Wetterexperte:Extreme werden wohl häufiger

Der Leiter des Meteorologischen Observatoriums Hohenpeißenberg, Christian Plaß-Dülmer, zu den mutmaßliche Folgen des Klimawandels

Interview von Peter Haacke, Starnberg

Dr. Christian Plaß-Dülmer, Leiter des meteorologischen Observatoriums Hohenpeißenberg

Leitet die älteste Wetterstation Deutschlands: Christian Plaß-Dülmer, Chef des Meteorologischen Observatoriums Hohenpeißenberg, sieht Indizien für eine Zunahme extremer Gewitter- und Niederschlagsereignisse.

(Foto: Privat)

Eine Spur der Verwüstung hat am Pfingstmontag ein heftiges Unwetter mit Sturm, Regen und Hagel durch Oberbayern gezogen. Christian Plaß-Dülmer, Mitarbeiter des Deutschen Wetterdienstes und Leiter des Meteorologischen Observatoriums Hohenpeißenberg, weiß warum.

SZ: Ist das Unwetter im Landkreis ein sichtbarer Vorbote des Klimawandels?

Plass-Dülmer: Das fällt uns schwer zu beurteilen anhand von Einzelereignissen. Wir beobachten das Wetter. Bis wir allerdings Klimaveränderungen feststellen, müssen wir Perioden von 30 Jahren betrachten - also eine Vielzahl einzelner Wetterereignisse. Erst dann können wir Aussagen dazu treffen, ob sich klimatisch etwas verändert. Das Gewitter war daher erst mal nicht ungewöhnlich.

Der Deutsche Wetterdienst hat das Unwetter relativ kurzfristig vorhergesagt. Hätte man das nicht früher erkennen können?

Konvektive Systeme sind in ihrer aktuellen Lage schwer vorhersagbar. Entsprechende Warnungen, dass mit Gewittern der Stufe 3 und stärker im süddeutschen Raum zu rechnen ist, sind vom Deutschen Wetterdienst frühzeitig herausgegeben worden. Wer die Warnwetter-App des Wetterdienstes auf Smartphone oder Rechner hat, hat diese Warnung bekommen mit einer Vorlaufzeit von einem halben Tag. Weitere Warnungen und die räumlich-zeitliche Darstellung der Zellen sind in der App mit zwei Stunden Vorlauf möglich.

Ist der Landkreis Starnberg besonders betroffen von derartigen Wetterkapriolen?

Das wissen wir schon lange, dass hier regelmäßig an starken Strahlungstagen, an denen die Temperaturen stark ansteigen und die Schichtung labil ist, die Konvektion über den Bergen angestoßen wird und sich Gewitterzellen bilden können. Je nach meteorologischen Bedingungen können die sehr groß werden bis hin zu Superzellen. Die wandern dann häufig raus aus den Alpen nach Norden und Nordosten.

Müssen wir also künftig häufiger mit extremen Wetterereignissen rechnen?

Es gibt Hinweise darauf, dass extreme Gewitter- und Niederschlagsereignisse zunehmen. Es gibt Indizien dafür - aber nicht im Rahmen gesicherter Erkenntnisse. Wir haben immer solche Ereignisse gehabt. Aber dass dies in den letzten zehn Jahren statistisch signifikant zugenommen haben, würden wir noch nicht sagen. Unbestritten ist, dass wir eine Klimaerwärmung haben.

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