Süddeutsche Zeitung

Wirtschaftspreis:Fachlich und menschlich

Elektro Saegmüller in Starnberg erhält den Wirtschaftspreis in der Kategorie 20 bis 100 Mitarbeiter.

Von Hannah Maassen, Starnberg

Auf Gerd Zankers Schreibtisch kleben drei bunt bedruckte, laminierte Blätter: eines für jeden Ausbildungsjahrgang. Unter den Porträtfotos steht der Name des jeweiligen Azubis, der Geschäftsführer findet es unhöflich, wenn man die Leute, mit denen man arbeitet, nicht namentlich ansprechen könne. Die Merkhilfe ist auch dringend notwendig bei einem Betrieb mit rund 100 Mitarbeitern, davon allein 24 Auszubildende.

Elektro Saegmüller ist in der Kategorie "20 bis 100 Mitarbeiter" zum besten Ausbildungsbetrieb der Region ausgezeichnet worden. Als einen Grund nennt die Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung - kurz gwt - das soziale und berufliche Engagement der Firma. Darunter fällt etwa eine Umsatzbeteiligung für alle Mitarbeiter: Die Höhe der Prämien wird anhand eines Schlüssels, der bei Lehrlingen zum Beispiel Notendurchschnitt und Fehltage berücksichtigt, berechnet. Hinzu kommen I-Phones, die auch privat genutzt werden können, sowie fachliche Schulungen oder Kurse für Persönlichkeitsentwicklung und Kommunikation. Vor allem letztere liegen dem Geschäftsführer am Herzen: "Wir beschäftigen nicht nur Mitarbeiter, sondern Menschen". Deswegen kümmert sich die Firma auch um private Belange, die Beschäftigten sollen Vertrauen haben. Hätte jemand Probleme, halte das Unternehmen zusammen, sagt Zanker. Um einen Ansporn für gute Leistungen in der Berufsschule zu geben, erhalten Schüler, die bei der Gesellenprüfung mit einem Notendurchschnitt zwischen 1,0 und 2,0 einen Zuschlag von 30 Prozent, bei einem Schnitt zwischen 2,1 und 3 einen 15-prozentigen. Die meisten werden übernommen.

Der Betrieb bietet zwei Ausbildungen an: Zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik und zur Kauffrau für Büromanagement: Eine davon ist Sina Berthold. Die 17-Jährige ist im ersten Ausbildungsjahr eine von zwei Lehrmädchen und hat in mehreren Betrieben probegearbeitet. Für Saegmüller habe sie sich entschieden, weil ihr Atmosphäre und persönlicher Umgang mit Vorgesetzten und untereinander gefallen habe. Sie wirkt sehr glücklich mit ihrer Entscheidung, innerbetriebliche Probleme könnten schnell gelöst werden, die Ausbilder und das Konzept seien super: Man komme einmal in alle Bereiche, Neues werde gut vermittelt.

Wie fast alle Ausbildungsbetriebe hat auch Saegmüller Probleme Auszubildende zu akquirieren. Aber mit dem Besuch von Fachmessen, dem Angebot eines dualen Studiums oder Onlineauftritten in sozialen Medien versuche man auf die "Generation XY" zuzugehen, erklärt Zanker. Denn "wenn du nicht mit der Zeit gehst, gehst du mit der Zeit", sagt er. Und auch die Auszeichnung der gwt sei nun eine weitere gute Werbung.

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Quelle:
SZ vom 08.11.2018
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