Will nach Berlin:Ruhe und Gelassenheit

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Michael Kießling, 43, ist der Bundestagskandidat der CSU im Wahlkreis Starnberg-Landsberg. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der CSU-Bundestagskandidat Michael Kießling stellt sich in Starnberg der Presse vor

Von Otto Fritscher, Starnberg

Der graue Anzug sitzt, die grau-weiß gemusterte Krawatte passt perfekt dazu. Doch eine graue Maus, das ist dieser 1,91 Meter große Mann beileibe nicht. Präsenz, Ruhe und Gelassenheit strahlt er schon damit aus, wie er dasitzt an diesem Montagvormittag, im Starnberger "Gasthof zur Sonne". Andere Kandidaten, die für die CSU in den Bundestag wollen, hätten sich vielleicht das schicke Sterne-Lokal Aubergine oder zumindest einen gut beleumundeten Italiener ausgesucht, um sich der örtlichen Presse vorzustellen. Kießling tut es hier, in der bodenständigen "Sonne". Und er macht es ziemlich gut.

Schildert als Erstes mal seine Beweggründe, in die Politik zu gehen: "Krankenpfleger, Bergwacht, Bürgermeister, Sie sehen schon, dass mir Soziales wichtig ist", sagt der Kandidat für den Wahlkreis Starnberg-Landsberg-Germering. Und so ein Teil seiner Vita im Schnellgang: Bei der Bundeswehr hat sich Kießling zum Gebirgssanitäter ausbilden lassen, ist jetzt Reserveoffizier im Rang eines Major, und seit vielen Jahren in der Bergwacht. Bodenständig eben. Der Starnberger Landrat Karl Roth beschreibt seinen Parteifreund so: "Er steht mitten im Leben, kann mit Menschen umgehen, er ist abgeklärt und mag keine Schnellschüsse." Ein Langweiler also? Die Landtagsabgeordnete Ute Eiling-Hütig springt Kießling bei und schüttelt heftig den Kopf. "Er ruht halt in sich, kann aber ganz schön energisch werden."

Kießling ist 43 Jahre alt, evangelisch, hat an der Fachhochschule München Bauingenieurwesen studiert. "Schon damals habe ich mich für Software interessiert", erinnert sich Kießling. So war es nur folgerichtig, dass er 18 Jahre lang beim Münchner IT-Unternehmen Nemetschek gearbeitet hat, das auf Software für Architekten und Bauingenieure spezialisiert ist. In die Junge Union ist Kießling bereits mit 15 Jahren eingetreten, "es war die Zeit von Franz Josef Strauß und mein Vater war auch in der CSU." Die Politik stand dann aber wegen des starken beruflichen Engagements erst mal im Hintergrund.

Bis er dann 2014 Bürgermeister der 2500-Einwohner-Gemeinde Denklingen im Landkreis Landsberg geworden ist. Zwar mit 62 Prozent der Stimmen, aber doch überraschend, weil er erst wenige Monate vorher gefragt wurde, ob er kandidieren will. "Das ist schon eine Entscheidung, nach fast 20 Jahren in der Wirtschaft in die Politik zu gehen", sagt Kießling. Und nun, nach dem Bürgermeistersessel in Denklingen, also den Abgeordnetenstuhl im Reichstag im Visier. Er bezeichnet seinen Wahlerfolg immerhin als "wahrscheinlich"; so habe er mit seiner Lebensgefährtin schon intensiv besprochen, was der Wechsel in die Bundespolitik bedeuten würde. "Immerhin wäre ich dann 20 oder 21 Wochen im Jahr in Berlin", sagt Kießling, "aber meine Töchter sind mit 19 und 17 Jahren ja schon groß."

Nur einmal, im eineinhalbstündigen Gespräch, muss Kießling sichtbar schlucken. Er holt tief Luft, bevor er auf die Frage antwortet, was er denn von einer Großen Koalition unter Führung eines SPD-Bundeskanzlers Martin Schulz halte. "Dazu sag' ich nichts", sagt Michael Kießling. Und fügt dann aber schnell hinzu: "Dazu wird es nicht kommen".

© SZ vom 21.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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