Urlaub im Fünfseenland:Das "Sopherl" trägt gerne türkis

Lesezeit: 3 min

"Wir wollten etwas Herziges": Florian Aenishänslin vor seinem "Sopherl". (Foto: Georgine Treybal)

Florian Aenishänslin und seine Frau Julia haben drei Jahre lang den alten Gasthof am Weßlinger See hergerichtet. Nun ist die Renovierung abgeschlossen - sogar einen neuen Namen hat das Hotel.

Von Patrizia Steipe, Weßling

Das Hotel Seehof in Weßling ist Geschichte - das neue Konzept nach der Sanierungspause haben die Eigentümer Florian und Julia Aenishänslin mit einem neuen Namen unterstrichen. "Sopherl am See" heißt das Hotel jetzt. "Wir wollten etwas Herziges, etwas, das zu uns passt", erklärt Florian Aenishänslin. "Sopherl" - das habe beiden gefallen. Das passt nicht nur zu dem Paar, sondern auch zu dem kleinen Weßlinger See, unweit dessen Ufer das Hotel liegt. Dieses hatten die beiden schon vor etwa zehn Jahren gekauft. Vor drei Jahren haben sie die Leitung übernommen und angefangen, neben dem Restaurant- und Hotelbetrieb zu renovieren. Für die letzten Baumaßnahmen hatte das Hotel drei Monate lang geschlossen.

Die Gastronomie und den Biergarten gibt es jetzt nicht mehr. Im vergangenen Jahr liefen die Übernachtungen und das Restaurant parallel, das habe die beiden fast zerrieben. 14-Stunden-Schichten waren keine Seltenheit, vor allem, wenn einmal jemand ausgefallen ist. Richtig gelohnt hatte sich die viele Arbeit nicht. "Dafür hätte das Restaurant dreimal am Tag voll sein müssen", so Aenishänslin. Die beiden haben daraufhin die Reißlinie gezogen, die Gastro geschlossen und sich auf das Hotelgeschäft mit den 42 Zimmern konzentriert. Es gibt ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, gekocht wird aber nur noch, wenn das Hotel für eine Tagung oder ein Event gebucht wird.

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Fachkräfte- und Personalmangel bereiten den beiden seitdem kein Kopfzerbrechen mehr. Mit dem Team, bestehend aus zehn Leuten, kommen sie gut aus. Die Energiekrise hat sie ebenfalls nicht getroffen - auch weil die Sauna abgebaut wurde. Es wäre nicht mehr zeitgemäß, eine Sauna auf Verdacht stundenlang eingeheizt zu lassen, nur weil ein Hotelgast eventuell mal Lust auf Schwitzen hätte. Außerdem wären Sauna und Dampfbad zu klein gewesen. Die Leute hätten viel zu viel erwartet. "Wellness geht woanders besser, dafür können die Gäste ins Allgäu fahren", sagt Aenishänslin. Der frei gewordene Raum im Keller ist jetzt ein Fitnessstudio mit Sportgeräten, darunter ein digitales Fitness-Bike. "Die Gäste sind hellauf begeistert", freut sich Aenishänslin. Der Hotelpool hinter dem Haus soll aber bleiben.

Ein großes Plus für die Gäste ist die große, abgezäunte Liegefläche, die nur von der Uferpromenade vom Weßlinger See getrennt ist. Hier können sich die Gäste nach einem Bad im See sonnen. Abends können sie sich in der Lounge treffen und sich dort selbst mit Getränken, Nüssen und Süßigkeiten bedienen. Auf der Strichliste wird der Verbrauch markiert. Alles geht auf Vertrauensbasis. Es gibt einen Kaffeeautomaten, Tee, und wer sich etwas vom Lieferservice bringen lässt, kann sich Geschirr und Besteck holen. Seitdem vor ein paar Wochen gegenüber die "Post Weßling" an der Hauptstraße geöffnet hat, gibt es am Ort ein Restaurant in Fußnähe, zu dem die Aenishänslins gerne vermitteln.

Die Renovierung lief neben dem regulären Restaurant- und Hotelbetrieb. (Foto: Georgine Treybal)
Die Liegefläche ist nur von der Uferpromenade vom Weßlinger See getrennt. (Foto: Georgine Treybal)
Sauna und Dampfbad gibt es nicht mehr, der Hotelpool hinter dem Haus soll aber bleiben. (Foto: Georgine Treybal)

"Jetzt haben wir ein Superleben. Der Druck ist weg. Wir haben viel Arbeit, aber nicht zu viel", schwärmt Aenishänslin. Und die beiden acht und zehn Jahre alten Kinder freuen sich, dass sie wieder mehr Zeit mit beiden Eltern verbringen können.

Florian Aenishänslin ist unweit des Hotels in Weßling aufgewachsen. Er zeigt nach rechts zum Café am See. "Dort war mein Elternhaus." Jetzt betreibt der Bruder mit seiner Frau das Café. Ab und an wird im "Sopherl am See" von dort Kuchen geordert. Nach einigen Abstechern - zuletzt war das Ehepaar Pächter des Herrschinger Piushofs - ist der 42-jährige Aenishänslin nun zurück in die Heimat gekehrt. An die Herrschinger Zeit erinnert die poppige Stele vor dem Eingang. Diese habe das Wirtspaar geschenkt bekommen, als der Piushof abgerissen wurde.

Der alte Gasthof am Seeweg wurde in den 1980er-Jahren abgerissen und durch ein neues Gebäude ersetzt. (Foto: Georgine Treybal)
Viel Eichenholz, "aber nicht bayerisch" - so lautete das Gestaltungsprinzip für die Zimmer. (Foto: Georgine Treybal)

Den Seehof in Weßling gibt es seit etwa 200 Jahren. Der alte Gasthof am Seeweg wurde in den 1980ern abgerissen und durch ein neues Gebäude ersetzt. Jetzt wurde wieder renoviert. Bei einer Führung durch das Haus zeigt der Hotelier die Einzel- und Doppelzimmer. Einige haben Seeblick und einen kleinen Balkon. Die Einrichtung ist funktional, mit viel Eichenholz, "aber nicht bayerisch", erklärt Aenishänslin. Neben braun und weiß wird im Farbkonzept türkis - in Anlehnung an den See - verwendet.

Wie bisher werden Geschäftsreisende, aber auch Urlauber angesprochen. Es gibt Appartements mit kleinen Teeküchen und ein Familienzimmer, in dem zwei Kinder Platz haben. Einiges wurde in Eigenleistung gemacht. "Meine Frau liebt renovieren", verrät Aenishänslin. Die 38-Jährige hat auch ein Händchen für Dekorationen. Kunstobjekte, Bilder und Pflanzen verleihen den Räumen einen wohnlichen Charakter. Wenn alles gut läuft, dann könnte in ein bis zwei Jahren sogar erweitert werden. Eine positiv beantwortete Bauvoranfrage aus dem Weßlinger Gemeinderat liegt bereits vor.

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