Also, jetzt mal offen und ehrlich: Alles ändert sich! Mag ja sein, dass früher manches besser war. Doch nicht mal die Aussicht auf rosigere Zeiten macht heutzutage noch richtig Spaß. Aber was willste machen? Der Verfall der guten Sitten ist nicht aufzuhalten. Und gleichzeitig beschleicht einen das Gefühl, das alles immer noch komplizierter wird.
Ich will euch jetzt nicht die gute Wochenendlaune verderben mit meinem Gejammer, aber das muss doch einfach mal gesagt werden. Vielleicht liegt’s auch am Mond, dass ich gerade so ein bisserl grantig bin. Ihr wisst doch: Ändert sich der Mond, ändert sich auch die Stimmung.

Ändert nix daran, dass jeder macht, was er will, aber keiner, was er soll. Mir platzt zum Beispiel immer der Kragen, wenn einer Müll in meinen See schmeißt. Oder reinschifft. Unverschämtheit! Andere bieseln sogar an Kirchenmauern, auf Bahngleise, in Nachbars Garten. Oder vors Landratsamt in Starnberg. Auch nicht schön. Doch die cleveren Behördenmitarbeiter hatten eine prima Idee: An einem Baum hängt ein Verbotsschild. Heißt so viel wie: „Wildbieseln verboten!“ Ob sich irgendjemand dran hält?

Noch toller ist es derzeit in Weßling. Seit Monaten schon hadern sie da mit weiß-blauen Aufklebern, die irgendwer auf Straßenschilder, Laternenmasten und Ampeln pappt. Kommissar Nepomuk ermittelt bereits: Wahrscheinlich sind es jugendliche Fußballfans des TSV 1860 München, die ihre Umgebung mit den Erkennungszeichen des mittelmäßigen Drittligisten verzieren. Wie wildbieselnde Straßenköter, die ihr Revier markieren.

Freilich ist das nicht nur unästhetisch, sondern im amtlichen Sinne sogar Sachbeschädigung, die mit Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren geahndet werden kann. Kein Spaß. Teilweise sind die Schilder so zugeklebt, dass man sie kaum noch erkennt, grantelt Weßlings Bürgermeister Michael Sturm. Das kann gefährlich werden – und teuer obendrein. Denn oft zerstören die Bapperl die Beschichtung der Schilder, die dann ausgetauscht werden müssen. Der Schaden durch Aufkleber kostete schon mehrere Tausend Euro.
Freilich ist Weßling nicht allein mit dem Problem. Auch anderswo wird geklebt, zuweilen kleben sogar ganze Personengruppen irgendwo herum. Aber dem Sturm Michi reicht’s jetzt, Schluss mit lustig. Und deshalb hat er die unbekannten Täter angezeigt und obendrein so etwas wie ein Kopfgeld ausgesetzt: Wer bei Überführung der Schilderbekleber hilft, erhält für sachdienliche Hinweise bis zu 200 Euro! Prädestiniert für diesen Job wären ja wohl Fans des FC Bayern. Für mich wäre das allerdings nichts. Lieber suche ich Trost bei Joachim Ringelnatz. Der wusste schon vor 100 Jahren: „Die Leute sagen immer: Die Zeiten werden schlimmer. Die Zeiten bleiben immer. Die Leute werden schlimmer.“ Auf bessere Zeiten hofft in diesem Sinn auch euer Nepomuk