Gastronomie:Vom Kita-Catering zum eigenen Wirtshaus

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Die neue Wirte-Familie Carola und Domenico Petrone mit ihren Kindern Sophia und Fernando (von links).
Die neue Wirte-Familie Carola und Domenico Petrone mit ihren Kindern Sophia und Fernando (von links). (Foto: Nila Thiel)

Carola und Domenico Petrone übernehmen zusätzlich zum „Il Plonner“ in Weßling das „Augustiner am Wörthsee“. Ihre Catering-Firma „Il Cielo“ haben sie vor drei Jahren verkauft.

Von Patrizia Steipe, Wörthsee

Von der Decke hängen Zweige mit hellgelben Mimosenblüten. „Damit läuten wir den Frühling ein“, sagt die neue Wirtin des „Augustiner am Wörthsee“. Für sie haben die Mimosen eine besondere Bedeutung. In Italien, wo ihr Mann herkommt, ist es Tradition, dass am 8. März, dem Weltfrauentag, Frauen mit Mimosen beschenkt werden. Zufällig fällt die Eröffnung unter neuer Leitung genau auf diesen Tag. „So sollte es wohl sein“, lacht Carola Petrone. Kurz vor dem großen Tag herrscht geschäftiges Treiben im Lokal. Die Kasse wird neu programmiert, auf einem Tisch liegen frisch gebügelte Dirndl für die Bedienungen, Lieferanten bringen Ware, Dekorationen werden aufgestellt.

Nur eine Woche nach der Übernahme läuft der Betrieb nahtlos weiter. „Am Anfang wird es noch ein wenig holprig sein“, befürchtet Petrone. Das Team aus 50 neuen und übernommenen Mitarbeitern muss erst zusammenwachsen. Deswegen verzichtet Petrone auf eine große Eröffnungsfeier. Unverzichtbar ist für sie aber die Segnung der Räume durch den Pfarrer. Dann sei alles bereit für den großen Ansturm an den Wörthsee. Der Wetterbericht habe schließlich herrliches Wetter vorhergesagt. In den Sommermonaten könnten schon mal 1000 Gäste am Tag kommen. „Eine Mammutaufgabe“, sagt Petrone. Neben dem Restaurant und dem Biergarten eröffnet deswegen zeitgleich auch der Kiosk an der Liegewiese.

Damit beginnt ein neuer Lebensabschnitt für die Familie Petrone. „Ich wachse mit meinen Kindern“, sagt die Wirtin und lacht. Vor 20 Jahren hat die Weßlingerin die Catering-Firma „Il Cielo“ gegründet. Zuerst belieferte sie Kitas mit Bio-Mittagessen, später weiterführende Schulkantinen im ganzen Landkreis. „Jetzt gehe ich mit meinen Kindern quasi in die Erwachsenenverpflegung“, freut sich die 52-Jährige. Gemeinsam mit ihrer Tochter Sophia (25), einer gelernten Hotelfachfrau und Sohn Fernando (22), einem gelernten Koch, wird sie das Augustiner-Wirtshaus betreiben. Die Cateringfirma hat sie vor drei Jahren verkauft. Deswegen hatte die Gastronomin genug Eigenkapital und dazu ein überzeugendes Konzept für die Bewerbung bei der Augustiner-Brauerei. Ihre Vorgänger, Till und Pamela Weiß, haben nämlich an die Menterschwaige in Harlaching gewechselt.

Das Weßlinger Restaurant „Il Plonner“ leitet weiterhin Petrones Mann Domenico. Seine Frau ist aber Geschäftsführerin beider Lokale. Lediglich Tochter Caterina fällt aus der Reihe. Sie studiert Hebamme. Ein Familienunternehmen zu führen, sei nicht immer einfach. „Jeder braucht seinen Raum“, erklärt Petrone. Wichtig seien Toleranz und Teamfähigkeit. Ihren Kindern möchte die Wirtin Raum geben, um sich weiterzuentwickeln. In der ruhigeren Winterzeit hätten sie die Freiheit im Ausland zu arbeiten, falls sie wollen.

Auf die neuen Herausforderungen freut sich die neue Wirtin. „Ich organisiere gerne“, erklärt sie. Nicht nur in der Gastronomie. Carola Petrone ist auch im Vorstand des Weßlinger Wirtschaftskreises. „Mir ist es wichtig, dass etwas los ist in der Region.“ Zur Entspannung singt sie im Chor und hofft, im Sommer Zeit zu finden, um in den Wörthsee zu springen. Der ist schließlich schon seit Kindertagen ihr Lieblingssee. „Meine Mutter stammt aus Walchstadt und ist oft mit mir an den Wörthsee gefahren“.

Historische Bilder erzählen die Geschichte des Strandbads am Wörthsee.
Historische Bilder erzählen die Geschichte des Strandbads am Wörthsee. (Foto: Nila Thiel)
In den Sommermonaten kommen schon mal 1000 Gäste am Tag in den Biergarten.
In den Sommermonaten kommen schon mal 1000 Gäste am Tag in den Biergarten. (Foto: Nila Thiel)
Domenico Petrone hat bereits die Bierfässer verstaut.
Domenico Petrone hat bereits die Bierfässer verstaut. (Foto: Nila Thiel)

Im Restaurant zieren alte Schwarz-Weiß-Fotos vom Strandbad die Wände. Carola Petrone fand sie auf dem Speicher. Der Retro-Aspekt zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Konzept. Daneben nimmt Petrone bei der Deko Bezug auf die Firmenfarben der Brauerei: Blau und Gold. Tochter Sophia hat das neue Dirndl bereits angezogen. Das dunkle Blau des Mieders und die altgoldfarbene Schürze sehen edel aus. Die Farben setzen sich in der Speisekarte fort. Darauf stehen Gerichte wie das Bockbierschnitzel oder das Bierfahrergulasch. Ergänzt wird die „klassisch-bayerische“ Auswahl von Wurstsalat, Schweinebraten und vegetarischen und veganen Gerichten, viele davon glutenfrei. Es gibt ein Risotto mit Reis aus dem bayerischen Chiemgau oder Curry mit bayerischen Berglinsen und als Nachtisch Apfelkücherl. Der neue Küchenchef Stefan Franke bringt vielfältige Erfahrungen mit. Die vergangenen sechs Jahre hatte er auf Borkum gekocht und kehrte nun in seine bayerische Heimat zurück. Als Referenz an seine schwäbische Heimat hat er Maultaschen auf die Karte gesetzt. Und es gibt eine günstige Mittagskarte.

Bei schönem Wetter werden am Kiosk von 18 Uhr an Sundowner ausgeschenkt. „Wir haben hier nämlich den schönsten Sonnenuntergang am Wörthsee“, versichert Petrone. Neben gesunden Snacks wie Obst und Müsliriegeln bietet der Kiosk Klassiker wie Pommes Frites und Currywurst. Petrone plant außerdem Frühstück vom Kiosk und Bio-Eis. An der Außenfassade des Restaurants hängen Tafeln, die die Geschichte des Strandbads mit vielen Bildern erzählen. In den 1920er-Jahre war das Strandbad nämlich ein richtiger „Hotspot“. Besitzer Aloys Fleischmann stellte eine acht Meter hohe Wasserrutsche auf und organisierte Veranstaltungen wie die „Miss-Wörthsee“-Wahlen, international besetzte Wasserballturniere oder im Winter Eishockeyturniere.

Das Strandbad zählte zu den größten Freibädern Süddeutschlands. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte nicht an die großen Erfolge angeknüpft werden. 1997 pachtet die Augustiner-Brauerei das Gelände mit dem Restaurant. Aus dem „Fleischmann“ wurde der „Augustiner am Wörthsee“. 2015 wurde die Badeanlage restauriert und das alte Restaurantgebäude durch einen Neubau ersetzt. Die Gaststätte ist nach wie vor ein beliebter Treffpunkt und eine Location für Hochzeiten, Taufen und Jubiläen. Auch die ersten Kulturveranstaltungen stehen fest. Am 16. März gibt es einen Frühschoppen mit einem Konzert der Blaskapelle Wörthsee und die Bauernbühne Wörthsee tritt vom 29. März an mit ihrem neuen Programm auf. Gespielt wird die „Schwalbacher Diplomatie“ und der Dreiakter „Der sanfte Tyrann“.

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