Vereinsjubiläum:Das Ufergrundstück gab's geschenkt

Vereinsjubiläum: Der Wörthsee ist die Heimat der Segler, aber natürlich sind sie auch woanders unterwegs - wie hier bei der Chiemsee-Woche 1951.

Der Wörthsee ist die Heimat der Segler, aber natürlich sind sie auch woanders unterwegs - wie hier bei der Chiemsee-Woche 1951.

(Foto: Seglerverein Wörthsee/oh)

Vor 100 Jahren hat eine Gruppe übermütiger Musikanten am Wörthsee den Seglerverein gegründet. Seitdem hat sich dort einiges verändert.

Von Patrizia Steipe

Die Männer sind in weiße Hosen und dunkle Jacketts gekleidet, um den Hals tragen sie Fliege und auf dem Kopf Kapitänsmützen mit Vereinsemblem. Die Damen haben schicke Sommerkleider an, Wasserwellen in den Haaren - und manche haben sich sogar einen Pelzschal mit präpariertem Tierkopf um den Hals gelegt. So elegant wie die etwa 20 Mitglieder auf dem Vereinsfoto von 1925 ziehen sich die etwa 230 Mitglieder, davon sind 60 Kinder oder Jugendliche, heute nicht mehr an. Die Kleiderordnung ist längst legerer geworden, sagt Gerhard Zieris, der Präsident des Segler-Vereins-Wörthsee (SVW). Auf aktuellen Fotos sieht man Mitglieder im Polo- oder T-Shirt, mit kurzen Hosen und Freizeitcaps.

Vereinsjubiläum: Mit Jackett und Pelzschal um den Hals: die Mitglieder des Seglervereins im Jahr 1925.

Mit Jackett und Pelzschal um den Hals: die Mitglieder des Seglervereins im Jahr 1925.

(Foto: Seglerverein Wörthsee/oh)
Vereinsjubiläum: Am vergangenen Wochenende schaute zum Jubiläumsfest auch Politprominenz bei den Seglern vorbei, etwa Landrat Stefan Frey (links).

Am vergangenen Wochenende schaute zum Jubiläumsfest auch Politprominenz bei den Seglern vorbei, etwa Landrat Stefan Frey (links).

(Foto: Georgine Treybal)

Eines ist in den vergangenen 100 Jahren gleich geblieben: die Liebe zum Wörthsee als besonderem Segelrevier. Je nach Lichtverhältnissen leuchtet das Wasser so türkisblau, wie es in der Karibik nicht schöner sein könne. Außerdem ist der See sauber und im Sommer schnell warm, zählt Zieris die Vorteile auf. Nicht zuletzt sei das Gewässer leicht zu erreichen, so dass man auch unter der Woche einen kleinen Segeltörn machen könne. Am besten am Nachmittag, denn da kommt meistens ein Nord-Ost-Wind auf, verrät der Vorsitzende. "Rund 4,3 Quadratkilometer auf dem See laden ein, einfach rauszufahren, zwei Stunden zu segeln und dann im Club ohne Starallüren den Tag ausklingen zu lassen." Der SVW sei schließlich auch für seine besonders freundschaftliche Atmosphäre bekannt, versichert Zieris.

Vergangenes Wochenende feierten die Mitglieder das Vereinsjubiläum am Ufer des Wörthsees. Das historische Vereinsfoto konnten sie dabei vor dem Vereinsheim bewundern. Statt einer Vereinschronik, die meistens sowieso nur das Schicksal ereilt, ungelesen im Regal zu verstauben, hat Christoph Breit eine Kurzchronik mit Fotos versehen. Jetzt steht die Historie für alle lesbar auf neun aufgestellten Infotafeln beim Vereinsheim.

Vereinsjubiläum: Bootstaufe beim SVW: ein Bild aus dem Jahr 1926.

Bootstaufe beim SVW: ein Bild aus dem Jahr 1926.

(Foto: Seglerverein Wörthsee/oh)
Vereinsjubiläum: So sieht es auf dem Geländes des Seglervereins heute aus.

So sieht es auf dem Geländes des Seglervereins heute aus.

(Foto: Seglerverein Wörthsee/oh)
Vereinsjubiläum: Das Wappen darf sich jetzt mit dem 100-Jahre-Schriftzug schmücken.

Das Wappen darf sich jetzt mit dem 100-Jahre-Schriftzug schmücken.

(Foto: Georgine Treybal)

Für das Jubiläum hat das Gebäude einen neuen Anstrich bekommen, dem hölzernen Vereinswimpel an der Hausfassade wurde der Zusatz "100 Jahre" beigefügt. Vor der Vereinsgründung stand vor 100 Jahren zunächst das gemeinsame Musizieren. In der munteren Musikantengruppe rund um die Brüder Fritz und Philipp Rauwolf sowie Max und Erich Höher kam die Idee auf, am Wörthsee einen Segler-Verein zu gründen. Segelboot hatte zwar keiner, dafür Bootshütten, Ruderboote und viel Kreativität. Nachdem der Segler-Verein Wörthsee am Schnapszahlen-Datum 22.2.1922 gegründet wurde, stand das traditionelle Ansegeln an. Bei der ersten Regatta starteten fünf Ruderboote, die am Boden eine Befestigung für einen Mast installiert hatten, an dem ein Segel gesetzt werden konnte.

Die Münchner brachten ihre Boote mit Pferdekutschen

Bald kam das erste Regatta-Boot, eine 15-er Rennjolle. Drei Jahre nach Vereinsgründung konnte der SVW sein Clubhaus einweihen. Es war neben dem Strandbad Fleischmann eines der ersten Gebäude am Steinebacher Ufer, notierte Christoph Breit. Aber wie kam der Segler-Verein zu seinem Seegrundstück? Das Areal gehörte dem ersten Präsidenten des Vereins, Wilhelm Lindner. "Er hat es dem Verein geschenkt", freut sich noch heute Zieris. Zur Erinnerung an den Gönner veranstaltet der Verein jedes Jahr die Lindner-Gedächtnis-Regatta. Seine Frau hatte diese 1979 ins Leben gerufen. Seither ist die Regatta der jährliche Höhepunkt des Vereinslebens.

Die Anzahl der Regatten, Meisterschaften und Wettfahrten und das durchaus hochkarätige Teilnehmerfeld auf dem kleinen See wuchsen. Am Wörthsee wurde 1949 sogar das erste Mal die "Bayerische Woche" veranstaltet, aus München kamen in den frühen Vereinsjahren Segler, die ihre Boote auf Pferdekutschen transportierten.

Vereinsjubiläum: Die Bayerische Woche am Wörthsee 1949.

Die Bayerische Woche am Wörthsee 1949.

(Foto: Seglerverein Wörthsee/oh)
Vereinsjubiläum: Segeln und Alphörnen - zumindest bei der Jubiläumsfeier gehörte das zusammen.

Segeln und Alphörnen - zumindest bei der Jubiläumsfeier gehörte das zusammen.

(Foto: Georgine Treybal)

Der Zweite Weltkrieg hatte für die Seglern eine Zäsur bedeutet, aber danach nahm das Vereinsleben allmählich wieder Fahrt auf. Auf den See wurden Bootsklassen wie die O-Jollen, Chiemsee-Plätten, Flying Dutchmen, Finn-Dinghys, Korsare, Kielzugvögel und für die Jüngsten Optimisten, 420-er Jollen, 29-er und Laser gebracht. Es sind allerdings keine Vereinsboote, "üblicherweise hat jedes Mitglied sein eigenes Boot", erklärt Zieris - abgesehen von der Flotte an Optimisten, auf denen Kinder, die Interesse am Segelsport haben, ihr Schnuppertraining absolvieren. Mit ihren Booten nehmen die Wörthseer an nationalen und internationalen Regatten teil, mit Erfolg. Aus dem Verein kamen bereits Sieger der Kieler Woche, Welt-, Europa- und Deutsche Meister sowie Olympiateilnehmer. "Das verpflichtet zu intensiver Nachwuchsarbeit", erklärt Zieris.

Auch in kalten Wintern ist übrigens bei den Seglern Saison. Der Wörthsee friert relativ häufig zu, dann werden die Eissegler aufgebaut.

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