Wörthsee:Eine Frage der Nachhaltigkeit

Wörthsee: An der Kuckuckstraße in Wörthsee soll das Heizkraftwerk zur Nahwärmeversorgung des neuen Wohnquartiers entstehen. Die Gemeinde muss sich bald entscheiden.

An der Kuckuckstraße in Wörthsee soll das Heizkraftwerk zur Nahwärmeversorgung des neuen Wohnquartiers entstehen. Die Gemeinde muss sich bald entscheiden.

(Foto: Georgine Treybal)

Wörthsee setzt im Neubaugebiet an der Kuckuckstraße bei der Nahwärmeversorgung lieber auf nachwachsende Rohstoffe als auf Gas.

Von Patrizia Steipe, Wörthsee

Die Zeit drängt: Wenn das Projekt Nahwärmenetz mit Heizzentrale an der Kuckucksstraße in Wörthsee realisiert werden soll, muss es bald Zusagen von künftigen Nutzern geben. Der Bauherr, die MW Biomasse AG, hat bereits mit der Akquise begonnen. Vor allem die Neubauprojekte rund ums Quartier "Am Teilsrain" sind interessant. Auch die Bauherren, die Quest GmbH (Supermarkt und Wohnungen) und die Wohngenossenschaft Wogeno, wollen bald beginnen und müssen wissen, für welches Heizsystem sie sich entscheiden können.

Vor allem beim Supermarkt pressiert es, ansonsten tritt Plan B in Kraft - und das wäre eine Gasheizung. Dabei wäre Gas nicht nur wegen der internationalen Abhängigkeiten derzeit eine schlechte Lösung. Auch in punkto Nachhaltigkeit spricht alles für eine Hackschnitzelanlage, sagte Wörthsees Bürgermeisterin Christel Muggenthal bei einem Informationsgespräch im Rathaus. Sie hatte Experten an den Tisch geholt, die die Vorteile des vom Gemeinderat favorisierten Nahwärmenetzes erläuterten.

Sebastian Henghuber, Vorstand der MW Biomasse AG, betreibt rund 30 Heizwerke. "Dadurch ersetzen wir jährlich vier Millionen Liter Heizöl", erklärte er. Projektingenieur Sebastian Panradl ergänzte: "Bei uns gibt es quasi Wärme aus dem Bio-Hofladen". Die Wertschöpfung bliebe in der Region, die Hackschnitzel kämen von privaten Waldbesitzern. Verheizt werde Restholz: Bäume, die von Borkenkäfer befallen sind, Abschnitte aus dem Sägewerk, Äste und Bäume, die beim Durchforsten angefallen sind. Angesichts der Walddichte in der Region sei nicht zu befürchten, dass der Heizstoff ausginge. Von den 630 Hektar Wald in Wörthsee würde derzeit ein Drittel reichen, um die Kunden mit Hackschnitzeln zu versorgen.

Neben den Neubauten können auch Bestandsgebäude in Wörthsee angeschlossen werden. Allerdings müssten sich mehrere Nachbarn zusammentun, damit sich der Aufwand lohnt. Falls ein alter Öltank im Keller stehe, gebe es bei einem Austausch womöglich sogar Förderprogramme, erklärte Projektleiter Michael Brünner vom Ingenieurbüro EST.

Doch es gibt auch Skeptiker: Sie fordern eine modernere Technik als die Hackschnitzelanlage, beispielsweise Geothermie oder eine Grundwasser-Wärmepumpe. Beides sei für die kleine 5000-Einwohner-Gemeinde aber nicht realisierbar, meint Muggenthal. Für Geothermie bräuchte man eine fünf- bis zehnjährige Vorlaufzeit, eine sehr große Anzahl an Abnehmern und vor allem einen reichen Investor, der die Anlage errichtet. "Haben wir alles nicht", bedauerte sie. Eine Grundwasser-Wärmepumpe falle wegen der zu geringen Grundwasserströmung am Standort aus. "Wenn man hier Windkraft und Fotovoltaik integriert, könnte man das machen", so Brünner. Doch weder Windrad noch Freiflächen-PV-Anlage sind derzeit in der Gemeinde geplant. Später könnten bei der Heizzentrale jedoch problemlos neuere Technologien integriert werden. Den Kritikern gaben die Ingenieure mit auf dem Weg, dass im Gegensatz zu den Feinstaubschleudern Kachelofen und Kamin bei der klimaneutralen Heizzentrale dank eines Elektrofilters 99,9 Prozent an Feinstaub zurückgehalten werde. Bürger-Informationsveranstaltungen zum Wärmenetz finden am Donnerstag, 3. März, und voraussichtlich im Mai per Online-Konferenz statt.

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