Süddeutsche Zeitung

Starkregen:110 Liter in 45 Minuten

Am Wörthsee regnet es am Samstagabend binnen einer Dreiviertelstunde mehr als im gesamten halben Jahr zuvor. Die Feuerwehren müssen fast 40 Keller auspumpen. Auch wenn auf den Liegewiesen noch Pfützen stehen: Die Wirte rüsten sich für die anstehende Hitzewelle.

Von Manuela Warkocz

Erst das Hagelunwetter am Pfingstmontag, jetzt ein Starkregen ungekannten Ausmaßes: Die Steinebacher bekommen diesen Sommer Wetterkapriolen besonders deutlich zu spüren. Am Samstag um kurz nach 18 Uhr ging eine regelrechte Sturzflut auf den Wörthseer Ortsteil nieder. Punktuell begrenzt schüttete es 110 Liter pro Quadratmeter - innerhalb von nur 45 Minuten, wie die Feuerwehr Steinebach-Auing feststellte.

Das Auinger Bächlein verwandelte sich rasch in einen reißenden Fluss. Die Wassermassen überfluteten die Liegewiesen am Birkenweg in Steinebach am Wörthsee. Dort stand das Wasser bis zu 30 Zentimeter hoch. Der heftige Niederschlag machte vor allem Hausbesitzern zu schaffen, der Regen flutete zahlreiche Keller. 37 Einsätze verzeichnete der Einsatzleiter der Steinebacher Feuerwehr, Thomas Varga. Kein Durchkommen gab es mehr auf der Etterschlager Straße, wo sich die Sturzfluten auf 60 Zentimeter Höhe aufstauten. Die Einsatzkräfte mussten die Staatsstraße erst eineinhalb Stunden lang komplett sperren - dann halbseitig, während sie das Wasser abpumpten. Den 25 Feuerwehrleuten aus Steinebach eilten im Lauf des Abends weitere gut 75 Kollegen der Feuerwehren Inning, Etterschlag, Walchstadt, Weßling und Meiling zu Hilfe. Gemeinsam bekämpften sie die Wassermassen bis ein Uhr nachts, bevor es am Sonntagvormittag weiterging. "An so was kann ich mich nicht erinnern", zeigt sich Einsatzleiter Varga noch am Tag danach über die Heftigkeit des Starkregens überrascht, "und ich bin schon 40 Jahre bei der Feuerwehr."

Monika Schweigert von der "Pension am See" traute schier nicht mehr ihrem Regenwassermessgerät: "Es hat in der kurzen Zeit mehr geregnet als im gesamten halben Jahr davor." Augustiner-Wirt Till Weiß und Mitarbeiter versuchten mit Besen, das Wasser aus dem Lokaleingang zurückzudrängen. Sie erlebten "Land unter" ebenso wie Generoso Aurigemma, der Wirt vom "Il Kiosko" am Wörthsee. "Über die Hälfte des Geländes war weg", berichtete er vom Unwetter am Samstag. Weil die Regenfluten rund um den See nicht ablaufen konnten, drückte es das Wasser in Waschbecken und Toiletten hoch. Um trocken dorthin zu gelangen, musste er über die Tische gehen, weil das Wasser im Raum stand. Den Kühlschrank legte ein Kurzschluss lahm. Bis nachts um Zwei schuftete er, um aufzuräumen und zu putzen. Er will mit seinen 90 Plätzen gerüstet sein für die Schönwetterperiode in dieser Woche. Allerdings fürchtet der Wirt eine Mückenplage wegen der vielen noch stehenden Pfützen. Der guten Laune des Gastronomen können die Kalamitäten nichts anhaben. Er hofft auf Wind am See und hält Antimückenmittel für seine Gäste parat.

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Quelle:
SZ vom 24.06.2019
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