Süddeutsche Zeitung

Weßling:Schauspielen verbindet

Nachbarschaftshilfe dreht einen Film mit Kindern

Die Nachbarschaftshilfe Weßling bringt Kindern und Jugendlichen das Schauspielen bei. Seit 2012 drehen Leiterin Ulrike Roos und ihr Team mit Kindern, Jugendlichen der Nachbarschaft sowie mit Flüchtlingen aus den Containerdörfern Weßling und Herrsching kleine Filme. Dieses Jahr steht "Ein Sommernachtstraum" von William Shakespeare auf dem Programm. Mit dabei sind drei bis 15 Personen in den Altersklassen von drei bis 78 Jahren. Unterstützt wird die Nachbarschaftshilfe Weßling von "Kultur macht stark" und "Bayern liest". Laut Roos, treffen sich die Kinder und Erwachsenen meist am Wochenende, in den Ferien auch mal öfters. "Neben dem Dreh, malen oder basteln wir auch viel. Zudem machen wir auch regelmäßige Ausflüge in Museen", erklärt sie. Ihr sei die Integration der Flüchtlinge sehr wichtig, weswegen auch mit Büchern gearbeitet wird.

Für den Film wird das Buch "Ein Sommernachtstraum" von Doris Eisenburger verwendet, um den Kindern und den Flüchtlingen auch den Zusammenhang des Stücks zu erklären. "Die Sprache ist etwas niveauvoller, aber dieses Deutsch sollten die Flüchtlinge auch lernen", sagt Roos. Den Älteren fällt das Deutsch Lernen etwas schwerer als den Jüngeren, aber Roos sieht die Neugierde, die Intensität und die hohe Belastbarkeit bei allen Teilnehmern. "Sie sind offen Neues zu lernen und kommen auch sehr zuverlässig zu unseren Treffen. Hier werden Freundschaften aufgebaut, es ist eine Art Familienbetrieb", so Roos. Bei den Ausflügen zu den Museen, welche unter Anderem die Glyptothek, das Bayerische Nationalmuseum und die Villa Stuck in München sind, wurden Kostüme gebastelt. Die Museen boten zudem Kunstwerkraumprojekte oder Ballettworkshops an. Tjark Lienke, der Kameramann, dreht alles mit seiner Spiegelreflexkamera. Der Text für die Schauspieler wurde leicht umgewandelt, bleibt aber trotzdem gehoben. Deshalb müssen Szenen öfter gefilmt und zum Schluss zusammen geschnitten werden, wenn den Deutsch Lernenden die Aussprache schwerfällt. "Das Wort ,verspotten' musste oft wiederholt werden", erzählt Roos und lacht.

Helene Karadag, 13 Jahre alt und aus München, spielt die Feenkönigin und ist beeindruckt davon, wie schnell die Flüchtlinge die Sprache lernen. "Es gibt kein Problem sich mit ihnen zu unterhalten. Sie lernen so schnell", erzählt sie. Naim Nouri, 13, aus Afghanistan lebt seit zwei Jahren in Deutschland. Zuerst wohnte er in Gauting, nun in Weßling. Er ist schüchtern, aber erzählt, dass er hier Spaß hat und sich seine Sprache verbessert.

Der fertige Film wird dann im Pfarrstadl Weßling gezeigt. "Das Schöne ist, dass wir kein Limit haben, bis der Film fertig sein muss", erklärt Roos.

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SZ vom 01.10.2018 / dkr
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