Wirtschaft im Fünfseenland:„Der macht das auf jeden Fall richtig“

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Vater Florian Bernlochner und Sohn Ludwig Bernlochner an einer der computergesteurten Maschinen in der Spenglerei in Hochstadt. Der Junior führt die Firma mittlerweile alleine. (Foto: Nila Thiel)

Der Wirtschaftspreis des Landkreises Starnberg beschäftigt sich dieses Jahr mit gelungenen Firmenübergaben. Die Spenglerei Bernlochner zählt zu den Finalisten. Der Betrieb ist ein Paradebeispiel für den klassischen Übergang vom Vater zum Sohn – allerdings mit einer Besonderheit.

Von Michael Berzl, Weßling

Die neue Maschine ist mehr als sechs Meter lang und kann eine ganze Menge. Nur ein paar Eingaben an einem Bildschirm sind nötig und sie faltet die zuvor in einer weiteren Maschine zugeschnittenen Bleche aus Kupfer oder Edelstahl ganz exakt nach Wunsch in fast beliebigen Größen. Juniorchef Ludwig Bernlochner führt in seiner Spenglerei am Rand von Hochstadt vor, wie ein Z entsteht. Z wie Zeitung, etwa in der Größe eines Aktenordners. Zwei Greifer ziehen sich das Material in die richtige Position. Eine lange Schiene senkt sich, knickt das Blech nach unten, eine weitere Schiene kommt von unten und drückt nach oben. Fertig. Als die Mitarbeiter das alles noch per Hand erledigen mussten, hat so ein Arbeitsgang viel länger gedauert.

Der Fortschritt hat seinen Preis. Gut eine halbe Million Euro hat die Familie Bernlochner die Modernisierung ihres Betriebs gekostet. Ausgaben, die in einer Firma in der Größenordnung gewiss nicht alltäglich sind. Sie haben sich das gut überlegt und dann ganz bewusst den Schritt gewagt. Die Investition gehört zu einem Generationenwechsel. Der Junior, der im Oktober 33 Jahre alt geworden ist, hat vor einem Jahr die Spenglerei von seinem Vater Florian Bernlochner übernommen, der sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen musste. Teil der Geschäftsführung ist der Sohn schon länger, nun ist er auch Inhaber; mit der entsprechenden Verantwortung und der finanziellen Belastung. Eher als vielleicht einmal geplant war, aber es scheint gut zu klappen. Bei dem Übergang helfen nun alle zusammen: Belegschaft, Mutter, Ehefrau. Wie groß der Zusammenhalt ist, ist nicht zu übersehen beim Gespräch am soliden Holztisch in einem Nebenraum der Werkstatt. „Die sind alle den Weg mitgegangen, die haben uns alle unterstützt“, sagt Ludwig Bernlochner. Ihm war es sehr wichtig, einen neuzeitlichen Betrieb mit modernen Maschinen und Fahrzeugen an seinen Sohn Ludwig zu übergeben.

Es ist eines von zwölf Beispielen aus dem Landkreis Starnberg, wie der Führungswechsel in einer Firma funktionieren kann. Daher gehört die Spenglerei Bernlochner mit 15 Angestellten zu den zwölf Finalisten beim Wirtschaftspreis. Wer da gewinnt, weiß noch niemand. Das wird erst bei der offiziellen Vergabe mit geladenen Gästen am Mittwoch, 27. November, bekanntgegeben.

Der Vater hat gezwungenermaßen lernen müssen loszulassen und nicht Tag und Nacht an die Firma zu denken, auch wenn er auf dem Firmengelände wohnt. Das scheint dem 57-Jährigen zu gelingen. Er hat seine Rolle abgegeben und seinem Sohn die Führung übergeben. Schließlich kann er sich auf seinen Nachfolger verlassen. „Der macht das auf jeden Fall richtig“, sagt der Vater. Der Sohn hat im eigenen Betrieb das Handwerk gelernt und das mit Erfolg. Bei der Gesellenprüfung war Ludwig Bernlochner Bundessieger, später absolvierte er die Meisterprüfung im Spenglerhandwerk mit der Auszeichnung „Meisterpreis der Bayerischen Staatsregierung“.

In der Spenglerei hilft die ganze Familie zusammen: Im Büro managt Maria Bernlochner mit Schwiegertochter Martina Auftragsvergabe und Buchhaltung. (Foto: Nila Thiel)
Markus Teichler mit dem Firmeninhaber Ludwig Bernlochner an der Faltmaschine. (Foto: Nila Thiel)

Ein Fachmann mit Auszeichnung also. Und einer, der im Gegensatz zum Vater mit Medien wie Mail und Internet aufgewachsen ist, der zum Beispiel seinen Betrieb auch in sozialen Medien wie Instagram präsentiert und so auch die junge Generation erreicht. Wie andere Handwerksbetriebe auch, haben natürlich auch die Bernlochners ein Problem, Nachwuchs zu rekrutieren. Da ist es gut, dass es dem Junior leichter fällt, auf die Jugend zuzugehen, bei einer Berufsinformationsmesse in Herrsching zum Beispiel. Und das mit Erfolg. Ein Lehrling hat nach einem Praktikum schon angefangen in Hochstadt, ein weiterer kommt im nächsten Jahr.

Zum Repertoire der Bernlochners gehören die typischen Gewerke einer Spenglerei wie Blechdächer, Gauben oder Kaminverblendungen sowie mehr als früher auch Flachdachabdichtungen. Bei der Wallfahrtskirche Maria Eich bei Planegg war die Hochstadter Firma gleich zweimal mit zeitlich großem Abstand beauftragt. Das Kirchendach wurde unter Federführung des Vaters verlegt, das Dach auf einem neuen Anbau mit Wohnung unter Leitung des Sohnes.

Starnberger Wirtschaftspreis
:Vom Lehrling zum Firmenchef

Für die Unternehmensnachfolge gibt es verschiedenste Möglichkeiten. Das zeigt ein Blick auf die Finalisten beim Wirtschaftspreis des Landkreises Starnberg: Mal übernimmt der Sohn die Leitung, in anderen Fällen ein Fachmann von auswärts – oder eben ein ehemaliger Mitarbeiter.

Von Michael Berzl

Wie sehr die Stammbelegschaft zur Firma hält, hat sich auch in den schwierigen Zeiten gezeigt. Einige Mitarbeiter seien schon zehn oder 20 Jahre oder schon länger dabei. Zum Team gehören auch die Ehefrauen von Florian und Ludwig Bernlochner. Martina und Maria Bernlochner kümmern sich im Büro um die eingehenden Aufträge und die Buchführung. „Ohne die läuft gar nichts. Du brauchst jemanden, der dir den Rücken frei hält“, weiß der Senior aus Erfahrung. Mit auf dem Grundstück befindet sich die Zimmerei Bernlochner. Es ist ein eigenständiger Betrieb, aber es kommt immer wieder vor, dass ein Auftrag zusammen erledigt wird: „Wir sind ein schlagfertiges Team“, sagt Ludwig Bernlochner.

Beim Rundgang durch die Werkstatt kommen seine beiden Kinder Franz und Ida herein, die sich schon sehr interessiert zeigen, was sich da alles tut. Freudestrahlend laufen sie auf den Opa zu. Der hat jetzt auch Zeit und die Muße, sich um seine Enkel im Alter von zwei und fünf Jahren zu kümmern. Und er scheint das richtig zu genießen.

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