Wörthsee:Fast wie in alten Zeiten

Seit Max Hippius, Betreiber der Buddha-Bar, den Kiosk im ehemaligen Strandbad Fleischmann am Wörthsee übernommen hat, kommen die Gäste wieder gerne.

Von Astrid Becker

Es ist ein tiefer Seufzer der Erleichterung. "Endlich mal ein g'scheiter Kaffee." Die Dame, die dieses Lob ausspricht, ist eine echte Kennerin. Seit mehr als 40 Jahren, so erzählt sie, komme sie schon hierher, und in all dieser Zeit sei nie guter Espresso oder Cappuccino am Kiosk im ehemaligen Strandbad Fleischmann und dem dortigen Augustiner-Wirtshaus serviert worden. Aber jetzt, so schwärmt die gepflegte Germeringerin weiter, sei ja endlich alles ganz anders.

Anders, ja anders musste es auch werden. Das hatte sich Kioskbetreiber Max Hippius fest vorgenommen, als er knappe zwei Wochen vor der Wiedereröffnung den Anruf von der Gemeinde bekam. Ob er bereit sei, während der Badesaison die Bewirtschaftung auf dem Gelände zu übernehmen? Hippius war bereit. Und wie. Denn schon seit etwa drei Jahren träumt er davon, eines Tages Wirt im "Augustiner am See" zu werden. Und seine Chancen dafür stehen nun alles andere als schlecht. Denn seit der 49-Jährige den Kiosk an der Liegewiese übernommen hat, sind viele Wörthseer wieder zufrieden mit dem Zustand ihres geschichtsträchtigen Badeplatzes. Vorbei die Zeiten, in denen die Liegewiese vor Unrat und Gänsekot nur so strotzte. "Wir haben die Wiese selbst mit dem Rechen sauber gemacht, wenn wir zum Baden hergekommen sind, weil sich kein Mensch mehr darum kümmerte", sagt auch die Dame aus Germering, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Junge Mütter hätten die Windeln ihrer Kinder einfach liegen gelassen. Oder junge Leute Pizzaschachteln. Es habe ja keinerlei Verpflegung mehr gegeben, seit der Augustiner am See im vergangenen Oktober wegen mangelnden Brandschutzes geschlossen worden sei. Zuvor sei auch der Kiosk schon lange nicht mehr betrieben worden, sagt Hippius: "Wir mussten erst einmal alles eingelagerte Gerümpel entfernen und eine Küche einbauen", sagt er.

Jetzt vermitteln Kiosk, die weißen Sonnenschirme, die Bierbänke und das andere bequeme Mobiliar außen herum ein weitaus angenehmeres Ambiente. Wie auch die Germeringerin findet: "Wir hatten schon Angst um die diesjährige Badesaison, dachten, die Gemeinde sperrt alles ab. Ein klein wenig spricht sie da schon aus Erfahrung. Denn sie kennt das Strandbad seit 1971 persönlich, aus Erzählungen schon von frühester Jugend an. Eintritt habe man damals noch zahlen müssen, zumindest die Mädchen und Frauen: "Die Jungs sind immer über den Zaun geklettert." Und ihre Mutter, sagt sie, sei schon als Kind hierher gekommen, damals, in den 1920ern. Als sie dann selbst mit ihrer Familie von München nach Germering gezogen sei, habe sie das Bad für sich entdeckt: "Eine tolle Zeit" war das, sagt sie. Schauspieler wie Bernhard Wicki oder Gustl Bayrhammer hätten hier ihre Rollen einstudiert. Mit ihrer Clique habe sie sich in den 1980ern einen eigenen Steg gebaut und dort immer "Blanc de Blancs" getrunken. Kein Wunder, dass der Steg bei allen nur mehr der Blanc de Blancs-Steg hieß.

Den Steg gibt es längst nicht mehr, und auch den Wirt nicht, der den Freundeskreis damals nach Gutdünken schalten und walten ließ. Es könnte aber gut sein, dass sich die Dame und die vielen anderen Stammgäste hier in "ihrem" Strandbad wieder richtig wohlfühlen werden. Denn anders als sein Vorgänger kümmert sich Hippius um die Sauberkeit der Wiese - auch wenn dies gar nicht in seinem Vertrag steht. "Trotzdem", sagt er, "für mich gehört das einfach dazu."

Hippius ist aber auch das, was man mit Recht einen erfolgreichen Gastronomen nennen kann. Er arbeitete früher im Pe.Es. Kottmeier in Planegg, im P 1 und im Parkcafé in München. Heute gehört ihm die Buddha-Bar in Steinebach. Zudem betreibt er eine Cateringfirma in München und das "Agua" in der Stadthalle Germering. Den Kontakt zu Augustiner bekam er durch den Wiesnwirt Christian Schottenhamel, mit dem er vor vielen Jahren den "Schwarzbrenner" in Apfeldorf eröffnet hatte. In der Augustiner-Brauerei hat sich Hippius' Name bereits herumgesprochen. "Wir wissen, dass er einen guten Job macht", sagt Geschäftsführer Werner Mayer. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass Hippius eines Tages auch den Zuschlag für das neue Wirtshaus bekommen wird, das die Brauerei für etwa viereinhalb Millionen Euro anstelle des alten Gebäudes bauen will. Allerdings wird das noch dauern: Mayer rechnet nicht damit, dass mit den Arbeiten vor dem Winter begonnen wird. Und eine Fertigstellung bis zum Saisonbeginn 2015 hält er für ausgeschlossen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: