Weßling:Pyramiden in Bayern

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Vier Künstler zeigen ihre unterschiedlichen Werke in der Galerie Risse in Weßling - und beweisen, wie man trotz gegensätzlicher Arbeitsmethoden eine Einheit werden kann. Die Ausstellung steht unter dem Motto "Bilder, Glas und Keramik".

Michaela Frey

Klaus Kohler zeigt in der Galerie Risse in Weßling seine Arbeiten, darunter auch das Bild Motorrad/Schlange. Foto: Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Weßling In eine bayrische Landschaft mit Alpenpanorama eingebettet liegen Pyramiden. Vorne ist eine Ansammlung exotischer Tiere, sogar ein Dinosaurier hat sich verirrt. Gegenüber, auf einem der vielen grasgrünen Hügel, steht eine Kuh. Darüber schwebt auf einem riesigen Adler eine Art Heiligen-Figur.

Klingt erst einmal ein wenig abstrus, aber so ist das eben mit der Kunst. Das Bild mit dem Titel "Klimawandel in Bayern" von Eva Marion Feiersinger stellt nicht nur die möglichen Folgen der globalen Erwärmung dar. Es zeigt auch den Ursprung und Kreislauf des Lebens. In grellen Acrylfarben hat die Münchner Architektin und Heilpraktikerin ein buntes, an chilenische Kunst erinnerndes Szenario erschaffen.

Zu begutachten ist es in Ildiko Risses Galerie in Weßling. Unter dem Motto "Bilder, Glas und Keramik" sind hier Werke von vier Künstlern aus München und Umgebung zu sehen, die wohl unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch auch bei den Künstlern selbst sieht man die Entwicklung, die sie durchlaufen haben. Waren Feiersingers Werke in den späten Achtzigern noch puristische Frauenakte mit Bleistift und Aquarell, ging sie später zu farbenreichen Landschaftsaquarellen mit Farbstift über, in die sie kleine Waldwesen einzeichnete. Heute hat sie nach langjähriger Beschäftigung mit Astrophysik und Philosophie ökologische und naturwissenschaftliche Themen in ihren Bildern, die sie mit intensiven Acrylfarben ausdrückt.

Galeristin Ildiko Risse sieht bei sich selbst eine Entwicklung vom Abstrakten zum Konkreten. "Expressionistisch großzügige Landschaften" in grellen Farben male sie. Von dem Abstrakten entferne sie sich jedoch zunehmend, erklärt sie. Das sieht man auch in ihren neueren Werken. Anlässlich der 250-Jahrfeier der Wallfahrtskirche Grünsink hat Risse ein expressionistisches Gemälde des dort ausgestellten Madonnenbildes gemalt. Von Landschaftsbildern, die in "rotzfrechen Farben" daherkommen, ist sie übergegangen zu einigen Porträts, die für sie noch immer eine Herausforderung darstellen. Das Porträtieren habe sie nie richtig gelernt, darin sei sie Autodidaktin. Stolz ist sie auf die Ausstellung. "Trotz gegensätzlicher Arbeitsmethoden haben wir eine Einheit geschaffen", sagt sie.

So sieht das auch Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Die Justizministerin begrüßte Gäste und Künstler bei der Vernissage. "Durch die unterschiedlichen Werke schaffen die Künstler Kontraste und ergänzen sich wiederum." Die in Feldafing lebende Politikerin lobte die künstlerische Energie, die das Fünfseenland hervorbringe.

Kontraste setzt auch Fluglehrer Klaus Kohler. Mit der Air-Brush-Technik schafft er fotorealistische Darstellungen, die sich von den expressionistischen Werken Risses und seinen eigenen impressionistischen Landschaftsbilder abgrenzen. Viele der Air-Brush-Bilder, die mit Autolack gesprüht sind, sind inspiriert von amerikanischen Motiven, die auf LKW oder Motorrädern prangen. Da wäre das Bild "Motorrad/Schlange", auf dem eine metallen-silberne Schlange bei violettem Sonnenuntergang einen Motorradfahrer vor einem Riss im Highway warnt.

Die Gemälde in der Galerie werden von Keramikfiguren von Susanna Guckbiehl ergänzt. Ursprünglich arbeitete die Werklehrerin mit Ton. Später begann sie mit Glas zu experimentieren. Heute verbindet sie beides zu einer Einheit. So etwa bei der "Maske mit zwei Gesichtern". Dabei haftet das Model aus Ton an der zu formenden Glasplatte. Sichtbar darin sei der Prozess des Lebens, der durch die Schwere des Tons und die Leichtigkeit des Glases ausgedrückt wird. So kombiniert sie in ihren Glaskeramiken auch immer wieder alte verrostete Fundstücke aus Griechenland oder Amerika und verleiht dem durchsichtigen leeren Glas damit seine Schwere und Vergangenheit. Eine besondere Stellung in ihrer Sammlung hat das einzige Gemälde: ein Bild mit Naturfarbe aus Tutzinger Erde. Mit Acryllöser hat sie die Erde in Farbe verwandelt und die Leinwand wieder einmal mit einem Fundstück versehen. Auf dem Bild sind noch die Sandkörner der Erde sichtbar.

Die Ausstellung ist bis Sonntag, 8. September, donnerstags bis sonntags von 15 bis 18 Uhr in der Galerie Risse, Hauptstraße 57, in Weßling zu sehen.

© SZ vom 16.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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