Süddeutsche Zeitung

Telekom-Netz:Weßling liegt seit mehr als zehn Tagen im Funkloch

Der alte Sendemast auf dem Gasthof "Zur Post" wird demontiert - und der neue funktioniert noch nicht. Der Verleger Anton G. Leitner ärgert sich.

Von Michael Berzl und Patrizia Steipe

Telekom-Kunden, die in Weßling mit ihrem Handy telefonieren wollen, bekommen derzeit oft keine Verbindung. Seit mehr als zehn Tagen funktioniere das D1-Netz nicht mehr, berichtet der Verleger Anton G. Leitner, der selbst schon mit seinem Mobiltelefon vergebens nach einem Funksignal gesucht hat. Dass in großen Teile von Weßling derzeit kein Netz zu erreichen ist, liegt daran, dass ein Funkmast ausgefallen ist.

Die Sendeanlagen auf dem Gasthof "Zur Post" in der Ortsmitte werden demontiert, weil dort eine umfassende Umgestaltung des gesamten Areals bevorsteht. Ein Ersatzmast steht bereits, ist aber noch nicht angeschlossen, teilte ein Telekom-Sprecher in Bonn am Mittwoch mit. Wann die Arbeiten abgeschlossen sind, konnte er noch nicht sagen.

Die Umstellung bringt Einschränkungen für viele Handynutzer in Weßling mit sich und das schon für einen geraumen Zeitraum. Verleger Leitner, der nach eigenen Angaben schon 27 Jahre Geschäftskunde bei der Telekom ist, hat deswegen mehrere Telefonate mit dem Unternehmen geführt, um herauszufinden, wie lange es noch dauert, bis das Mobilfunknetz im Ort wieder funktioniert.

Den Umgang mit ihm als Kunden beschreibt er als "unterirdisch". Zuletzt habe sein Gesprächspartner, den er unter einer Nummer für den Geschäftskundenservice erreicht hatte, einfach aufgelegt. Leitner hatte den Eindruck, dass auch bei der Telekom nicht ganz klar war, was in Weßling los ist: "Wahrscheinlich weiß niemand, woran das liegt."

"Unmöglich, wie man mit Kunden umgeht", beklagte auch seine Ehefrau Felizitas Leitner, die eine Arztpraxis in Weßling hat und für die Fraktion von CSU und Bürgergemeinschaft im Gemeinderat sitzt. Sie monierte in der Sitzung am Dienstagabend, dass es tagelang nicht nur kein Netz, sondern auch keine Informationen gegeben habe. In einigen Fällen laufe der Hausnotruf über das D1-Netz und sei damit nun außer Betrieb. Leute mit Home-Office könnten nicht arbeiten.

Der parteifreie Gemeinderat Roland von Rebay will von der Telekom erfahren haben, dass es noch bis zu einer Woche dauern kann, bis die Störung im Mobilfunknetz in Weßling behoben ist. Nach seinen Informationen gibt es zwei Problembereiche: den Anschluss des neuen Masten und zusätzlich noch eine Störung im Netz.

Die aktuellen Probleme in Weßling erinnern an die Mobilfunk-Misere in Tutzing im Juli. Auch dort war es vorübergehend schier unmöglich, über das D1-Netz der Deutschen Telekom mobil zu telefonieren. Darüber ärgerten sich vor allem Geschäftsleute. Grund war, dass die Telekom einen Mast auf dem einstigen Roche-Gelände an der Bräuhausstraße abgebaut hatte und Anfang Juni begann, einen 30 Meter hohen Mast in der Ortsmitte an der Kirchenstraße aufzustellen. An der Stelle gebe es aber keine Chance auf eine Genehmigung, erklärte das Starnberger Landratsamt und verfügte einen Baustopp. Die Folge waren ein großes Funkloch, zahlreiche Beschwerden im Rathaus.

In Weßling hingegen sind die Arbeiten am Ersatzmast bereits weitestgehend abgeschlossen. Es müsse nun noch die Anbindung des Standorts an das Glasfasernetz hergestellt werden, teilte der Telekomsprecher mit. Der neue Gittermast wurde auf dem Grundstück des Gasthofs "Zur Post" an der Ortsdurchfahrt errichtet. Darauf sind nun die Sendeanlagen installiert, die sich bisher auf dem Dach des Gebäudes befunden haben.

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Quelle:
SZ vom 26.09.2019
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