Weßlinger See:Baden in Buchstaben

Weßlinger See: Brigitte und Peter Weiß testen den "Offenen Bücherschrank" mit angegliederter Bank am Weßlinger See.

Brigitte und Peter Weiß testen den "Offenen Bücherschrank" mit angegliederter Bank am Weßlinger See.

(Foto: Patrizia Steipe)

Der Verein "Unser Dorf" errichtet eine Lese-Oase

Von Patrizia Steipe, Weßling

Jetzt hat auch Weßling einen "Offenen Bücherschrank". Am See neben dem Pumpenhäuschen mit Blick auf das Wasser können die Bürger hier ihrer Leseleidenschaft frönen, sich Bücher aus dem Schrank nehmen und andere zum Tausch hineinstellen. "Wir wollten kein umfunktioniertes Telefonhäuschen oder Kühlschrank", erklärte Brigitte Weiß, Vorsitzende des Vereins "Unser Dorf". Der Verein hat der Gemeinde deswegen ein richtiges Designerstück spendiert. Schlosser Alexander Erb aus Wörthsee hat den Stahlschrank in Rostoptik mit angegliederter Sitzbank aus Holz konstruiert.

Die offizielle Einweihung war gleichsam der kulturelle Auftakt in der Gemeinde nach vielen Monaten Zwangspause. Die Weßlinger Blasmusik kam mit 15 Musikern und spielte, etwa 60 Anwohner, Passanten und Mitglieder von "Unser Dorf" hörten zu. "Endlich kehrt das soziale Leben wieder zurück", freute sich Bürgermeister Michael Sturm. Zwischen der Musik las Schauspieler Peter Weiß Gedichte und kurze Geschichten vor. Aus dem Heimatbuch von Hans Porkert erfuhr das Publikum, dass der Weßlinger See eigentlich ein Toteiskessel ist und dass die Gemeinde den See für 200 000 Mark gekauft hat. Immer wieder blieben Badegäste stehen, um zuzuhören. Vom See aus lauschte sogar eine Familie, die auf einem Board angepaddelt kam.

Von der Idee bis zur Realisierung hatte es mehr als zwei Jahre gedauert. Am schwierigsten war die Standortsuche, berichtete Sturm. "Viele Menschen, viele Meinungen", stimmte Brigitte Weiß zu. Den Bücherschrank hat der Verein "Unser Dorf" übrigens in Gedenken an den Weßlinger Fotografen George Todd aufgestellt. Er war vor fünf Jahren im Alter von 91 Jahren verstorben. Der Weßlinger Metallbauer Martin Kunte hat eine Gedenktafel an der Stirnseite des Bücherschranks angebracht. Darauf wurde eines von Todds Fotos gelasert sowie ein von ihm verfasstes Gedicht.

Um den Inhalt des Bücherschranks wird sich Vereinsmitglied Cornelia Rhomberg kümmern. Sie arbeitet in der Weßlinger Bücherei. Bei der Einweihung hatten etliche Gäste Tauschlektüre mitgebracht. Sie stellten Kinderbücher wie "Das doppelte Lottchen", Sachbücher - zum Beispiel über den Fußballer Pelé -, aber auch Thriller, Romane und Gedichte wie die "Poesie für Katzenfreunde" in den Bücherschrank.

In der neuen "Lese-Oase" könne man nicht nur Zeit und Ort sowie Hunger und Durst über der Lektüre vergessen, sie könnte sich auch als Kontaktbörse entwickeln. "Sie werden angesprochen werden, wenn Sie hier sitzen", prognostizierte Peter Weiß.

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