Süddeutsche Zeitung

Nachruf:Abschied vom Vater des Landkreislaufs

Dirk Marsen, der gemeinsam mit Bernhard Frühauf die größte Sportveranstaltung im Fünfseenland etabliert hat, stirbt zwei Monate nach dem Tod seiner Frau im Alter von 80 Jahren.

Von Peter Haacke, Wörthsee

Die Starnberger Sportlerfamilie trauert um einen hochverdienten Sportsmann und Funktionär: Dirk Marsen, Kreisvorsitzender (1983 - 1995) und Ehrenvorsitzender des Bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV) und einer der Erfinder des Starnberger Landkreislaufs, ist am Freitag im Alter von 80 Jahren gestorben - zwei Monate, nachdem seine Frau Bärbel aus dem Leben geschieden war. Marsen, geboren am 25. April 1942, war Sportler aus Leidenschaft.

Seine Wurzeln hatte Marsen im nordhessischen Kassel, seine sportliche Heimat fand er 1967 beim SC Wörthsee: Hier war er über drei Jahrzehnte Schriftführer, forcierte die EDV, den Internet-Auftritt des Vereins und trieb mit großem Engagement den Bau des Albrecht-Deyhle-Sportlerheims voran. Ausgerechnet auf dieser Baustelle ereilte Marsen - bereits im Ruhestand - im Sommer 2007 ein Schlaganfall, der ihn halbseitig lähmte. Seitdem saß er im Rollstuhl, doch trotz dieses Handicaps ließ er es sich nicht nehmen, an Sitzungen und Veranstaltungen des Sportkreises teilzunehmen. "Sein Rat war immer gefragt", heißt es im Nachruf des BLSV Starnberg.

Als Schüler faszinierte ihn das Turmspringen, das ihm seine Eltern aber wegen mangelnder schulischer Leistungen verbieten wollten. Doch der junge Marsen begeisterte sich auch für Schwimmen, Radsport, Langlauf oder Triathlon. Eine Meniskusverletzung vereitelte früh eine Fußballerkarriere, später begeisterte er sich fürs Bergwandern. Gemeinsam mit dem langjährigen Landkreis-Sportamtsleiter Bernhard Frühauf, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband, entwickelte er 1985 auf dem Höhepunkt der Trimm-Dich-Bewegung die Grundidee zum Starnberger Landkreislauf. Bis heute ist das Event fester Bestandteil im Starnberger Sportkalender.

Bis 1997 lief Marsen mit, dann beendete ein unverschuldeter Autounfall ein aktives Mitwirken. Dem Organisationsteam blieb er als Berater erhalten. Trotz körperlicher Einschränkungen unternahmen er und seine gesundheitlich ebenfalls angeschlagene Frau Bärbel - eine politisch und sozial hoch engagierte Lehrerin und Gemeinderätin - im Ruhestand noch Reisen ans Mittelmeer oder auch ans Nordkap. "Sie haben sich durch ihre Krankheiten nicht unterkriegen lassen", berichtet Sohn Thies Marsen.

Seine berufliche Karriere führte den Politologen Marsen als Personalrat in den Planungsstab der LMU München. Als "Willy-Brandt-Juso" engagierte er sich in der Gewerkschaft, arbeitete zeitweise in der Tarifkommission mit. 1993 trat er aus Protest gegen den "Asylkompromiss" - eine Neuregelung der CDU/CSU und FDP mit Zustimmung der SPD-Opposition unter der Regierung Helmut Kohl - aus der SPD aus. Er schloss sich der WASG an, die sich vorrangig aus regierungskritischen SPD-Mitgliedern und Gewerkschaftern rekrutierte.

"Marsen hinterlässt ein ehrendes Andenken für die Starnberger Sportwelt"

Marsen wurde für seine Verdienste 1994 von der Gemeinde Wörthsee ausgezeichnet, der BLSV ehrte ihn mit der "Verdienstnadel in Gold mit großem Kranz", der Freistaat mit dem Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten. Landrat Stefan Frey (CSU) würdigte ihn als Mann, der "ein ehrendes Andenken für die Starnberger Sportwelt hinterlässt". BLSV-Kreisvorsitzender Walter Moser und Bernhard Frühauf teilten mit: "In Dirk Marsen verliert der Sportkreis Starnberg ein Vorbild - und auch einen Freund".

Dirk und Bärbel Marsen hinterlassen zwei Söhne und drei Enkel. Die öffentliche Trauerfeier findet am Samstag, 25. März, um 11 Uhr in der Grundschule Wörthsee statt. Die Beisetzung folgt im engsten Familienkreis.

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