Süddeutsche Zeitung

Wirtschaft:Eine Firma in der Firma

Lesezeit: 2 min

Bei Webasto sind die Azubis für Entwicklung und Vertrieb der Werbemittel zuständig.

Von Otto Fritscher, Stockdorf

Es ist eine Quote, von der Personalchefs träumen: zehn Bewerber auf eine offene Stelle, manchmal auch 20. "Weniger haben wir eigentlich nie", sagt Andrea Bodner, die als Ausbildungsleiterin beim Stockdorfer Automobilzulieferer Webasto für die Rekrutierung und Ausbildung der jungen Leute verantwortlich ist. 73 Azubis sind es an den drei Standorten im Fünfseenland: der Zentrale in Stockdorf, in Gilching und in Utting. "Unsere Ausbildung genießt wohl einen guten Ruf", sagt Bodner und lacht.

In der Tat kümmert sich das Unternehmen, das weltweit 13 000 Mitarbeiter beschäftigt, intensiv darum, in Zeiten des Fachkräftemangels immer ausreichend Nachwuchs zu finden. "Das fängt beim Kontakt zu den Schulen in der Umgebung an", sagt Bodner, zur Attraktivität als Arbeitgeber gehöre aber auch eine breite Palette an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Natürlich sind bei den Jungs die diversen Ausprägungen des Mechanikerberufs am meisten gefragt, während es junge Frauen eher ins Büro zieht. Und Webasto gehört zu jenen noch nahezu handverlesenen Firmen in der Region Starnberg-Ammersee, die eine duale Ausbildung bieten, also die Möglichkeit, im Unternehmen zu arbeiten und gleichzeitig ein Studium - zumeist in den Ingenieurwissenschaften - zu absolvieren. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der Hochschule Ravensburg/Friedrichshafen, weil hier Studium und Ausbildung in der Firma in größere abwechselnde Blöcke aufgeteilt sind. Aber auch zwei Abschlüsse nach einer Ausbildung sind möglich, etwa als Industriekauffrau plus ein Bachelor in BWL nach einem Studium an der FOM - Hochschule für Ökonomie und Management - in München.

Und noch etwas macht die Ausbildung bei Webasto besonders: Die jungen Leute führen gänzlich eigenständig "Young Drive", eine Firma in der Firma, die für die Werbemittel des Unternehmens zuständig ist, von der Idee über den ersten Entwurf und die Herstellung bis zum Vertrieb an die mehr als 50 weltweiten Webasto-Niederlassungen. Im Sortiment gibt es natürlich Kugelschreiber und Rucksäcke, aber auch Kreativeres wie USB-Sticks in Form einer Ladestation für Elektroautos. Der Jahresumsatz von Young Drive beträgt immerhin rund 300 000 Euro.

Ein Azubi ist Bodner im Lauf der Jahre besonders im Gedächtnis geblieben: "Ein junger Mann, der während seiner Ausbildung etwas schwierig war und anfangs alles nicht so ernst genommen hat", formuliert Bodner diplomatisch. Aber er habe sich super entwickelt und weitergebildet, mit einem berufsbegleitendem Studium im Fach "Internationales Management". "Und das Beste ist", sagt Bodner, "dass er immer noch bei Webasto ist."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4201523
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 08.11.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.