Weßling:Ärzte für Umfahrung

Drei Wochen vor dem Bürgerentscheid melden sich auch Weßlings Mediziner mit einer Erklärung zu Wort.

Wolfgang Prochaska

- In drei Wochen, am Sonntag, 30. September, entscheiden die Weßlinger per Bürgerentscheid, ob die Gemeinde die geplante Umfahrung vorfinanzieren soll oder nicht. Allmählich kommt Fahrt in die Diskussion. Sowohl Befürworter der Vorfinanzierung als auch Gegner haben in der Gemeinde inzwischen Plakate aufgehängt, etwa der "Verein für Verkehrsberuhigung" oder die Grünen. Die Grünen waren besonders fleißig: 20 Plakate - "Nein zur Sonderbaulast" - kleben schon und es werden mehr. An der Hauptstraße soll in Kürze noch ein Transparent aufgestellt werden, sagen Grünen-Gemeinderätin Traudl Förster und ihre Kollegin aus dem Kreistag, Roswitha Schwimmer. Infostände sind ebenfalls vorgesehen. Man will auf alle Fälle gerüstet sein. Denn sie rechnen bis zum 30. September mit einer harten und emotionalen Auseinandersetzung.

Demo in Hauptstraße Weßling

Verkehr macht krank: das weiß man in Weßling - hier eine Demo vom Januar 2011 - schon lang. Nun haben auch die örtlichen Ärzte ihr Votum zum Bau einer Umfahrung abgegeben. Foto: oh 

Natürlich sind auch die Befürworter nicht untätig. "Auch der Mensch ist schützenswert" lautet ein Plakat, das am Hort in Hochstadt hängt und wohl auf die Gefahren für die Jüngeren anspielt, die von der viel befahrenen Hauptstraße ausgehen. Ungewöhnlich ist selbst für Weßlinger Verhältnisse aber die Aktion der Ärzteschaft. In einer öffentlichen Erklärung sprechen sich Felizitas Leitner, Claus Camerer, Amadeus Graml, Dirk Hagena, Ludwig Ostermayer und Markus von Rebay für den schnellen Bau der Umfahrung aus. Als Gründe führen sie die hohen Gesundheitsrisiken durch Lärm, Abgas und durch zu hohes Tempo an, denen die Anwohner tagtäglich ausgeliefert sind. In der Erklärung heißt es: "Dieselabgase verursachen Lungenkrebs. Eine von der Weltgesundheitsorganisation WHO eingesetzte Expertengruppe kam bei Auswertung mehrerer Studien zu diesem Ergebnis. Für Deutschland bedeutet das pro Jahr bis zu 19 000 Tote durch Dieselabgase. (...) Diese tödlichen Abgase werden nicht nur durch Lkw, sondern auch durch viele private Pkw verursacht." Ihr Fazit: "Für die Gesundheit der Weßlinger, insbesondere der Kinder und Senioren, ist daher eine sofortige Verlangsamung und Reduzierung des Verkehrs auf der Hauptstraße erforderlich."

Etwa drei Millionen Euro müsste die Gemeinde vorschießen, um die Umfahrung zu bauen. Der Weßlinger Gemeinderat hatte sich im Mai dagegen ausgesprochen. Die wichtigsten Argumente lauteten: Der Bau einer Umfahrung sei Aufgabe des Freistaats; die Vorfinanzierung würde zu einer jahrzehntelangen Verschuldung führen. Die Befürworter um Stefan Ostermayer vom Verein Verkehrsberuhigung und Roland von Rebay (CSU) halten dagegen: Sie wollen weniger Verkehr in der Hauptstraße und damit mehr Lebensqualität für die Anwohner.

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