Widdersberg:Stillstand im Dorf

Bürger monieren, dass die Gemeinde Herrsching diesem Ortsteil zu wenig Aufmerksamkeit schenkt. Der Verkehr quält sich auf der kurvigen und steilen Straße durch den Ort. Schnelle Abhilfe ist nicht in Sicht

Von Patrizia Steipe, Widdersberg

Das Dorf Widdersberg werde stiefmütterlich behandelt, kritisierte Achim März bei der Ortsteilversammlung. Mehr als eine Stunde lang hatte Herrschings Bürgermeister Christian Schiller im Ignazhof über die Projekte und Vorhaben in der Gemeinde gesprochen. Widdersberg kam dabei kaum vor. Immerhin soll das alte Gemeindehaus "vermutlich in den nächsten beiden Jahren" saniert werden, versprach Schiller. Ansonsten herrscht Stillstand bei den drängenden Problemen im Dorf.

"Unser Problem ist der Verkehr", meinte März. Der Verkehr war auch das Hauptthema der Versammlung. Ronald Malter beklagte sich über den zunehmenden Schwerverkehr, der sich durch die steile und kurvige Straße durch den Ort quäle. "Das ist eine Zumutung für alle. Da muss zeitnah etwas geschehen". Eine Tonnagenbeschränkung komme allerdings nicht in Frage, erklärte Schiller. Das Landratsamt brauche die Strecke als Ersatzroute für die Kreisstraße nach Herrsching. Ein Schutzstreifen wie ihn die Gemeinde in der Mühlfelder Straße durchgesetzt hat, könnte auch in Widdersberg einen gewissen Schutz bieten, meinte Hedda Lindner, "ich fühle mich auf der kurvigen Straße unsicher". Der Vorschlag soll jetzt geklärt werden.

Was den fehlenden Gehweg an der Dorfstraße betrifft, den sich die Bürger seit Jahren wünschen, machte Schiller dafür die mangelnde Bereitschaft von Hausbesitzern geltend, die keinen Grund für einen Gehweg abgeben wollten. Resignieren kam für Achim März nicht in Frage. "Hocken wir uns zusammen und suchen nach einer Lösung", meinte er. Der Widerstand liege seiner Meinung nach an den hohen Kosten der erstmaligen Herstellung der Straße. Die Anwohner müssten nämlich 90 Prozent der Baumaßnahmen zahlen. Vielleicht gebe es eine Möglichkeit, über ein Städteförderungsprogramm Zuschüsse zu erhalten, regte März an. "Die Gemeinde muss nicht nur für Herrsching Fördermittel lockermachen, sondern auch Breitbrunn und Widdersberg in die Dorfentwicklung reinbringen", mahnte März. Tatsächlich sei ein solcher Antrag noch nie für Widdersberg diskutiert worden, erfuhr Schiller nach Rücksprache mit seinen Verwaltungsmitarbeitern. Dann könnten vielleicht auch die anderen Probleme im Dorf gelöst werden. Zum Beispiel die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. "Die Verkehrsanbindung ist grauenhaft", beklagte sich Ingeborg Donhauser. Unter der Woche fahre wenigstens noch ein Bus, "am Wochenende gar nicht". Immerhin stellte Schiller der Bürgerin hier eine Verbesserung der Situation mit dem nächsten Fahrplanwechsel in Aussicht.

Ein Negativbeispiel für Dorfentwicklung nannte Hans Demeter. So sei vor dem "Wilden Hund" der ganze alte Baumbestand gefällt worden. "Warum wurden die Bürger dazu nicht gefragt? Wir wären alle dagegen gewesen", ärgerte er sich. Hier handele es sich um einen privaten Bauantrag. "Das Landratsamt hat die Fällung der Bäume erlaubt", erklärte Schiller. Der Herrschinger Bauausschuss hat den Antrag ebenfalls behandelt. "Ein normales Prozedere", erläuterte Schiller. Es gelte nun einmal "Baurecht vor Baumschutz". Zum Abschluss überreichte er den Widdersbergern einen Karton mit Hundekotbeuteln.

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