Wörthsee:Tabula rasa

Wörthsee: Abrißarbeiten  - Kichenwirt

Die Nebengebäude des "Kirchenwirts" in Steinebach werden abgerissen. Sie müssen neuen Wohngebäuden weichen, die Gaststätte wird saniert.

(Foto: Nila Thiel)

Auf dem Gelände des Steinebacher "Kirchenwirts" ist der Abrissbagger angerückt. Die Nebengebäude weichen Neubauten, das Gasthaus will die Gemeinde sanieren lassen

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Friseur, Metzger, Bäcker, Post, Feinkostgeschäft, Antiquitätenladen - alteingesessene Steinebacher erinnern sich noch, was auf dem Raabe-Grundstück gegenüber der Martinskirche früher los war. Da konnte man einkaufen, sich die Haare schneiden lassen, einen schnellen Kaffee trinken oder gleich beim Kirchenwirt einkehren. Seit 2016 ist dort Schluss. Als Letzte mussten der Wirt, der Bäcker und die Antiquitätenhändlerin gehen. Fünf Jahre später müssen auch die alten Gebäude neben der Traditionsgaststätte weichen. Am Montag wurde mit den Abrissarbeiten begonnen. Im Biergarten wurden schon vorige Woche bis auf drei Bäume am Gehweg alle Kastanien gefällt. Nun ist Platz für die Generalsanierung des Wirtshauses und den Neubau von Wohnungen.

Zig Gespräche, Sitzungen, Diskussionen und Entscheidungen waren nötig, seit die Familie Raabe den Beschluss gefasst hatte, ihr Grundstück in der Steinebacher Ortsmitte zu verkaufen. Samt "Raabes Kirchenwirt", in dem Wilhelm Raabe, besser bekannt als "Tiger Willi", aufgewachsen war. Seit 1911 war das Gasthaus im Besitz der Familie Raabe, Sohn Wilhelm wurde erst Metzger, dann Sozialpädagoge, Philosoph, Poet und Songschreiber. Eine Zeitlang trat er auch immer wieder im Kirchenwirt auf, als es dort noch eine echte Kleinkunstbühne gab. Im März 2018 starb der Tiger Willi im Alter von 70 Jahren. Da gehörte sein Kirchenwirt schon der Gemeinde Wörthsee. Die Kommune hatte sich 2017 dazu entschlossen, das gesamte Raabe-Areal zu kaufen, um die Gaststätte samt Biergarten zu erhalten und zu sanieren und günstigen Wohnraum anbieten zu können. Um das alles finanzieren zu können, wurde der Eigenbetrieb "Gemeindewerke Wörthsee" gegründet.

Beim Abriss der alten Gebäude müssen alle Werkstoffe getrennt werden. Danach beginnen die Arbeiten für die Sanierung und den Wohnungsbau. Mit der Fertigstellung des Kirchenwirts rechnet Bürgermeisterin Christel Muggenthal nicht vor dem Jahr 2022. Trotzdem soll noch heuer mit der Suche nach einem Pächter begonnen werden. "Wir arbeiten daran." Der künftige Wirt könne so zum Beispiel bei der Gestaltung der Küche mitreden.

Eine lebendige Ortsmitte wünscht sich die Gemeinde Wörthsee auf dem ehemaligen Raabe-Areal und drumherum. Auf dem Gelände entstehen zwei Gebäude mit insgesamt 19 Wohnungen und einer Ladenfläche sowie ein Veranstaltungssaal. Gegenüber befinden sich Apotheke und Schreibwarenladen, die Kreuzung wird verkehrsberuhigt, der Maibaumstandort verlegt.

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