Genuss:Pfälzer Wein vom Starnberger See

Genuss: Stefan Anslinger lagert seine Weine im Keller.

Stefan Anslinger lagert seine Weine im Keller.

(Foto: Arlet Ulfers)

Weil das Weinfest in der Pandemie ausfiel, versorgte Stefan Anslinger Bekannte mit Flaschen aus seiner Heimat. Jetzt hat er in Aschering ein Geschäft eröffnet.

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Bislang kennen nur die Stammkunden den Ascheringer Weinhandel "Pfalzweine in Bayern". Lediglich ein dezentes Holzschild im Bereich des Hauseingangs weist darauf hin. Nicht zu übersehen ist allerdings, dass hier eine weinaffine Familie wohnt. Anstatt eines Zaunes ist der Garten von einer Hecke aus Weinreben eingefasst. Der aufwändig mit Jagdszenen verzierte Boden eines Weinfasses von 1969 steht unter einem Busch und im Garten eine Außensauna in Form eines Weinfasses. "Das Thema Wein zieht sich durch mein Leben", erklärt Stefan Anslinger. Der Pfälzer ist auf einem Weingut aufgewachsen und musste schon als Kind bei der Arbeit im Weinberg mithelfen. Als Student hat er sich Geld dazuverdient, indem er Weinproben veranstaltet hat. Und in den Semesterferien hat er beim Keltern geholfen oder Weinlieferungen ausgefahren. Gleich nach dem Studium fand der Elektroingenieur Arbeit in München. Vor 25 Jahren zog er nach Starnberg und seit 15 Jahren lebt er mit seiner Familie in Aschering.

Genuss: Stefan Anslingers Haus in Aschering ist von Reben umgeben. Der Pfälzer ist auf einem Weingut aufgewachsen.

Stefan Anslingers Haus in Aschering ist von Reben umgeben. Der Pfälzer ist auf einem Weingut aufgewachsen.

(Foto: Arlet Ulfers)

Auch wenn man in Bayern gegen Bier und Rotwein ankämpfen müsse, habe ihn der Pfälzer Wein nie losgelassen, sagt er. Es ist traditionell eine Weißweinregion, doch bedingt durch den Klimawandel könne inzwischen auch Rotwein angebaut werden, sagt Anslinger. Daher habe man einen Rotwein "Zweite Heimat" genannt. Er selbst allerdings erzählt dazu eine nicht ganz ernst gemeinte andere Geschichte. Der Name des Weines sei darauf zurückzuführen, weil er in Bayern seine zweite Heimat gefunden habe, meint er augenzwinkernd.

Genuss: Die Pfalz ist traditionell eine Weißweinregion, bedingt durch den Klimawandel kann inzwischen aber auch Rotwein angebaut werden.

Die Pfalz ist traditionell eine Weißweinregion, bedingt durch den Klimawandel kann inzwischen aber auch Rotwein angebaut werden.

(Foto: Arlet Ulfers)

Anslinger zieht es regelmäßig in seine Heimat nach Deidesheim zurück, um durch die Weinberge seiner Kindheit zu streifen. Und jedes Mal, wenn er seine Verwandten in der Pfalz besucht hat, baten seine Freunde und Bekannten darum, Wein mitzubringen. Seit das Pfälzer Weinfest in Starnberg nicht mehr stattfindet, stieg bei ihm die Nachfrage so stark an, dass der Platz in seinem Auto nicht mehr ausreichte. Da reifte die Idee, einen Weinhandel zu eröffnen und sich die Ware anliefern zu lassen. Er habe den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt, weil keine großen Investitionen notwendig gewesen seien, erklärt er. "Platz habe ich ja im Keller". Der Online-Handel floriert bereits. Vieles laufe auch über Mundpropaganda, so der Weinhändler. Manchmal kommen sogar Ascheringer Reiter auf ihren Pferden vorbei, sehen das Schild vor seiner Haustüre und nehmen ein paar Flaschen mit. Nun richtet Anslinger einen Geschäftsraum ein. Bis dieser fertig ist, behilft er sich mit dem Keller.

Links sind dort die Flaschen für den Verkauf aufgereiht, auf der rechten Seite befindet sich eine große Sammlung alter Weine, die er von seinem Schwiegervater geerbt hat. Die Flaschen sind chronologisch nach Jahrgängen geordnet. Drei Flaschen aus dem Jahr 1921 hat er im vergangenen Jahr versteigert, weil es sich nach 100 Jahren angeboten habe. Mit dem Erlös könne er den Führerschein seines Sohnes finanzieren, sagt er und nimmt einen Wein, Jahrgang 1966, aus dem Regal. "Das ist ein guter Jahrgang", betont er und meint es doppeldeutig. Denn das ist sein Geburtsjahr. Zwar haben alte Weine seiner Erfahrung nach einen gewissen "Altersgeschmack", den man mögen muss. Aber wenn sich die Versiegelung über dem Korken nach oben wölbt, weiß Anslinger, dass der Tropfen nicht mehr in Ordnung ist. Daher müssten die Flaschen regelmäßig überprüft werden. Anslinger macht das mindestens einmal pro Woche. Gegebenenfalls muss er verdorbene Weine wegwerfen.

Genuss: In seinem Keller hat Anslinger auch sehr alte Weine. Die Flaschen muss er regelmäßig überprüfen.

In seinem Keller hat Anslinger auch sehr alte Weine. Die Flaschen muss er regelmäßig überprüfen.

(Foto: Arlet Ulfers)

Anslinger vertreibt ausschließlich Weine aus Deidesheim. Denn aus dieser Region kenne er "jedes Fass". Und gutes Fachwissen sei ihm wichtig, um seine Kunden gut beraten zu können, sagt er.

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