Wettbewerb:Dorf in der Stadt

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Sieger des Realisierungswettbewerbs für das Neubaugebiet am Wiesengrund (v.li.): Sandra Urbaniak, Eberhard und Alexander von Angerer. (Foto: Arlet Ulfers)

Eine elfköpfige Jury kürt einhellig das Architekturbüro AKFU zum Sieger des Realisierungswettbewerbs. "Am Wiesengrund" sollen auf einer Fläche von fünf Fußballfeldern mehr als 120 Wohnungen entstehen

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Entscheidung des Preisgerichts war einhellig: Der Entwurf des Münchner Architektenbüros AKFU ist am Donnerstag als Sieger des städtebaulichen und landschaftsplanerischen Realisierungswettbewerbs für das Wohnquartier "Am Wiesengrund" der Stadt Starnberg mit dem ersten Preis und Siegprämie in Höhe von 18 500 Euro ausgezeichnet worden. Insgesamt 13 interdisziplinäre Teams aus Stadtplanern, Architekten und Landschaftsarchitekten hatten sich am Wettbewerb beteiligt. Die Arbeiten sollen vom 11. September an als Teil der vorgezogenen Öffentlichkeitsbeteiligung im Foyer der Schlossberghalle zu sehen sein.

Die elfköpfige Jury unter Vorsitz von Professor Karin Schmid (Hochschule für angewandte Wissenschaften, München) hatte sich insgesamt neun Stunden lang intensiv mit den Entwürfen befasst. "Eine Riesenaufgabe", befand Bürgermeisterin Eva John anlässlich der Preisverleihung, die in Ermangelung einer angemessenen Räumlichkeit in der Schlossberghalle - dort wurde am Abend das Fünfseen-Filmfestival eröffnet - im Tanzstudio des TSV Starnberg stattfand. Zur Siegerehrung waren etwa 30 Personen erschienen, darunter Stadtbaumeister Stefan Weinl, Mitarbeiter der Verwaltung sowie lediglich drei Stadträte, die nur zwei Tage zuvor zur Veranstaltung eingeladen worden waren.

Die Zielvorgabe für die teilnehmenden Teams war die Überplanung des nur 3,5 Hektar umfassenden Areals am Waldrand zwischen Pöcking und Starnberg östlich der Bundesstraße 2 mit 120 Wohneinheiten; die 35 000 Quadratmeter große Fläche entspricht ungefähr fünf Fußballfeldern. Die Planer hatten ihre Entwürfe auf etwa 20 mal 20 Zentimeter großen Miniaturmodellen sowie auf Übersichtsplänen nebst textlichen Erläuterungen dargestellt.

Der preisgekrönte AKFU-Entwurf - dahinter stehen die Architekten Eberhard von Angerer, sein Sohn Alexander sowie Stadtplanerin Sandra Urbaniak - zeichnet sich vor allem durch seine Leichtigkeit aus. Eberhard von Angerer hatte eigens einen ganzen Nachmittag auf dem Areal verbracht, um die umgebende Landschaft auf sich wirken zu lassen. Die Mühe hat sich gelohnt: Stadtbaumeister Weinl würdigte den Entwurf als "sehr innovative Lösung", die nahezu alle Kriterien der Ausschreibung erfüllt. "Ein sehr homogenes Quartier", befand Weinl, "es entsteht die Ansicht eines Dorfes." Die Basis dieser Arbeit könne als Grundlage für einen noch zu erarbeitenden Bebauungsplan dienen. Die Studie berücksichtigt sowohl Einfamilienhäuser "in verdichteter Bauweise", Mehrfamilienhäuser sowie Geschosswohnungen, die an den Rand des Quartiers platziert wurden. Weinl: "Man kann sich vorstellen, dass die Arbeit flexibel umsetzbar ist."

Doch auch die übrigen Arbeiten glänzten mit hervorragenden Ideen und einigen Innovationen, wiesen allerdings auch entscheidende Schwächen auf. Die Jury einigte sich darauf, einen mit 11 000 Euro dotierten dritten Platz sowie insgesamt drei vierte Plätze (je 5500 Euro) zu vergeben. Allein die Preisgelder betragen demnach also 46 000 Euro; hinzu kommen die Kosten für eine beauftragte Agentur. Eine Kernfrage aber bleibt weiterhin unbeantwortet: Die Verkehrsanbindung der neuen Siedlung an die Bundesstraße 2 ist noch immer nicht endgültig geklärt.

Bereits 2006 hatte die Stadt unter dem damaligen Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger die Teilfläche erwerben können. Im Kaufvertrag war seinerzeit vereinbart worden, dass am Wiesengrund ein Einheimischenmodell verwirklicht werden soll, um vor allem jungen Familien preisgünstigen Wohnraum zur Verfügung stellen zu können.

© SZ vom 28.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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