Abfallwirtschaft:Per App zum Wertstoffhof

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Wer sich registrieren lässt, der kann das Tor des Pöckinger Wertstoffhofs mit seinem Smartphone öffnen. Sie haben es schon mal ausprobiert: (v. li.) Anica Stengele, Christoph Wufka, Landrat Stefan Frey, Pia Krüger und Bürgermeister Rainer Schnitzler. (Foto: Nila Thiel)

Pöcking bietet als bayernweit erster Standort zur Müllentsorgung ein Self-Service-Angebot außerhalb der Öffnungszeiten.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Das neue Self-Service-Angebot auf dem Wertstoffhof in Pöcking ist bereits jetzt „ein Riesenerfolg“. Dieser Meinung ist jedenfalls Christoph Wufka, der Chef des Abfallwirtschaftsverbands Starnberg (Awista), bei der offiziellen Eröffnung am Mittwoch. Landkreisbürger, die ihren Müll außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten abgeben wollen, können nun über eine neue App einen Termin in Pöcking buchen. Das digitale Angebot ist derzeit einzigartig in Bayern. Deutschlandweit gibt es derzeit nur sechs Wertstoffhöfe, die einen Self-Service anbieten.

Seit einer Woche können Landkreisbürger die neue App nutzen. In dieser Zeit seien bereits mehr als 80 Registrierungen eingegangen und 14 bis 16 Termine gebucht worden, erklärte der Awista-Chef stolz. Schon am ersten Tag wurden laut Wufka zwei Termine abgewickelt. Daraus lässt sich seiner Meinung nach erkennen, dass die Verbraucher ihren Müll auch dann gerne abgeben, wenn sie abends von der Arbeit nach Hause kommen und der Wertstoffhof bereits geschlossen hat. Auch der Montag werde gerne gebucht, wenn die Wertstoffhöfe zu sind. Denn die Mitarbeiter haben am Montag ihren freien Tag, da sie am Samstag arbeiten müssen. Wufka stellte klar, dass das Self-Service-Angebot auf keinen Fall die Mitarbeiter ersetzen soll. „Wir wollen lediglich das Spektrum erweitern“, betonte er. „Es ist ein zukunftsorientierter, digitaler Weg.“

Der Wertstoffhof in Pöcking war für das Pilotprojekt ausgewählt worden, weil er sehr großzügig angelegt ist und die neue Technik für die digitale Öffnung gut in das Tor eingebaut werden konnte. Über Überwachungskameras kann in der Starnberger Zentrale genau verfolgt werden, ob die Termine eingehalten und die Buchungen korrekt abgewickelt werden. Die Abgabemenge ist allerdings begrenzt, und es kann auch nicht jeder Müll abgegeben werden: Die Nutzer müssen vorab über die App genau festlegen, welche Müll-Sorte – beispielsweise Glas oder Papier – sie abgeben wollen. Zudem sind bestimmte Müll-Sorten vom Self-Service-Angebot ausgeschlossen, darunter Elektrogeräte, Akkus oder Bauschutt. Dieser Bereich darf auch künftig nur unter Aufsicht der Mitarbeiter zu den regulären Öffnungszeiten genutzt werden.

Pöcking bietet als bayernweit erster Wertstoffhof die Möglichkeit zum Self-Service. (Foto: Nila Thiel)

Das neue Angebot wurde von der Firma Remondis Digital entwickelt. Wegen der hohen Datenschutzauflagen hat die Umsetzung zwei Jahre gedauert. Wie die zuständige Mitarbeiterin Anica Stengele erläuterte, ist die App sehr leicht zu bedienen: Zunächst müssen die Nutzer ihre Postleitzahl eingeben, um sich zu registrieren. Dadurch kann geprüft werden, ob es sich um einen berechtigten Landkreisbürger handelt. Erst dann kann man einen Termin vereinbaren. Der Self-Service-Dienst muss bezahlt werden, allerdings halten sich die Gebühren in Grenzen. Für einen 15 Minuten Termin fallen drei Euro an.

Überlistet werden kann das System nach Meinung von Stengele nicht, wenn etwa jemand Sondermüll entsorgen will. „Der Schlüssel sind die Daten“, erklärte sie. Niemand würde schummeln, wenn er zuvor seine Daten angegeben habe und das auch noch über eine Überwachungskamera nachvollzogen werden könnte. Und Nichtberechtigte hätten über die digitale Schließanlage ohnehin keinen Zutritt.

Bedienerfreundlich mit kleinen Bildchen stellt sich die App auf dem Handydisplay dar. (Foto: Nila Thiel)

Sollte die Pilotprojektphase bis zum Ende des Jahres erfolgreich sein, könnte nach Ansicht Wufkas sogar ein zweiter Self-Service-Wertstoffhof im Westen des Landkreises eröffnet werden. „Wir sind noch in der Probephase“, sagte er, „nach sechs Monaten werden wir es bewerten“.

Landrat Stefan Frey (CSU) hofft, dass sich das neue Angebot im Landkreis durchsetzen wird. „Es ist ein innovatives Projekt, auf das wir sehr stolz sind“, sagte er. Pöckings Bürgermeister Reiner Schnitzler (FW) zeigte sich ebenfalls begeistert von dem „Zunftsprojekt“. Ebenso wie sein Stellvertreter Albert Luppart (FW) glaubt er, dass sich Self-Service-Wertstoffhöfe allgemein durchsetzen werden – allein schon deshalb, weil Fachkräfte kaum mehr zu bekommen seien.

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