Weßlinger See:Baumfrevel verärgert Gemeinderäte

Weßlinger See

Sensibles Kleinod im Abendlicht: Der Weßlinger See, beliebtes Revier auch für Wasservögel, braucht viel Pflege.

(Foto: Prochaska/oh)

Schon zum wiederholten Mal ist eine frisch gesetzte Hainbuche am Karpfenwinkel abgeschnitten worden

Von Wolfgang Prochaska, Weßling

Der Weßlinger See ist bekanntlich ein beliebtes Ausflugsziel, aber gleichzeitig ein pflegeintensives, gemeindliches Kleinod. Da das Gewässer keinen eigenen Zufluss hat, muss es künstlich in Seemitte belüftet werden. Am Umgang mit dem See lässt sich allerdings auch das Spannungsfeld erkennen, das aus den Wünschen und Ansprüchen der Badegäste, der Anwohner und der Ausflügler besteht.

Das beste und gleichzeitig ärgerlichste Beispiel war für die Mitglieder des Weßlinger Umweltausschusses, die sich vor der Badesaison traditionell zu einem Seerundgang treffen, die abgeschnittene, erst frisch gesetzte Hainbuche am Karpfenwinkel. Dort hat die Gemeinde drei junge Bäume gepflanzt. Allerdings scheint ein Standort am Straßenrand einen Autofahrer oder Anwohner so zu verärgern, dass der Baum, kaum ist er gepflanzt, wieder abgeschnitten wurde. Vizebürgermeister Michael Sturm, der am Mittwoch den Rundgang leitete, schlug vor, das Bäumchen einen halben Meter weiter von der Straße entfernt neu zu setzen. Es kam zu einer heftigen Debatte, bei der Peter Weiß darauf hinwies, dass man dem Verkehr nicht noch mehr Wald opfern dürfe. "Wir werden diesen Standort nicht ändern", meinte er in seiner leidenschaftlichen Art. Die Mehrheit war seiner Meinung. Die Gemeinde wird deshalb eine frische Hainbuche setzen, am gleichen Standort.

Das nächste Problem stellen die Radfahrer beziehungsweise die Fahrspuren ihrer Räder dar. Der Seeweg wird dadurch so ausgefahren, dass die Grasnarbe immer kleiner wird. Besonders sichtbar ist dies für Vizebürgermeister Sturm im Bereich des Kiosk. Dort soll als Versuch ein Zaun neben dem Weg errichtet werden. Zudem möchte man auch den Badeplatz und dessen Wiese besser schützen. Im Gespräch ist, eine Absperrung zwischen den Bänken mit Durchlässen zu installieren. Schon in den vergangenen Jahre hatte die Gemeinde Absperrungen anbringen lassen, mit durchwegs gutem Erfolg.

Weniger dramatisch ist die Verbuschung des Seeufers. Wie schnell sich die Natur einen Uferstreifen erobert, lässt sich am Badeplatz verdeutlichen. Vom ehemaligen Kiesstrand ist nur noch wenig zu sehen, vielmehr haben sich Pflanzen, die als Schilfinseln vom Karl-Haug-Park über den See trieben, hier angesiedelt. Sollte sich das Grün weiter vergrößern, will man es im nächsten Jahr entfernen, war die einhellige Meinung der Ausschussmitglieder. Entfernt werden sollen auch die Büsche vor dem Biergarten des Hotel Seehofs. Nach Auffassung der Gemeinde soll der Blick auf den See an vielen Stellen möglichst frei sein. Deshalb ließ Bürgermeister Michael Muther schon vor Jahren am Badeplatz die Büsche stutzen und ein paar Bäume entfernen. Im Bereich des Seehofs ist im Sommer, wenn das Schilf auch noch hoch steht, vom Weßlinger See nichts zu sehen.

Schwieriger zu lösen ist ein anderes Problem: Am Ufer wird immer häufiger gefeiert. Beliebt sind vor allem Partys auf den Holzstegen. Der Müll, den die meist jungen Leute hinterlassen, ist nicht nur für die Mitglieder des Weßlinger Umweltausschusses ein Ärgernis, sondern auch für Anwohner und Badegäste. Unterbinden lässt sich die Feierei nicht, das waren allen klar. Allerdings stellte sich die Frage, welche Stege überhaupt öffentlich zugänglich sind. Die meisten dürften privat sein und sind gekennzeichnet mit dem Hinweis "Anglersteg". Nur hält sich kaum jemand an den Hinweis. Sturm will nun herausfinden, wem zum Beispiel der Holzsteg beim Hotel Seehof gehört. Dort wird gern ausgiebig gefeiert. Leere Wein- und Whiskyflaschen bewiesen es.

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