Weßling:Vom Stadion in den Stadel

Weßling: Norisha Campbells Karriere als Sängerin begann mit vier Jahren im Kinderchor. Zwischendurch war sie auch als Profi-Sportlerin erfolgreich.

Norisha Campbells Karriere als Sängerin begann mit vier Jahren im Kinderchor. Zwischendurch war sie auch als Profi-Sportlerin erfolgreich.

(Foto: Arlet Ulfers)

Norisha Campbell hat für "The Voice of Germany" kandidiert und Volleyball bei Olympia gespielt. In Weßling stellt sie als Jazz- und Soul-Sängerin ihre Professionalität unter Beweis

Von Patrizia Steipe, Weßling

Sie hat vor einem Millionenpublikum gesungen und große Arenen gefüllt, aber auch als Profivolleyballerin im US-Team die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Peking gewonnen. Norisha Campbell ist eine Diva im positiven Wortsinn: Eine dieser Frauen, bei denen ein Raunen durch die Menge geht, wenn sie den Raum betritt. 1,91 Zentimeter groß ist die schwarzhaarige Sängerin, die wegen ihres strahlenden Lächelns überhaupt nicht unnahbar wirkt. 2013 trat Campbell als Kandidatin bei "The Voice of Germany" auf, rund vier Millionen Zuschauer saßen damals durchschnittlich vor dem Fernseher. Mittlerweile ist es um die 36-Jährige, die seit einigen Jahren in München wohnt, ruhiger geworden. Sie spielt immer noch Volleyball, hat aber die Profikarriere aufgegeben. Und sie singt immer noch - jetzt aber auf kleineren Bühnen wie beispielsweise dem Pfarrstadel in Weßling.

"It's going to be wonderful" hieß das erste Stück und gab damit das Motto des Abends vor. Im Repertoire hatten Norisha & Friends Eigenkompositionen von Bandleader Harald Scharf (Bass), zu denen die Sängerin die Texte geschrieben hat. Dabei hat sie sich von den Gesängen ihrer Kindheit in Afro-amerikanischen Kirchen inspirieren lassen: Schon mit vier Jahren war Campbell Teil eines Kinderchors. Nun singt sie von Liebe ("Stand for Love") und Freundschaft ("You're Friends"), von mütterlichen Ratschlägen ("Mommy Told Me"), von Tagen, an denen einfach nichts gelingt ("One of those days"). "All you need is an awesome Band" hat Norisha auf ihre Homepage geschrieben. Mit Jan Eschke (Klavier, Keyboard) hat sie sich einen Hochkaräter des Jazz an ihre Seite geholt. Der Pianist ist Mitglied namhafter Ensembles wie Charly Antolinis "International Jazz Power" oder dem Max Grosch Quartett. Den Herrschingern ist Eschke als ehemaliger Lehrer an der Musikschule bekannt, außerdem unterrichtet er an der Uni Augsburg.

Als perfektes Bandmitglied stiehlt Eschke nicht der Sängerin die Show, was er spielend könnte. Er unterstreicht ihren Auftritt vielmehr und lässt nur hie und da den Tastenvirtuosen durchblitzen. Etwa wenn er gleichzeitig mit der einen Hand über das Klavier und mit der anderen über das Keyboard fegt und die Töne trotz des rasanten Tempos klar und pointiert klingen oder wenn er bei einem Solo die Zügel lockert und die Finger quer über die Klaviatur galoppieren lässt. Mit Bandmitglied Michael Vochezer (E-Gitarre) lieferte sich Eschke einige musikalische Zwiegespräche: Einer spielte eine Melodie an, die der andere aufgriff und weiterentwickelte, bis er sie wieder zurückgab. Harald Scharf am Bass und Schlagzeuger Stephan Staudt komplettierten die Band.

Im Mittelpunkt stand aber die Sängerin mit ihrer klaren Soul-Stimme. Campbell bewies vor allem bei anspruchsvolleren Jazzstücken, dass sie beim Singen mindestens so professionell agiert wie im Sport. Die Bandbreite der Songs reichte von Soul mit Gospeleinschlag über klassischen Jazz bis zum Funk. Das Publikum hätte wohl noch ewig zuhören können - "Sunny" von Bobby Hebb musste als Zugabe reichen. Im März soll die erste CD erscheinen, der Titel steht schon fest: "Stand for Love".

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