Süddeutsche Zeitung

Weßling:Mit gutem Beispiel voran

Die Gemeinde will gemeinsam mit Firmen den Berufsverkehr verringern und auch die Rathausmitarbeiter zum Umdenken bewegen

Von Patrizia Steipe, Weßling

Hin zur Fahrgemeinschaft und zum Job-Rad, weg von der Solo-Autotour: Die Gemeinde Weßling will gemeinsam mit den Unternehmen am Ort ein betriebliche Mobilitätsmanagement einführen, um den Berufsverkehr zu optimieren und umweltfreundliche Wege zur Arbeit zu fördern. Als Ergänzung dazu beschloss der Umweltausschuss, die Elektromobilität in der Gemeinde zu stärken, indem mehr öffentliche Ladestation für E-Fahrzeuge eingerichtet werden.

Die Rathausmitarbeiter sollen dabei mit gutem Beispiel vorangehen, -fahren und -radeln: Die Verwaltung werde beim Mobilitätsmanagement auf alle Fälle mitmachen, war sich das Gremium einig. "Wir haben dann die Doppelrolle als Vorbild und wir kümmern uns um die Infrastruktur", sagte Sebastian Grünwald (Grüne).

Weßling ist seit vier Jahren Mitglied im Klimapakt des Landkreises Starnberg. Die Gemeinde hat sich deshalb dazu verpflichtet, mindestens drei Klimaschutzmaßnahmen pro Jahr zu beschließen. "In Zukunft soll dieser Aspekt mit noch mehr Nachdruck verfolgt werden", hieß es in der Tischvorlage.

Das neue Umweltprojekt biete die Chance auf eine "Win-Win-Win"-Situation, von der Firmen, Angestellte und die Umwelt profitieren könnten, sagte Diplomingenieur Bernhard Edmaier dem Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz, Energie und Mobilität. Wie der Hechendorfer Geschäftsführer des Unternehmens "Two Ride" im Pfarrstadel erklärte, sei es Ziel des betrieblichen Mobilitätsmanagements, für die Kommune und die Firmen individuelle Konzepte zu erstellen, um den Berufsverkehr zu optimieren. "So kann man besser unterwegs sein, denn alles ist günstiger als alleine im Auto zu fahren", sagte Edmaier.

Der Firmenname "Two Ride" sei dabei Programm. Damit sei beispielsweise gemeint, dass wenigstens zwei Leute in einem Auto fahren, so der studierte Elektrotechniker. Edmaiers Firma bietet auch Seminare für Betriebe an. Innerhalb von zehn Monaten stehen acht Halbtagesworkshops mit theoretischen Informationen, Ideensammlung und mit individueller Beratung auf dem Programm. Dabei werde zunächst der Ist-Zustand festgestellt, "anschließend erfolgt ein Austausch, die Konkretisierung und das Umsetzen der Maßnahmen", so Edmaier. Für die Seminarkosten können die Unternehmen Zuschüsse bei Bund und Land beantragen.

Weil immer mehr Leute wegen der Corona-Krise im Home-Office arbeiteten, sei jetzt ein "besonders günstiger Zeitpunkt" für das Mobilitätsmanagement, fand Bürgermeister Michael Sturm. Bereits jetzt gibt es Ideen, die diskutiert werden sollen. Neue Angebote wie das "Job-Rad", die Zertifizierung als fahrradfreundlicher Arbeitgeber, aber auch die Teilnahme am Stadtradeln könnten das Fahrradfahren attraktiver machen und den Berufsverkehr minimieren.

Als ehrenamtlicher Berater für das Thema Ladestationen hatte sich der Weßlinger Hannes Rhomberg angeboten. Er will den Umweltausschuss in technischen und vertraglichen Dingen unterstützen. Außerdem sollen Bürger zum Beispiel beim Antrag von Fördergeldern beraten werden. Schließlich können vom 24. November an Fördergelder in Höhe von 900 Euro pro E-Ladepunkt vergeben werden.

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Quelle:
SZ vom 04.11.2020
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