Beim Heimatsound Festival sind sie der erste Act: Seit die Weßlinger Band „Falschgeld“ im vergangenen Juni den Bayern 2-Heimatsound-Wettbewerb mit ihrem Song „Beendet“ gewonnen hat, befindet sich das Quartett jetzt in den letzten Vorbereitungen für den großen Auftritt am Freitag, 2. August. Per Online-Voting haben die Hörerinnen und Hörer die Band aus fünf Finalisten zum Sieger gemacht.
„Falschgeld“ – das sind Frontmann und Gitarrist Jona Volkmann, Bassist Max Müller, Keyboarder Benno Beck und Schlagzeuger Jakob Brendel aus Weßling. Mit Songs wie „Fußballfieber“ unternahmen sie bereits in der dritten Klasse erste Gehversuche als Musiker. Ihre ehemalige Schule – die Montessori Schule in Inning – hat die Jungs dabei stets unterstützt: Die Vier durften immer freitags in der letzten Stunde proben.
Mittlerweile haben Jakob, 19 Jahre alt, und Benno, 18, das Abitur in der Tasche. Jona, 19, geht auf die Schauspielschule, und Max, 20, arbeitet bereits. Jona und Jakob sind schon seit der Bandgründung dabei: Anfangs waren sie zu siebt und hießen „Die blitzenden Berge“, später änderten sie ihren Namen in „Wooden Heroes“.
Nach vielen Abgängen formierte sich die Band, wie sie heute besteht, erst, als Benno dazustieß. Nachdem auch der ehemalige Saxofonist abgesprungen war, kam Max dazu. Er hatte „Falschgeld“ zuvor auf unterschiedlichen Konzerten gesehen und war sofort begeistert: „Es war richtig cool, sie auf der Bühne zu sehen“.
Die Musik der vier Jungs lässt sich nur schwer in ein festes Genre einordnen. Songs wie „Schüttel dich“ oder „Steh auf’m Dach“ wirken draufgängerisch und animieren zum Mittanzen. Dagegen erzeugt ihr Gewinnersong „Beendet“ eine ruhige, nachdenkliche und eher melancholische Stimmung. Selbst nennen sie sich „Pop-Lümmel“. Ihre Musik beschreiben sie als „dreckigen Indie-Pop-Rock mit deutschen Texten, stilistisch irgendwo zwischen Ton Steine Scherben, Wanda und AnnenMayKantereit“.
Mit dieser wilden Mischung spielte Falschgeld zunächst auf allen möglichen Schulfesten, offenen Bühnen und bei Veranstaltungen von Fridays for Future in München. Vor der Pandemie hatte die Band fast jedes Wochenende einen Auftritt im Landkreis. Bei ihren Auftritten heizen die vier Jungs dem Publikum in farbenfrohen Anzügen ein, immer wieder gibt es auch kleine Showeinlagen: Keyboarder Benno etwa fängt zwischen den Songs plötzlich an, mit fünf Bällen zu jonglieren. Zudem fordern die Jungs das Publikum zum Mitmachen auf – dafür haben sie sich extra eine Choreografie ausgedacht.
Der außergewöhnliche Stil der Band kommt an: Ihre Lieblingsband Jamaram, die ebenfalls aus Weßling stammt und Reggae spielt, nahm die jungen Kollegen bereits als Vorband auf ihre Konzerte mit. Außerdem holte sich Falschgeld den ersten Herrschinger Jugendförderpreis, kam beim Online-Wettbewerb „Running for the best“ in die Endrunde und konnte den Newcomer Contest des Kreisjugendrings München-Land 2023 gewinnen. Anschließend durften sie das „Lautstark-Festival“ auf dem Münchner Marienplatz eröffnen.
Der Auftritt ist für die Jungs eine „krasse Chance“
Dass sie nun auch den Heimatsound-Wettbewerb gewonnen haben und bald vor mehr als 3000 Menschen spielen dürfen, war für die Band eine faustdicke Überraschung: Bei den hohen Streamingzahlen der Konkurrenten habe man sich nicht die größten Chancen ausgerechnet, betont Jakob. Ihr Name aber habe sich im Fünfseenland bei der Abstimmung wie ein Lauffeuer verbreitet – und das ist ihnen nicht verborgen geblieben: Einerseits seien sie im Dorf und familiären Umfeld ungewöhnlich oft auf das Voting angesprochen worden. Andererseits hätten sie mitbekommen, wie schnell ihr Name auch in München bekannt wurde – für das junge Quartett ein vollkommen neues Gefühl von Bekanntheit: So viel Aufmerksamkeit hatten sie bislang nicht bekommen.
Ihren Auftritt beim Heimatsound-Festival beschreiben die vier Bandmitglieder als „krasse Chance“. Sie hätten zwar schon bei mehreren Wettbewerben mitgemacht und viele Konzerte gespielt, aber es sei definitiv etwas ganz Besonderes, vor mehr als 3000 Menschen spielen zu dürfen und große Künstler im Backstage-Bereich zu treffen. Allerdings seien sie derzeit nicht unbedingt aufgeregter als bei kleineren Veranstaltungen, auch wenn man auf der Bühne die Menschenmasse spüre, findet Benno.
Die Aufregung sei oftmals gleich intensiv, gerade zu Beginn eines Auftritts jedoch am stärksten. Um sich unmittelbar vor dem Gang auf die Bühne zu entspannen, stellen sich die Jungs oft in einen Kreis, manchmal zählen sie dann ruhig bis 21. Das soll helfen, sich zu konzentrieren. Mit zunehmender Konzertdauer „verspielt“ sich die Anspannung dann in der Regel schnell, erzählen die Musiker.
Zudem könnten kleinere Auftritte eine ähnliche Energie wie größere Konzerte entfalten: Jakob erinnert sich an einen Gig in Billerberg – für die Jungs kurz das „Billerberg-Erlebnis“: Im Juli 2022 spielten sie dort auf einer nur zwei mal zwei Meter kleinen Bühne. Zuschauer? Quasi keine, in der brütenden Mittagshitze sahen ihnen vier Menschen zu. Und trotz der wenigen Zuhörer sei plötzlich eine Energie aufgekommen, die sie selten zuvor erlebt hätten. Über zu wenige Zuschauer würden sie sich seither nicht mehr beschweren.
Für ihren großen Auftritt beim Heimatsound-Festival proben sie im alten Schulhaus in Weßling. Das denkmalgeschützte Gebäude steht seit dem Umzug der Schülerinnen und Schüler in die neue Grundschule leer. Da sich bisher noch kein Nachfolger und keine Nachnutzung gefunden hat, dürfen die Jungs eines der leer stehenden Zimmer als Lager- und Proberaum nutzen.
So kurz vor dem Auftritt verbringen sie dort viel Zeit zusammen: Sie wiederholen ihr Set immer wieder, bis es perfekt sitzt. Alle zwei bis drei Stunden gibt es eine Pause. Dann geht es an heißen Tagen zum Baden oder in den nächstbesten Supermarkt zum Spezi kaufen.
Die Vorbereitungen für ihre Sommerkonzerte – Falschgeld spielte unter anderem bereits auf dem Tollwood und dem „Think Big Festival“ in München – starteten schon im Frühjahr: Die vier Burschen studierten damals drei unterschiedlich lange Sets ein. „Das Set ist wie eine Geschichte“, betont Jakob, „die man erzählt“. Es gehe darum, einen Spannungsbogen aufzubauen und mit neuen Ideen zu experimentieren. Aus Spaß baute die Band etwa die Melodie von „Hey Hey Wickie“ – ein Song der Bläck Fööss – ein.
Mittlerweile ist die Musik für die Jungs mehr als nur ein Hobby
Um sich weiter zu verbessern, filmen Falschgeld ihre Auftritte und holen sich Feedback. Vor allem Jonas Vater Florian Volkmann – selbst Schauspieler, Musiker und Komponist – ist für die Jungs ein wichtiger Ratgeber. Als „Papa der Band“ unterstützte er sie immer wieder, wenn es schwierig wurde. „Wir sind schon durch so einige Krisen gegangen“, weiß Jona, der von Anfang an dabei ist. Früher hätten sie sich auch mehr gestritten. Mit einer festen Rollenaufteilung sei das heute anders: Jakob übernimmt das Tourmanagement, Max baut bei den Auftritten die Technik auf, Benno kümmert sich um die Finanzen und Jona ist als kreativer Kopf der Band für Songwriting und die Musikvideos verantwortlich.
Die Arbeitsaufteilung scheint aufzugehen: Ihr Debütalbum „Menschen wie wir“ erscheint nicht zufällig am 2. August – also am gleichen Tag wie ihr Auftritt in Oberammergau. Das Album ist gemeinsam mit Nick McCarthy entstanden, der ehemalige Gitarrist der Band Franz Ferdinand hat es produziert. Im Titelsong geht es um Selbstzweifel sowie die Suche nach Anerkennung und Liebe. Das Lied soll zeigen, dass unter einer harten Schale meist auch ein weicher Kern verborgen ist.
Mit der Veröffentlichung ihres Debütalbums, ihrem professionellen Auftreten und immer größer werdenden Konzerten wie beim Heimatsound-Festival ist die Musik mittlerweile mehr als nur ein Hobby geworden: „Es ist schon wie ein Job“, sagt Benno. Trotz ihres Erfolgs gibt es für die Band aber in den kommenden Jahren nur ein einziges Ziel: weiterhin mit Spaß Musik zu machen.