Süddeutsche Zeitung

Wintersport:"Ich will in Peking eine Medaille holen"

Die Starnbergerin Kira Weidle startet am Freitag zum ersten Weltcup-Rennen in dieser Saison. Ein Gespräch über Vorbereitung, Ziele und die Folgen von Corona.

Interview von Carolin Fries

Nach ihrem sensationellen Vize-Titel bei der Weltmeisterschaft in der vergangenen Saison zählt Kira Weidle in diesem Winter zu den Favoritinnen in der Abfahrt. An diesem Freitag startet die 25 Jahre alte Skirennfahrerin aus Starnberger im kanadischen Lake Louise beim ersten Weltcup-Rennen in der Speed-Disziplin. Im Interview erzählt sie von ihren Zielen und den Auswirkungen der Coronakrise auf die Vorbereitung und das Wettkampfgeschehen.

Der Start in die Saison steht unmittelbar bevor. Wie sind Sie in Form?

Ich bin ganz gut in Form. Wir hatten eine super Vorbereitung, und ich freue mich auf die Rennen.

Die Verletzungen an Daumen und Rücken aus dem Vorjahr sind auskuriert?

Rücken und Daumen geht es wieder sehr gut zum Glück.

Das Auftakt-Rennen findet in Lake Louise statt, einer Strecke, auf der Sie ihre bislang besten Weltcup-Platzierungen erzielen konnten. Wie groß ist der Druck, hier erneut erfolgreich sein zu wollen?

Lake Louise ist eine meiner Lieblingsstrecken. Die letzten Jahre war ich dort immer recht erfolgreich, aber es ist jedes Jahr aufs Neue ein anderes Rennen. Ich werde dennoch bestärkt starten und hoffe, dass schon die Trainings gut laufen.

Welche Ziele haben Sie sich für die Saison gesteckt?

Ich will auf jeden Fall konstant unter die Top Ten fahren und meine Weltranglisten-Position aus der letzten Saison zumindest halten - die Top-Fünf sind immer das Ziel. Stockerlplätze, weiter nach vorne zu fahren oder einen ersten Weltcup-Sieg zu erreichen - das wären nette Zugaben.

Ein besonderer Höhepunkt dürften die Olympischen Spiele in Peking sein. Wie ist ihr Motto: Dabei sein ist alles - oder mehr?

Für mich sind die Olympischen Spiele schon ein Ansporn. Ich will in Peking eine Medaille holen. Bei der WM im vergangenen Jahr hat man gesehen, dass alles möglich ist und genauso werde ich Peking angehen: mit Selbstvertrauen! Schon mal eine Medaille bei einem Großereignis gewonnen zu haben, tut gut. Es erzeugt bei mir nicht Druck, sondern gibt extra Motivation, wieder Gas zu geben.

Wie verlief die Saison-Vorbereitung?

Ich bin mit der Vorbereitung sehr zufrieden. Es lief alles nach Plan - wenn auch nach dem Europa-Plan. Nach Südamerika konnten wir wieder nicht reisen. Stattdessen haben wir viel in der Schweiz und auf den europäischen Gletschern trainiert.

Gab es auch Zeit für Muße, um den WM-Vizetitel noch einmal nachzufeiern?

Für Urlaub war ein bisschen Zeit, zumindest für Kurztrips. Die langen Urlaube sind mir leider nicht vergönnt gewesen. Den WM-Vize-Titel konnte ich still, heimlich und leise genießen, eine große Feier gab es coronabedingt nicht. Ich hoffe, dass ich das irgendwann einmal nachfeiern kann.

Wie bedrückend und erschöpfend erleben Sie als Sportlerin die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf das Trainings- und Wettkampfgeschehen?

Corona heißt für uns Skifahrer ja in erster Linie, dass wir keine Fans im Zuschauerbereich haben. Das ist sehr schade und bedeutet, dass der Kontakt auch mit meinen Fans immer wieder auf der Strecke bleibt. Ich hoffe sehr, dass es schon dieses Jahr wieder normaler laufen wird und uns zumindest bei ein paar Weltcup-Rennen wieder Zuschauer im Ziel zujubeln können.

Sie sind Athletensprecherin im DSV. Wie definieren Sie diese Aufgabe, was ist Ihnen wichtig?

Das ist mir schon ein wichtiges Thema, vor allem was den Nachwuchs angeht. Da will ich Ansprechpartnerin sein vor allem für die jüngeren Mädels, die in der Struktur noch nicht alle und jeden kennen. Da möchte ich unterstützen. Aber auch, wenn es innerhalb der Mannschaften Probleme gibt. Für Kleinigkeiten und Wünsche habe ich stets ein offenes Ohr und bemühe mich um eine Lösung.

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Quelle:
SZ vom 03.12.2021
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