Weßling:Weßling ringt um Haushalt

Der zurückgetretene Gemeinderat Franz Leitner (CSU) empört sich über den Stil der Etatberatungen.

Wolfgang Prochaska

Der überraschende Rücktritt von Gemeinderat Franz Leitner (CSU) hat in Weßling am Faschingsdienstag für Aufregung und Verwunderung gesorgt. "Ich war baff, als ich es in der Zeitung gelesen habe", sagte SPD-Fraktionschef Günter Wieczorek im Gespräch mit der SZ. Tatsächlich hatte Leitner nur Bürgermeister Michael Muther (Freie Wähler) am vergangenen Freitag in einer privaten E-Mail darüber in Kenntnis gesetzt. Nachdem Muther auf die Leitner-Mail nicht geantwortet hatte, informierte Leitner später handschriftlich den Zweiten Bürgermeister Otto Kriwetz. Dieser führt derzeit im Weßlinger Rathaus die Amtsgeschäfte, da Muther sich im Urlaub befindet. Wie berichtet, hatte Leitner, der dem Gemeinderat seit 1976 angehört, wegen des neuen Feuerwehrhauses sein Amt niedergelegt. Der CSU-Politiker gehörte zu den heftigsten Gegnern des Projekts. Gleichzeitig war er auch sauer über die umstrittene Abholzaktion auf dem Grundstück, auf dem das Gebäude errichtet werden soll. "Die Art zeugt nicht von gutem Geschmack." Er hätte sich gewünscht, dass Muther vorher den Gemeinderat frage. Ob dies das einzige Motiv war, darf inzwischen bezweifelt werden. Wie Leitner auf Anfrage sagte, habe er sich über die aktuelle Haushaltsplanung gewundert, bei der es auch um die Finanzierung des Feuerwehrhauses und die Finanzkraft der Gemeinde geht. Klar wird immer mehr, dass Weßling nur per Darlehensaufnahme die großen Projekte stemmen kann. Von einem Kredit in Höhe von etwa 750 000 Euro ist die Rede. Da die Gemeinde Weßling im Landratsamt wegen ihrer Finanzschwäche als "Sorgenkind" gilt, soll Bürgermeister Muther mit seinem Kämmerer in die Kreisbehörde gefahren sein, um mit der dortigen Kommunalaufsicht die Vorgehensweise abzusprechen. Dort soll den Weßlingern mitgeteilt worden sein, dass der Haushalt so nicht genehmigt werden könne. Insgesamt soll der Fehlbetrag 1,7 Millionen Euro umfasst haben. "Plötzlich findet unser Bürgermeister in den Rücklagen 500 000 Euro und der Haushalt ist halbwegs gesichert", regt sich Leitner auf. Er fühle sich nicht ernst genommen als Mitglied des vorberatenden Haushaltsausschusses. Leitner hat dies auch Muther in seiner E-Mail mitgeteilt. Der Weßlinger Bürgermeister spricht von einem Betrag, der schon "ewig als Rücklage" vorhanden war, allerdings im aktuellen Haushaltsentwurf nicht auftaucht. Daher das "Missverständnis".

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