Wörthsee:Schluifelder Moor an der A96 wird renaturiert

Wörthsee

Damit das Schluifelder Moor nicht länger austrocknet, verhindert nun eine Sohlschwelle einen zu starken Abfluss des Wassers.

(Foto: Landratsamt Starnberg/oh)

Damit das Moos wachsen kann, wird Wasser aufgestaut. Keller in den umliegenden Häusern sollen verschont bleiben.

Von Christine Setzwein

"Die Planung sieht vor, das Wasser in dem Graben aufzustauen und dadurch den Wasserstand im Moos um zehn bis 20 Zentimeter zu erhöhen." So stand es in der SZ - vor etwa 20 Jahren. Anfang Januar 2021 wurde nun die Sohlschwelle in den Bulachgraben im Schluifelder Moor eingebaut, berichtet das Landratsamt. Diese Schwelle verhindere nun einen zu starken Abfluss des Moorwassers und sichere einen mittleren Wasserstand im Naturschutzgebiet.

Es geht um den Erhalt von Schwingrasen, zierlichem Wollgras und Torfsegge, kalkreichen Sümpfen, Pfeifengraswiesen und Moorreitgras. Beim 57 Hektar großen Schluifelder Moor südlich der Lindauer Autobahn handelt es sich um einen Schwingrasen, die Pflanzen wachsen quasi auf einer Wasserblase. Durch die fortdauernde Entwässerung, bestärkt durch die Klimaveränderungen der vergangenen Jahrzehnte, war dieses Paradies bedroht. Ein Moorbagger hat nun Spundwände zu einer Sohlschwelle verbaut.

Cornelia Siuda von der Regierung von Oberbayern, zuständig für das Klimaschutzprogramm "Bayern Moore" erklärt die Schwierigkeit des Projekts. "Es musste sehr genau abgestimmt werden, dass der Wasserstand im Moor die Höhenlage der Keller im weiteren Umgriff nicht erreichen kann." Immer wieder hatten sich Anlieger des Moors gegen eine künstliche Anhebung des Wasserspiegels gewehrt, weil sie befürchteten, dass ihre Keller volllaufen.

Jetzt könnten die Torfmoose wieder wachsen, so das Landratsamt. Damit werde nicht nur das Ökosystem auf lange Frist erhalten, das renaturierte Moor hat auch eine wichtige Funktion bei der Senkung von Kohlendioxid. Jedes Jahr könnten damit etwa 315 Tonnen CO₂ eingespart werden.

Der Name Schluifelder Moor erinnert noch an den "Schluisee", der im späten Mittelalter 43 Hektar groß gewesen sein soll, aber immer mehr entwässert wurde. Graf Clemens Anton von Toerring-Seefeld ließ um 1815 den Abfluss zum Wörthsee hin verbreitern und vertiefen, ist beim Wörthseer Ortshistoriker Werner Bülow nachzulesen. Am 8. Juni 1889 war es amtlich: "Die Entwässerung des Schluifelder Mooses ist vollständig durchgeführt", wie der Kreiskulturingenieur dem Königlichen Bezirksamt München II meldete. Das Betreten des Naturschutzgebietes neben dem Golfplatz Wörthsee ist verboten - und auch nicht ratsam, weil gefährlich. Zwischen den trockengelegten Flächen soll es immer noch moorige Löcher von mehreren Metern Tiefe geben.

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