Strandbad Raabe in Wörthsee:E-Boote als Fluchtfahrzeuge

Strandbad Raabe in Wörthsee: Am Strandbad Raabe war der Täter im Juli 2019 mehrfach in den Kiosk eingestiegen und mit Elektrobooten über den Wörthsee geflüchtet.

Am Strandbad Raabe war der Täter im Juli 2019 mehrfach in den Kiosk eingestiegen und mit Elektrobooten über den Wörthsee geflüchtet.

(Foto: Nila Thiel)

Das Amtsgericht Starnberg verurteilt den 25-jährigen Einbrecher zu einer Geldstrafe von 8000 Euro. Einmal hatte der junge Mann dabei auch eine Softair-Pistole dabei.

Von Christian Deussing, Wörthsee

Es war eine unheimliche Einbruchserie, die im Sommer vor drei Jahren die Einwohner von Wörthsee und die Pächterin des Kiosks am Strandbad Raabe beunruhigte: Im Juli 2019 ist ein Unbekannter nachts fünfmal in den Kiosk eingestiegen und hat sich danach in drei Fällen beim Steg ein Elektroboot geschnappt, um über den See bis zum etwa 500 Meter weit entfernten "Il Kiosko" zu tuckern. Dort hatte der Täter die gestohlenen Mietboote am Kiesstrand zurückgelassen. Beim letzten Mal vergaß der Dieb eine defekte Softair-Pistole im Elektroboot. Geklaut hatte er im Kiosk des Strandbads aber nur Trinkgeld-Schweinchen, Wechselgeld und eine leere Kasse. Die Beute war laut Anklage mit insgesamt 190 Euro eher gering.

Am Montag musste sich der Mann, dem man über DNA-Spuren auf die Schliche gekommen war, vor dem Amtsgericht Starnberg verantworten. Der 25-jährige Angeklagte war geständig und wurde zu einer Geldstrafe von 160 Tagessätzen zu 50 Euro, also 8000 Euro, verurteilt. Die Staatsanwältin hatte acht Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung mit einer Geldauflage von 3000 Euro gefordert, der Verteidiger hielt eine siebenmonatige Bewährungsstrafe und 1000 Euro für ausreichend.

"Ich war mittellos und stand irgendwann auf der Straße", sagt der Angeklagte

Er sei in der Zeit nach der Trennung seiner Eltern drogenabhängig gewesen, habe viel Alkohol getrunken und Geld benötigt, berichtete der junge Mann im Prozess. "Ich habe nicht gearbeitet, war mittellos und stand irgendwann auf der Straße." In der Nacht vor seinem ersten Einbruch in den Kiosk hatte der Angeklagte auch einen Mietwagen seiner Mutter in Wörthsee entwendet und war ohne Fahrerlaubnis mit dem Auto etwa 60 Kilometer herumgefahren, um es dann wieder vor dem Elternhaus abzustellen. In das Gebäude war er über eine Katzenklappe im Keller eingestiegen und hatte einen Geldbeutel mit 400 Euro, einen Lautsprecher und den Schlüssel des Mietautos gestohlen.

Die verzweifelte Mutter erstattete schließlich eine Strafanzeige gegen ihren süchtigen Sohn, damit er nicht noch mehr abstürzt und gezwungen wird, einen stationären Entzug zu machen. "Er wäre sonst abgeschmiert und in die Kriminalität abgerutscht", sagte die Mutter, die mittlerweile nach eigenen Angaben wieder ein gutes Verhältnis zu ihrem Sohn hat. Dieser scheint nun - wie auch das Gericht befand - die Kurve gekriegt zu haben. Der gelernte Bürokaufmann hat einen Job als Assistent einer Geschäftsführung und lebt nach erfolgreicher Suchttherapie in einer Einrichtung für Betreutes Wohnen in München. Er sei "supermotiviert" und komme eigenständig sehr gut zurecht, sagte seine sozialpädagogische Betreuerin in der Verhandlung.

Vernommen wurde auch die bestohlene Pächterin des Strandkiosks. Der Täter habe ein Fenster hochgestemmt, aber keinen Sachschaden verursacht - "doch er wurde immer dreister", berichtete die Betreiberin. Als dann in einem Boot die Pistole gefunden worden war, habe sie sich auch bedroht gefühlt, sagte die 58-jährige Strandbadpächterin. Der Angeklagte entschuldigte sich bei der Frau und versprach, ihr den Beuteschaden zu ersetzen.

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