Der Wahlkampf um den Posten des Bürgermeisters in Tutzing geht in seine Endphase. Noch bis zum Tag vor der Wahl am kommenden Sonntag, 14. Januar, wollen die drei Kandidaten um Stimmen bei den 7906 Wahlberechtigten werben. Am Samstag präsentieren sich Marlene Greinwald (Freie Wähler), Bernd Pfitzner (Grüne) und Florian Schotter (CSU) an Informationsständen am Wochenmarkt vor dem Rathaus.
Den kurzen, sechswöchigen Wahlkampf stufen Tutzinger als wohltuend fair ein, es kristallisierte sich aber auch kein brandheißes Thema heraus. Es zeichnet sich auch kein eindeutiger Favorit für die Nachfolge des im vergangenen August verstorbenen Bürgermeisters Rudi Krug (ÖDP) ab. Erringt keiner der drei Kandidaten die absolute Mehrheit, müssen die Tutzinger noch mal zur Stichwahl am Sonntag, 28. Januar, an die Urne.
Marlene Greinwald setzt mit ihren 27 Jahren Erfahrung für die Freien Wähler im Gemeinderat und als derzeitige Dritte Bürgermeisterin auf Kontinuität. Die Wirtschafterin für Landbau auf dem alt eingesessenen Greinwald-Hof verspricht, Krugs Erbe fortzuführen. Im Wahlkampf gewann sie zunehmend an Format und Selbstvertrauen. Sie habe versucht, sich selbst treu zu bleiben, wie die 56-Jährige der SZ sagt. Ihr Wahlziel? "Ich bin ein bissl abergläubisch. Aber 50 Prozent im ersten Wahlgang wären toll, dann wär's vorbei."
Gewinnt Greinwald, wäre sie in Tutzing die erste Frau an der Rathausspitze, zudem würden dann erstmals die Freien Wähler den Ersten Bürgermeister stellen. Die sind im Gemeinderat mit vier Sitzen zwar nur die zweitstärkste Partei, allerdings gibt es Unterstützung von mehreren Gruppierungen. So spricht sich der mit 79 Jahren älteste Gemeinderat Wolfgang Marchner (Bürger für Tutzing) für die FW-Kandidatin aus: "Ein Glücksfall für Tutzing, mit langer Kommunalerfahrung am Ort, überaus tüchtig und kompetent", sagt Marchner. Auch der Vorstand der Tutzinger ÖDP steht hinter Greinwald. 2014 war Krug der gemeinsame Kandidat von ÖDP und Freien Wählern gewesen. FW-Nachrückerin für Greinwald im Gemeinderat wäre vermutlich die Ärztin Verena von Jordan-Marstrander. Die derzeitige Zweite Bürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg (CSU) bliebe auf ihrem Posten. Der Gemeinderat müsste einen neuen Dritten Bürgermeister wählen.
Grünen-Kandidat Pfitzner hat sich mit mehr als 30 Terminen und vielfältigen Veranstaltungen im Wahlkampf mächtig ins Zeug gelegt. Der 49-jährige Wirtschaftsmathematiker propagiert kreative Ideen "mit grünem Kompass" für Tutzings Herausforderungen in der Zuzugsregion München. Erfahrung in der Kommunalpolitik hat er seit elf Jahren als Vorsitzender der Grünen im Landkreis Starnberg, seit drei Jahren als Tutzinger Gemeinderat und Kreisrat. "Ich weiß, dass im konservativen Tutzing manche Bauchweh haben, einen Grünen zu wählen", sagt Pfitzner. Er habe aber viel positives Feedback bekommen auf seinen Flyer und sein Hundert-Tage-Programm. Er rechnet sich gute Chancen aus, in eine Stichwahl zu kommen. Würde Pfitzner Erster Bürgermeister, rückt für die Grünen wohl der 33-jährige Timo Burmeister nach. Dörrenberg bliebe Zweite, Greinwald Dritte Bürgermeisterin.
Als jung und unverbraucht und erfahren in der Verwaltung stellt sich der Kandidat der CSU, Florian Schotter, dar. Der 44-jährige Polizeioberkommissar kann als gebürtiger Tutzinger auf die Unterstützung mehrerer Vereine zählen, verfügt allerdings über keine politische Erfahrung. Schotter rettete die CSU aus der Bredouille. Obwohl sie mit sieben Sitzen die stärkste Kraft im Gemeinderat ist, fand sich keiner für die Kandidatur. Eine interne Kampfabstimmung mit Claus Piesch machte den Start nicht leichter. Auch im Wahlkampf lief nicht alles glatt. "Bei der Koordination gibt es noch Luft nach oben", sagt Schotter. Für ihn persönlich wäre die Stichwahl "ein Riesenerfolg". Siegt der CSU-Kandidat, blieben Zweiter und Dritter Bürgermeister ebenfalls wie gehabt.
Im Rathaus hat Wahlleiter Marcus Grätz 7906 Wahlberechtigte ermittelt, darunter 631 ortsansässige EU-Bürger, die bei Kommunalwahlen mitwählen dürfen. Bislang zeichnet sich eine geringe Wahlbeteiligung ab: Bis Dienstag wurden 1500 Briefwahlunterlagen angefordert, was einer Quote von 18,88 Prozent entspricht. Bei der jüngsten Bundestagswahl gab es 41,21 Prozent Briefwähler. Briefwahl kann man noch bis Freitag um 15 Uhr beantragen, die Unterlagen müssen bis Sonntag um 18 Uhr im Rathaus eingehen. Die vier Wahllokale in Tutzing und Traubing sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet. 58 ehrenamtliche Wahlhelfer sind im Einsatz. Gerechnet wird damit, dass das Wahlergebnis spätestens um 19 Uhr vorliegt. Alle drei Kandidaten wollen die Auszählung im Rathaus verfolgen.