Wörthsee:Zu wenig Wasser unterm Kiel

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Der Pegel des Wörthsees ist heuer schon auf 38 Zentimeter abgesunken. Der Fischereiverein möchte den Auslauf zum Inninger Bach regulieren, aber das Wasserwirtschaftsamt warnt davor

Von armin greune, Wörthsee

Inzwischen ist der Pegel wieder angestiegen, doch auch längerfristig bereitet Anliegern und Naturschützern der niedrige Wasserstand des Wörthsees Sorgen. Sie führen unter anderem den Rückgang des Schilfes darauf zurück. Der Fischereiverein Pilsensee-Wörthsee will sich nun darum bemühen, dass der Auslauf des Sees zum Inninger Bach künftig wieder reguliert wird.

Im Wasserwirtschaftsamt Weilheim ist man von dieser Idee wenig begeistert: Jahrelang sei die Auslaufschwelle in Bachern immer wieder heimlich hin und her manipuliert worden, sagt Walter Schramm, Abteilungsleiter für den Landkreis Starnberg. Denn am Wörthsee prallten widerstrebende Interessen aufeinander: Die Segler wünschten sich reichlich Wasser unter dem Kiel, doch manche Anlieger hätten so nah am See gebaut, dass sie bei jedem Anstieg des Spiegels überflutete Keller befürchten müssten. "An diesem Gleichgewicht wollen wir auf keinen Fall rütteln", sagt Schramm: Für eine Regulierung des Sees müsse ein aufwendiges förmliches Wasserrechtsverfahren eingeleitet werden, bei dem viele Behörden und Verbände zu beteiligen wären. So müssten auch die Folgen für den Inninger Bach untersucht werden, der beispielsweise die seltene Bachmuschel beherbergt.

Gerade der Bach würde davon profitieren, wenn man etwa mit einem V-förmigen Überlauf eine "halbwegs natürliche Situation schaffen" könnte, meint hingegen Stephan Wolfschaffner, Sprecher des Fischereivereins. Erst in diesem Frühsommer sei der Inninger Bach wieder völlig trocken gefallen, ein Fisch- und Krebssterben sei die Folge gewesen. Ende Juni fiel der wöchentlich an einer Latte abgelesene Pegel des Wörthsees bis auf 38 Zentimeter ab und erreichte damit fast das Minimum von 35, das im Rekordsommer 2003 gemessen wurde. Nun hat der Pegel mit 50 Zentimetern fast wieder Mittelmaß erreicht, der höchste Wert wurde Pfingsten 1999 mit 80 Zentimetern registriert, sagt Schramm. Wegen dieser Schwankungsbreite plane das Wasserwirtschaftsamt nun, im See eine Dauerpegelmessstelle einzurichten.

Ernst Woite beobachtet, wie die Schilfbestände am Ufer des Wörthsees seit Jahren zurückgehen, er macht das häufige Niedrigwasser dafür verantwortlich. (Foto: Fuchs)

"Der Pegel sackt jetzt jedes Jahr soweit ab", sagt Ernst Woite, der als Hobbyfischer und Anlieger den Wörthsee seit 45 Jahren kennt und dort 20 Jahre lang als Naturschutzwächter unterwegs war. Der niedrige Wasserstand bewirke eine raschere Erwärmung im Frühjahr, was aber keineswegs mehr Badevergnügen schaffe. Im Gegenteil: Seit drei Jahren grassiere am Wörthsee die Badedermatitis, weil ab 24 Grad Temperatur die Zerkarien bestens gedeihen. Gravierender sei freilich aus ökologischer Sicht der enorme Schilfrückgang am Ufer, den Woite auch auf den niedrigen Wasserspiegel zurückführt. Das Röhricht sei für die Selbstreinigung des Sees - dessen Wasser acht Jahre für eine Erneuerung benötigt - und als Lebensraum für Jungfische, Kleinlebewesen und Muscheln nicht zu ersetzen. Auch Woite hofft, dass künftig der Ablauf wieder an den Pegel angepasst werden kann: "Früher konnte der Spalt in der Mauer mit einem Brett einfach geöffnet oder verschlossen werden." Der Vorstand des Fischereivereins habe deshalb jetzt Kontakt mit Naturschutzverbänden und dem Eigentümer des Sees, Graf Toerring, aufgenommen.

Das Wasserwirtschaftsamt sieht freilich wenig Möglichkeiten, den Pegel auf Dauer anzuheben: "Wegen der Trockenheit sind die Grundwasserspiegel seit Herbst überall in Oberbayern stark gefallen", sagt Schramm und merkt dann trocken an: "Auf die Niederschlagssituation haben wir leider keinen Einfluss."

© SZ vom 13.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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