Wirtschaft:Unternehmen kauft Firmen wegen der Mitarbeiter - nicht, um diese loszuwerden

Wirtschaft: So sieht das neue Firmenlogo von PTC Telecom aus - auch der Name ist neu. Das Unternehmen von Michael Padberg (links) heißt nun "Professionals' Telecom". An dem Modernisierungsprozess hat Sohn Benedict entscheidenden Anteil.

So sieht das neue Firmenlogo von PTC Telecom aus - auch der Name ist neu. Das Unternehmen von Michael Padberg (links) heißt nun "Professionals' Telecom". An dem Modernisierungsprozess hat Sohn Benedict entscheidenden Anteil.

(Foto: Arlet Ulfers)

Michael Padberg hat für seinen Betrieb PTC Telecom keine Fachkräfte mehr gefunden. Darum hat er zwei Firmen wegen der Spezialisten übernommen.

Von Otto Fritscher, Wörthsee

Es ist ein gängiges Szenario in der Wirtschaft: Ein Unternehmen kauft zunächst ein anderes auf, dann werden die Synergieeffekte, die sich aus der Übernahme ergeben, beschworen und daraufhin ein mehr oder minder großer Teil der Belegschaft des zugekauften Unternehmens entlassen. Auch Michael Padberg hat mit seiner im Wörthseer Ortsteil Etterschlag ansässigen Firma PTC Telecom im Dezember vergangenen Jahres zwei Übernahmen getätigt: IT-Systemhäuser in Deggendorf und in Weil im Landkreis Landsberg. Allerdings steckte hinter den Firmenkäufen nicht die Absicht nach schierer Expansion und Größe. "Ich habe die beiden Firmen erworben, weil ich deren Mitarbeiter dringend brauche. Auf dem freien Markt sind praktisch keine Fachkräfte wie Telekommunikatons-Spezialisten oder Informatiker zu kriegen. Also was sollte ich machen?", sagte Padberg am Rand der Jubiläumsfeier seines Unternehmens, das er vor 30 Jahren zusammen mit zwei Brüdern gegründet hat. Die beiden Firmen haben zusammen eine Belegschaft von 16 Köpfen, so dass PTC Telecom nun 60 Mitarbeiter an drei Standorten beschäftigt.

PTC ist eine Erfolgsgeschichte, wie er sie sich damals niemals erträumt habe, sagt Padberg, der auch Vorsitzender des Starnberger Unternehmerverbandes UWS ist. Doch nicht nur das: Er ist auch Aufsichtsrat in der Energiegenossenschaft Fünfseenland, in der Industrie- und Handelskammer aktiv und außerdem Handelsrichter. Ein Unternehmer also, der sich weit über seine ureigenen Interessen hinaus engagiert. Padberg selbst bezeichnet sich als "werteorientiert", sein größtes Kapital seien seine Mitarbeiter und deren Wissen.

PTC Telecom ist spezialisiert auf UC, eine Abkürzung für "Unified communications", also integrierte Kommunikationslösungen für mittelständische Firmen, aber auch große Konzerne wie Hipp oder Möbelhäuser, die Zugspitzbahn oder Netto Marken Discount. "Das ,Who is Who' der bayerischen Wirtschaft, wir haben mehr als 1000 Vertragskunden", erklärte Padberg bei der Feier am Mittwoch.

Angefangen haben die Padbergs 1988 mit der Idee, Telefonanlagen zu verkaufen und aufzubauen; einer der Brüder arbeitete bei der Telekom. "Als der erste große Karton mit einer Anlage von Siemens kam, haben wir mit großen Augen reingeschaut und nicht gewusst, was wir damit anfangen sollen", erinnert sich Padberg. Das Unternehmen wuchs und wuchs, im Jahr 2000 bezog die Firma das Gebäude in Etterschlag.

Zum 30. Firmengeburtstag hat Michael Padberg nun nicht nur gefeiert, sondern, wie er sagt "alte Zöpfe abgeschnitten", was auch zu familieninternen Diskussionen geführt habe. Michael Padbergs Sohn Benedict, der eine Markenagentur führt, sollte im Auftrag des Vaters einen neue Internetseite für die Firma entwickeln. "Nö, mach' ich nicht", sagte der Sohn, worauf Papa mit "Du spinnst!" antwortete. Grund für die vorläufige Weigerung des Sohns: Er wollte, dass sich der Firmenchef zunächst grundsätzliche Gedanken über die Positionierung, Ausrichtung und Vision der Firma machte. Was dann in einem Diskussionsprozess geschah, in den auch die Mitarbeiter intensiv eingebunden waren. Dass auch der Firmenname von Padberg Telecom in Professionals' Telecom geändert wird, daran hatte manche schon zu schlucken. Auch das Logo wurde geändert, statt in bayerisch-blau sind die Internet-Seiten nun in einem Farbverlauf von Lila nach Orange gehalten.

Und es gibt eine klare Firmenphilosophie, in deren Mittelpunkt nicht die Technik steht, wie man für ein IT-Systemhaus vermuten würde, sondern der Mensch - sowohl Mitarbeiter als auch Kunden. "Ich würde nie eine Firma kaufen mit der Absicht, dann dort das Personal zu entlassen", sagt Michael Padberg. Eine Aussage, die man diesem Mann auch abnimmt.

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