Wirtschaftskrise:Große Nachfrage nach Corona-Krediten

Roland Schelonke

Roland Schelonke, Direktor der Commerzbank.

(Foto: oh)

Kunden der Starnberger Commerzbank haben bereits Kfw-Hilfsdarlehen in Höhe von sechs Millionen Euro erhalten.

Von Jessica Schober

Mehr als 150 Anfragen haben die Starnberger Commerzbank inzwischen erreicht von Unternehmen, die sich nach den ausgeweiteten KfW-Corona-Kreditprogrammen des Bundes sowie den Förderprogrammen des Landes Bayern erkundigen. In 50 Fällen wurden tatsächlich Kredite beantragt, in zehn Fällen wurden sie bereits genehmigt mit einem Darlehensvolumen von sechs Millionen Euro. Betroffene Branchen seien vor allem der Tourismus, die Gastronomie und der Einzelhandel. Aber auch Unternehmen aus dem Automotive-Bereich und dem Handwerk seien genauso wie Freiberufler in Folge der Coronakrise auf Hilfskredite angewiesen, teilte Bankdirektor Roland Schelonke mit.

Für private Bankkunden, die zum Beispiel aufgrund von Kurzarbeit in Zahlungsengpässe gerieten, bietet die Bank an, für sechs Monate die Tilgung der Baufinanzierung auszusetzen. 15 Kunden haben diese Zahlungsstundung bereits in Anspruch genommen. Bei Ratenkrediten könne eine dreimonatige Zahlungspause vereinbart werden. Eine neuerliche Überprüfung der Kreditwürdigkeit finde nicht statt, so Schelonke. Überhaupt sei es ihm ein Anliegen, schnelle Hilfe zu leisten für alle Krisenbetroffenen. "Hier geht es um Geschwindigkeit", bekräftigt auch Daniel-André Krämer, der für Vermögensmanagement zuständig ist. Beide Banker drängen darauf, dass Betroffene die KfW-Corona-Kredite so früh wie möglich beantragen sollten.

Insgesamt blickt die Starnberger Commerzbank auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2019 zurück. Sie konnte 243 neue Kunden gewinnen und den Bereich der Vermögensanlageberatung weiter ausbauen. Die 13 Mitarbeiter der Starnberger Filiale sind alle weiterhin Einsatz, Kurzarbeit stehe nicht an, sagte Bankdirektor Schelonke. Obwohl seit Beginn dieser Woche alle Mitarbeiter einen Mund-Nasen-Schutz tragen, "menschelt es sehr", sagte der Direktor.

Zum Schutz vor Coronaviren dürfen maximal zwei Kunden zeitgleich die Bank und den Kassenbereich betreten. Seit fünf Wochen wacht ein Sicherheitsmann über den Einlass. Die Tastaturen der Geldautomaten würden regelmäßig desinfiziert. Das Onlinebanking floriere in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen, die Nutzung der Commerzbank-App sei seit Ende Februar von 45 auf 65 Prozent gestiegen. Dennoch bleibe das persönliche Beratungsangebot bestehen: "Vertrauen für Geldanlagen kann man sich nicht nur elektronisch erschließen", sagt Vermögensberater Kramer. Für Geldanlagen in Zeiten der globalen Rezession und niedriger Zinsen empfiehlt er breitgestreute, schrittweise Investitionen in Gold und Edelmetalle. Außerdem warnt er vor Panikverkäufen auf dem Kapitalmarkt. Die Bank rechne mit einer wirtschaftlichen Erholung in der zweiten Jahreshälfte, mittel- und langfristig orientierte Anleger sollten über die aktuellen Turbulenzen hinwegsehen.

Aktuell gehe es vor allem darum, Kunden beratend zur Seite zu stehen. "Die Commerzbank ist einer der größten Finanzierungspartner der KfW. Daher können wir Unternehmen aktuell über die ausgeweiteten Fördermöglichkeiten beraten", sagte Schelonke. Insgesamt blickt die Starnberger Commerzbank auf einen Kreditbestand von 90 Millionen Euro für Privat- und Unternehmerkunden sowie auf einen Kreditbestand von 30 Millionen Euro der 300 Kunden des so genannten Wealth Managements, bei einem Depotvolumen von 180 Millionen Euro.

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