Weßling:Brennendes Biertragerl

Weßling: Ruhig soll es wieder am Weßlinger See zugehen. Die Gemeinde möchte daher einen Sicherheitsdienst engagieren.

Ruhig soll es wieder am Weßlinger See zugehen. Die Gemeinde möchte daher einen Sicherheitsdienst engagieren.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die Zustände am Weßlinger See regen die Anwohner auf. Bürgermeister Michael Muther möchte schon im Mai einen Sicherheitsdienst einrichten. Dafür muss eine Satzung ausgearbeitet werden

Von Wolfgang Prochaska, Weßling

Dem Weßlinger Gemeinderat Roland von Rebay ist immer noch nicht ganz wohl bei der Sache. Als wieder einmal Jugendliche in der Nähe seines Hauses am Weßlinger See in der Nacht laut gefeiert hatten, ging er hinaus und bat, die Musik leiser zu machen. Die Antwort der jungen Leute war heftig: Sie zündeten ein Biertragerl an und warfen es ihm in den Garten. Über ähnliche Erlebnisse können auch andere Anwohner berichten. Sie haben sich zu einem Aktionsbündnis zusammengeschlossen und fordern die Einführung eines Sicherheitsdienstes und ein Alkoholverbot in den Nachtstunden. Ihr Wunsch könnte im Mai in Erfüllung gehen. Dann werden sich im Hauptausschuss zwei Sicherheitsdienste vorstellen. Bürgermeister Michael Muther möchte möglichst schnell ordentliche Zustände herstellen. Bis dahin soll es auch eine Satzung mit Verhaltensregeln als Rechtsgrundlage geben.

Dass das Thema Randale am See die Weßlinger umtreibt, bewies auch die jüngste Sitzung des Gemeinderats, bei dem das Thema wieder auf der Tagesordnung stand. Der Besucherandrang war so riesig, dass viele stehen mussten. Gleich am Anfang, in der Bürgerfragestunde, meldete sich ein Sprecher Weßlinger Jugendlicher zu Wort. Er betonte, dass es nicht die einheimischen jungen Leute wären, die lautstark Parties bis in die Morgenstunden feiern würden, sondern wohl auswärtige. "Wir zünden auch keine Zäune an." Man verhielte sich am See anständig. Allerdings machte er auf ein Problem deutlich: Das Jugendhaus sei in die Jahre gekommen, sie wünschten sich einen modernen Jugendraum. Victor Angerbauer beantragte daher, 10 000 Euro für Sanierung des Jugendhauses zur Verfügung zu stellen.

Die Diskussion dreht sich dann über die Sinnhaftigkeit eines Sicherheitsdienstes. Während Jugendreferent Claus Angerbauer, Susanne Mörtl und Petra Slawisch sich gegen einen Wachdienst aussprachen und einen "pädagogischen Ansatz" oder einen Streetworker wollten und davor warnten, die Jugendlichen "zu verteufeln", tendierte die Mehrheit des Gremiums doch zum Einsatz eines Wachdienstes. Allerdings wurde auch deutlich, dass das Weßlinger Problem ein gesamtgesellschaftliches ist. Günther Wieczorek: "Wir erleben überall eine Verrohung." Und Susanne Mörtl meinte: "Wer hält sich an Bauregeln?" Der neue Gemeinderat Clemens Pollok, Nachfolger von Wolfgang Frieß, appellierte auch an die Anwohner und an die Besucher des Weßlinger Sees: "Die soziale Kontrolle durch die Anwohner findet nicht mehr statt. Wir müssen uns auch hinstellen und sagen: Die leere Bierflasche hebst du auf." Es ging also auch im Zivilcourage. Pollok, der sich weitgehend auch für seinen Sicherheitsdienst aussprach, hielt diesen aber für ein "Armutszeugnis".

Roland von Rebay verwahrte sich gegen den Verdacht, die Anwohner möchten die Jugendlichen vertreiben oder würden sie gar verteufeln. Es gehe darum, einen Weg zu finden, dass die einen ihre Freizeit verbringen und die anderen schlafen können. Er glaubt, dass es Jugendliche aus dem Raum Germering sind. "Seit am Germeringer See ein Wachdienst eingerichtet ist, haben wir den Ärger."

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