Porträt:"Das Dichten ist mein Ding"

Lesezeit: 3 Min.

"Es sind nur Worte": So lautet der Titel des fünften Gedichtbands der 20-jährigen Anna Münkel. (Foto: privat)

Seit sie neun ist, schreibt Anna Münkel Gedichte. Mit 20 Jahren bringt sie nun ihren fünften Gedichtband heraus. Über eine Wortakrobatin mit Rhythmusgefühl.

Von Luzi Power-Feitz, Starnberg

" Worte können Glauben schenken, Worte können Hoffnung geben, Worte können Lächeln hervorrufen, Worte können Herzen erwärmen." So beginnt die junge, am Ammersee lebende Lyrikerin Anna Münkel das Gedicht, aus dem der Titel ihres neuen Gedichtbands stammt. "Es sind nur Worte", ist der Name ihres neuen Werks. "Ich will das Gegenteil beweisen. Es sind eben nicht nur Worte", sagt Münkel. "Worte können eine gewaltige Wirkung haben." Sie wolle mit ihrem neuen Band zeigen, "wieviel Kraft in einem einzelnen Wort steckt".

Sie ist mit Ordner und Rucksack bepackt, als sie ein kleines Café in Starnberg betritt. Die 20-Jährige kommt direkt aus der Schule. Anna Münkel spricht selbstsicher und laut, wenn sie von sich und ihrer Leidenschaft erzählt. Zwischen den vielen Gästen sticht die Lyrikerin heraus: Sie trägt einen orangefarbenen Hut - er ist ihr Markenzeichen und schmückt auch das Cover des neuen Gedichtbands.

Mit zwölf veröffentlicht sie ihren ersten Gedichtband

Anna Münkel war neun Jahre alt, als ihre Lehrerin der Klasse ein Gedicht über den Herbst vorstellte und die Schüler animierte, sich selbst auszuprobieren. Daraufhin schrieb Münkel ihr erstes Gedicht - es handelt vom Winter. Und es blieb nicht nur bei diesem einen. Als sie zwölf war, machte eine Lehrerin Münkels Eltern darauf aufmerksam, dass Münkel einen "Stapel" Gedichte geschrieben hatte. "Hättest du nicht Lust, ein Buch zu schreiben?", scherzte die Mutter damals. Aus dem Scherz wurde schnell Realität: Noch im selben Jahr veröffentlichte die Schülerin ihren ersten Gedichtband und stellte ihn auf der Leipziger Buchmesse vor. Nach drei weiteren Werken hat Münkel Ende 2022 nun ihren fünften Gedichtband publiziert. "Im Laufe der Jahre habe ich gemerkt, dass das Dichten mein Ding ist", erzählt die inzwischen 20-Jährige.

Der preisgekrönte Weßlinger Lyriker Anton G. Leitner ist der Verleger von Anna Münkel. Er möchte "am liebsten mindestens ein Bein mitwippen", wenn sich Münkel in ihren Gedichten "nah am Lied" bewege, schreibt er im Vorwort des neuen Gedichtbands. Ob beim Fünf Seen Filmfestival, dem Lyrikwettstreit um den Hochstadter Stier oder den Premieren der beachteten Lyrikzeitschrift "Das Gedicht" von Leitner, im Laufe der Jahre konnte Anna Münkel viel Erfahrung sammeln. Sogar unter den Kandidaten für den renommierten "Tassilo-Kulturpreis" der Süddeutschen Zeitung war die Schülerin im Jahr 2018.

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Die Lyrik der Poetin hat sich mit den Jahren verändert. Die ersten Gedichte beruhten vor allem auf der Beschreibung von bestimmten Situationen. Später habe sie sich vor allem vom Alltag inspirieren lassen. Sie hat einen Border Collie, der ihr die ganze Zeit Stöckchen bringt. "Das hat mich so genervt, dass ich darüber ein Gedicht geschrieben habe", erzählt Anna Münkel, die mit ihrer Familie im Türkenfelder Ortsteil Zankenhausen lebt. Inzwischen befassen sich ihre Gedichte auch mit politischen Themen.

Anna Münkel ist ein sehr naturverbundener Mensch. Kein Wunder also, dass ihr ein ganz bestimmtes Gedicht des neuen Gedichtbandes besonders am Herzen liegt: "Mensch sein" heißt es und setzt sich mit Umweltverschmutzung und Klimawandel auseinander. "Wir Menschen haben die Verantwortung die Erde so weiterzugeben, wie wir sie bekommen haben", sagt die Schülerin.

Der Erlös aus den Gedichtbänden wird gespendet

Nicht nur der Umwelt gegenüber verspürt die 20-Jährige eine große Verantwortung, auch gegenüber ihren Mitmenschen. Anna Münkel spendet die Erlöse ihrer Gedichtbände. "Das ist mir sehr wichtig. Ich will das Geld nicht behalten, ich habe es nicht so nötig wie andere", sagt sie. Derzeit unterstützt die junge Frau zwei Schülerinnen in Kenia finanziell in ihrer Ausbildung. Ihr eigener Ausbildungsweg ist durchaus turbulent. Er führt von der Montessori-Schule in Inning über eine Schule in Augsburg nach München, wo Münkel derzeit ihre Hochschulschulreife anstrebt. Die Lyrikerin weiß, dass man mit dem Dichten allein kaum etwas verdient. Sie wolle sich deshalb ein zweites Standbein suchen, sagt sie. Dieses solle aber auch im kreativen Bereich liegen.

"Ich versuche, meinen eigenen Weg zu gehen", erklärt sie. Sie wirkt wie eine, die selber erforschen will, was ihr Spaß macht und was nicht. Diese Abenteuerlust zeigt sich auch in ihren Gedichten. Dichten auf bairisch und englisch - die gebürtige Berlinerin probiert sich aus. Sogar auf lateinisch zu dichten habe Münkel mal ausprobiert, aber das rät sie keinem: "Ich bleibe lieber im Hochdeutschen."

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