Wörthsee:Giftstoffe in der Grundschule

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Gemeinde Wörthsee schließt wegen hoher PCP-Werte das Gebäude und die Turnhalle. Die 193 Schüler sind nun in örtlichen Feuerwehrhäusern sowie im Sport- und Pfarrheim untergebracht.

Christine Setzwein

 Die Grundschule Wörthsee ist geschlossen. Foto: Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

In der Holzdecke eines Klassenzimmers der Grundschule Wörthsee ist am Montag ein stark erhöhter Wert von Pentachlorphenol (PCP) bekannt geworden. Seit Dienstag ist die Schule geschlossen. Wann und ob sie überhaupt noch einmal geöffnet wird, hänge von dem Ergebnis weiterer Untersuchungen ab, sagte Bürgermeister Peter Flach am Dienstag bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz im Rathaus.

Die 193 Schüler standen Dienstagmorgen vor verschlossenen Türen. Die Lehrer und einige Elternsprecher waren von Schulleiterin Andrea Torggler noch am Montagabend informiert worden - nach der außerordentlichen Gemeinderatssitzung, die Flach kurzfristig angesetzt hatte. Einstimmig hat sich das Gremium für die Schließung der Schule ausgesprochen. Auch dabei waren Vertreter der Feuerwehren, des Sportclubs Wörthsee, der Nachbarschaftshilfe und des Horts. Der Unterricht für die ersten Klassen findet nun in den Horträumen im katholischen Pfarrheim statt, die Zweitklässler lernen im Feuerwehrhaus Steinebach, die dritten Klassen im Albrecht-Deyhle-Haus und die vierten im Feuerwehrhaus Etterschlag. "Wir konnten nichts mitnehmen", sagte Torggler. Alles Lernmaterial, was momentan da ist, stammt aus den Schulranzen der Schüler. Für die sei die Auslagerung erst einmal nur ein Abenteuer, sagte Torggler. Die Pause auf der Wiese am Badeplatz Birkenweg, so wie gestern, steht normalweise auch nicht auf dem Stundenplan der zweiten Klassen. Die meisten Eltern erfuhren von der Schließung der Schule erst Dienstagnachmittag. In einem Elternbrief wurde ihnen die Situation von Torggler und Flach erklärt. Solange die Schule geschlossen ist, treffen sich alle Schüler morgens auf dem Pausenhof und gehen dann zu ihren jeweiligen Unterrichtsräumen. Mittags kehren sie zum Pausenhof zurück, wo auch die Schulbusse warten.

Dass die hohen PCP-Werte überhaupt entdeckt wurden, ist dem Neubau der Grundschule zu verdanken. Denn wenn das alte, 40 Jahre alte Gebäude abgerissen wird, muss die Abbruchfirma wissen, welches Material sie wo entsorgen kann. Sind Holz, Mauersteine oder Böden kontaminiert oder nicht? Bei der Erprobung der Holzvertäfelung in Raum 402 wurde ein Wert von 1400 Milligramm PCP pro Kilogramm Holz gemessen. Eine Sanierung wird spätestens ab 100 Milligramm empfohlen. Die Frage ist jetzt, ob das als krebserregend eingestufte PCP in die Räume "ausgast". Sollte das der Fall sein, "bleibt die Schule geschlossen", sagte Flach. Mit dem Ergebnis dieser Messung rechnet der Bürgermeister bis Freitag.

Als er am Montagvormittag erfahren habe, dass die Holzvertäfelungen der Schule mit dem giftigen Holzschutzmittel behandelt wurden, "habe ich zuerst mit mir gerungen, ob die Schließung der Schule und der Turnhalle wirklich gerechtfertigt sind", sagte er. Doch er kam zu dem Schluss, dass sie es sind: "Wir dürfen die Kinder keiner Gefährdung aussetzen." Sollte die Raumluft wirklich kontaminiert sein, gebe es zwei Möglichkeiten: Die gesamte Holzvertäfelung wird herausgerissen und die Schule gereinigt. Oder die Gemeinde muss Container anschaffen, bis die neue Schule fertig ist. Sie soll im Herbst 2015 ihren Betrieb aufnehmen. Bevor sie gebaut werden kann, muss erst die alte Turnhalle abgerissen werden. Das geht aber erst, wenn die neue fertig ist. Das wird im kommenden Jahr der Fall sein.

Flach und Torggler hoffen sehr, dass die Luft in den Klassenzimmern nicht belastet ist. Die Krankheitsrate an der Schule sei jedenfalls nicht höher als an anderen Schulen, sagte die Rektorin. Der Bürgermeister hofft vor allem, dass bei den Eltern keine Panik ausbricht. Bis gestern Nachmittag jedenfalls war die Lage noch ruhig. Es habe einige Anrufe gegeben, sagte Flach, die alle sehr sachlich gewesen seien.

Am heutigen Mittwoch um 19 Uhr veranstaltet die Gemeinde im katholischen Pfarrsaal an der Etterschlager Straße einen Infoabend für die Eltern der Grundschüler.

© SZ vom 12.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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