Wörthsee:Die Moderatorin

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Leise, aber bestimmt: Die Wörthseer Bürgermeisterin will agieren, nicht nur reagieren. (Foto: Georgine Treybal)

Christel Muggenthal macht nicht viele Worte, sie lässt andere reden - und entscheidet

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Da ist der Wörthseer Bürgermeisterin kurz vor Halbzeit wirklich ein Coup gelungen. Beim Kauf von "Raabes Kirchenwirt" durch die Gemeinde gelang es Christel Muggenthal (SPD) nicht nur, alle Gemeinderäte auf ihre Seite zu ziehen. Auch die Wörthseer Bürger applaudierten dieser Entscheidung, wurde damit doch verhindert, dass in der Steinebacher Ortsmitte Investoren das Heft in die Hand nehmen, das Traditionslokal endgültig stirbt und riesige Wohnhäuser den Dorfcharakter zerstören. "Der Kauf des Raabe-Areals hat auch mit Ortsentwicklung zu tun", sagt Muggenthal. Und mit diesem Thema ist sie schließlich seinerzeit in den Wahlkampf gezogen.

Kämpfen musste sie auch nach der gewonnenen Stichwahl - gegen ihre eigene Aufgeregtheit und Unsicherheit und um ein Miteinander im Gemeinderat. Da war die CSU, frustriert, weil sie Bürgermeisterposten und Mehrheit verloren hatte, und da waren die drei Neuen von Wörthsee-Aktiv, die am liebsten alles über den Haufen geschmissen hätten und die Verwaltung mir Anträgen bombardierten. Heute, sagt die 62-jährige Bürgermeisterin, "haben wir eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre".

Muggenthal ist keine Frau der vielen Worte. Im Gemeinderat nimmt sie eher den Part der Moderatorin ein, hört zu, lässt die anderen reden. Nur manchmal, wenn eine Diskussion doch auszuufern droht, kommt ein entschiedenes "Das machen wir jetzt so".

Das Altenpflegeheim Urban-Dettmar-Haus (UDH), der "Augustiner am See" und das Jugendhaus waren ebenfalls Wahlkampfthemen Muggenthals. Ihr Fazit: Alle drei Projekte laufen. Auch bei der Ortsentwicklung tut sich was - auch wenn es dabei manchem Bürger zu langsam geht. "Vieles dauert sehr lange", musste auch die Bürgermeisterin feststellen. Aber für Wörthsee wird jetzt ein Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) erarbeitet, ein praktischer Ratgeber für die Zukunft der Gemeinde, für den es auch Zuschüsse gibt.

" Die Gemeinde soll selber handeln und sich nicht nur von anderen treiben lassen", das ist Muggenthal wichtig. "Und am sichersten kriegen wir das, was wir wollen, wenn wir es selber machen." Beispiel "Kirchenwirt": An diesem Freitag ging das Areal der Familie Raabe offiziell in den Besitz der Gemeinde Wörthsee über. So macht Kommunalpolitik Spaß. So viel Spaß, dass Christel Muggenthal einer zweiten Amtsperiode nicht abgeneigt wäre.

© SZ vom 29.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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