Was bringt eine Rufbereitschaft, wenn der Mitarbeiter, der in Herrsching, Wörthsee oder Pähl gebraucht wird, in Wolfratshausen oder Landsberg wohnt? Vermutlich nur Ärger, weil er zu lange braucht, um den Schaden zu beheben. Bei den Herrschinger Wasser- und Abwasserbetrieben Awa-Ammersee gehört der Bereitschaftsdienst zu den wichtigsten Serviceleistungen, denn kommt kein Wasser mehr aus der Leitung oder ist der Abwasserkanal undicht, ist Eile geboten.
Für ihre Mitarbeiter hat die Awa deshalb ein Wohnhaus gebaut, an der Goethestraße ganz in der Nähe des Unternehmenssitzes. Die fünf Wohnungen werden gerade bezogen, und zwar von denen, die sie am nötigsten brauchen: jungen Leuten. Einer von ihnen ist noch in Ausbildung, und alle machen Rufbereitschaft, sagte Vorstand Hermann Doblinger in der jüngsten Verwaltungsratssitzung.
Damit nicht genug. An der Seefelder Straße hat das Kommunalunternehmen ein weiteres Grundstück, das früher für einen Betriebshof vorgesehen war. Nun sollen auch dort Dienstwohnungen gebaut werden, obwohl das Grundstück zweckgebunden ist für die Daseinsvorsorge. Der Bauausschuss Herrsching habe einen positiven Vorbescheid erteilt, freute sich Doblinger.
"Ein toller Laden", attestierte der Verbandsvorsitzende, der Seefelder Bürgermeister Wolfram Gum, der Awa-Belegschaft. Nicht nur, weil sie sich um den Nachwuchs kümmert - seit zehn Jahren bildet die Awa selber aus -, sondern weil sie ständig versuche, noch besser zu werden. Dazu gehört zum Beispiel die Einführung eines "Risiko- und Compliance-Managementhandbuchs". Der sperrige Name bedeutet nichts anderes, als dass mit Risiken - aber auch Chancen - strukturierter umgegangen wird und Regeln eingehalten werden. Mit dem Ziel, dass Risiken, die den Fortbestand des Unternehmens gefährden würden, schneller erkannt, vermieden oder vermindert werden können, wie Steuerberaterin Caroline Zeiler den Verwaltungsräten erläuterte.
Sie hatte auch den Bericht zum Jahresabschluss 2018 erläutert, mit dem erstmals die Zehn-Millionen-Marke bei den Einnahmen geknackt wurde. Grund: der heiße Sommer. Weil die Kunden mehr Wasser verbraucht haben, stiegen die Gebühreneinnahmen. Bei Ausgaben von 9,79 Millionen blieb 2018 ein Überschuss in Höhe von 248 000 Euro. 2,8 Millionen Euro wurden investiert, unter anderem in die Personalwohnungen. "2018 hatten wir 16 Baustellen gleichzeitig", so Doblinger.
Dazu gehört die Sanierung des Hochbehälters Inning südlich der Lindauer Autobahn, die 356 000 Euro kostet. Der Hochbehälter ist ein Relikt aus den 1930er Jahren, berichtete Thomas Tinnes, Leiter der Wasserversorgung. Stampfbeton, Gussrohre und extra dicke Wände - "eine Burg" erwartete die Awa-Mitarbeiter. Der Betonkern wurde erhalten, die Kammern sind nun aus Edelstahl. Der Behälter fasst 300 Kubikmeter Wasser und versorgt Inning und zum Teil auch Buch. Die Sanierung wird im Herbst abgeschlossen sein. "Die nächsten 40, 50 Jahre werden wir keine Probleme damit haben", mutmaßt Tinnes. 2020/21 ist dann der Hochbehälter in Walchstadt an der Reihe, auch Breitbrunn und Steinebach sollen saniert werden.
Zu einem Forschungsprojekt könnte die Verbindungsleitung zwischen Pähl und Wielenbach werden. Dort wurde ein Teil des Schmutzwasserkanals mit einer transparenten Druckleitung bestückt, berichtete Maximilian Bleimaier, stellvertretender Leiter der Abwasserentsorgung. So sehe man früher, wann die Leitung gereinigt werden muss. Welche Erkenntnisse noch zu gewinnen sind, möchten Studenten der Hochschule Augsburg herausfinden. "Die haben sich schon angemeldet", sagte Bleimaier.