nicht schlecht. Klar ist aber auch: Schlagen die Bemühungen fehl, müssen die bayernweit rund 700 Mieter um ihre Wohnungen bangen. Und die, die sich wie in Andechs über eine bald fertige, bezahlbare Wohnung im Großraum München gefreut haben, könnten ihre neue Bleibe womöglich nie beziehen.
Für Köhler und ihre Fraktionskollegen ist klar: Dieses Szenario muss unbedingt abgewendet werden. „Die Menschen brauchen Sicherheit“, sagt Köhler – und sieht die Staatsregierung aus CSU und Freien Wählern in der Pflicht: „Der Freistaat muss sich engagieren.“ Um den Druck zu erhöhen, reichen die Grünen für diesen Donnerstag einen Dringlichkeitsantrag im Landtag ein. Das Schreiben liegt der Süddeutschen Zeitung vorab vor.
Darin fordern die Grünen, staatliche Institutionen wie die LfA Förderbank Bayern müssten mit einer Finanzierung aushelfen, um „generationenübergreifendes, genossenschaftliches Wohnen“ weiterhin zu ermöglichen. Die Staatsregierung müsse hierfür „alle staatlichen Hilfsmöglichkeiten“ prüfen. Denn das genossenschaftliche Wohnen sei eine wichtige Säule der Wohnraumversorgung. Es gehe darum, einen Verkauf der rund 300 Wohnungen zu verhindern und die Bewohner „vor Verdrängung zu schützen“.
Auch in der CSU-Fraktion will man sich für den Erhalt der Wohnungsbaugenossenschaft einsetzen. Die Insolvenz sei zu bedauern, sagt der Abgeordnete Thomas Holz aus dem Stimmkreis Bad Tölz-Wolfratshausen/Garmisch-Partenkirchen. Immerhin sei die Maro „ein Vorbild zur Schaffung von sozialem Wohnraum“. Allerdings seien die rechtlichen Möglichkeiten für die Rettung der Genossenschaft begrenzt. Staatsmittel könnten „nur nach gesetzlichen Vorgaben eingesetzt werden“, erklärt Holz. Es brauche daher alternative Finanzierungspartner. Um eine Lösung zu finden, stehe man mit den Maro-Verantwortlichen in Kontakt. Weitere Details möchte Holz mit Hinweis auf das laufende Insolvenzverfahren nicht nennen.
Claudia Köhler reicht diese Haltung nicht aus. „Den Bekenntnissen müssen jetzt einfach Taten folgen“, fordert sie. Erst recht in Ballungsräumen wie der Landeshauptstadt München und dem Umland müsse bezahlbarer Wohnraum unbedingt erhalten bleiben. Das genossenschaftliche Wohnen sei in dieser Region besonders wichtig, „erst recht für Leute ohne großes Kapital im Rücken“. Und weil diese Menschen laut Köhler Gewissheit darüber brauchen, ob sie in ihren Wohnungen bleiben können, drückt die Grünen-Politikerin auf die Tube. Im Herbst befasst sich der Haushaltsausschuss wieder mit dem Thema. Doch für Köhler steht fest: „Dann ist es zu spät.“