Weiberfasching - ein Begriff, der heutzutage nicht mehr wirklich zeitgemäß erscheint. Im Mittelalter, wo diese Tradition ihren Ursprung findet, galt der Weiberfasching dagegen als etwas Befreiendes und war geradezu revolutionär. Vor dem Beginn der Fastenzeit wurden Regeln und Sitten noch einmal über Bord geworfen. Auch der damalige Status der Frauen wurde auf den Kopf gestellt; für einen Tag im Jahr hatten sie das Sagen. Vor allem in Nonnenklöstern ging es rund. Die Bewohnerinnen genossen zur fünften Jahreszeit all das, was in den Klostergemäuern sonst verboten war: Es wurde getrunken, Karten- und Glücksspiele gespielt und gemeinsam durch die Nacht getanzt.
Gemeinsam durch die Nacht tanzen, das ist auch das Vorhaben von Petra Schwienbacher: Außer dem Rosenmontagsball und dem Kinderfasching organisiert die 43-Jährige auch den diesjährigen Hechendorfer Weiberfasching. Damit löst Petra Schwienbacher Gerti Wimmer ab, die das bekannte "Weiberkranzl" bis zuletzt organisiert hatte. "Bling Bling", lautet in diesem Jahr das Motto des Weibersfaschings im Bürgerstadl Hechendorf. Trotz des ganzen "Vorbereitungsstress" hört sich Petra Schwienbacher im Gespräch überraschend entspannt an.
Petra Schwienbacher hat die Organisation des Weiberfaschings übernommen.
(Foto: privat)Sind sie selber überhaupt ein Faschingsfan?
(Lacht) Nein, eigentlich nicht. Aber ich habe vier Kinder. Daher liegt es nahe, dass wir auch den Kinderfasching machen.
Haben Sie trotzdem ein Lieblingskostüm?
Ja klar. Ich bin der Clown schlechthin. Ich bin für jeden Spaß zu haben. So kennen mich die Leute schon: Beim Kartenvorverkauf auf dem Wochenmarkt in Hechendorf war ich schon als Clown verkleidet. Ich bin als Clown also schon bekannt; da wissen die Leute am Donnerstag immerhin, wer ich bin.
Und Ihre Kinder? Als was gehen die?
Meine Kinder sind natürlich auch schon in den Startlöchern: Ich werde Belle von "Die Schöne und das Biest", Wednesday, eine Rittersfrau und einen Drachen dabei haben.
Müssen Sie den ganzen Abend arbeiten oder können Sie mitfeiern?
Ich arbeite lieber. Ich überlasse das Feiern den Damen. Es ist Party genug, wenn man dort arbeitet. Ich sehe da keinen Unterschied. Ich habe das Hobby mit meiner Eventfirma zum Beruf gemacht.
Was steckt denn alles an Organisation hinter so einem Faschingsball?
Die Vorbereitungen laufen seit Januar auf Hochtouren. Plakate, Werbung, Dekoration und vieles mehr. Ich kann natürlich nicht alles verraten, aber es ist schon einiges zu organisieren. Mein Ziel ist es, dass alle mit einem lachenden Gesicht wieder nach Hause gehen, dass es ein Erfolg wird.
Wieso haben Sie das Management überhaupt übernommen?
Diese Veranstaltung ist eine echte Tradition, deswegen will ich sie unbedingt aufrechterhalten. Nachdem Gerti Wimmer ihr Weiberkranzl aufgehört hat, haben wir uns zusammengetan. Ich als Verwalterin für die Festivitäten im Bürgerstadl musste nicht lange überlegen; es ist mir eine Ehre, diese Tradition weiterführen zu dürfen. So soll der Bürgerstadl in Hechendorf wiederbelebt werden.
Der Begriff Weiberfasching steht in der Kritik. Viele sagen, Weiberfasching sei ein veralteter, sexistischer Ausdruck. Was ist Ihre Meinung?
(Überlegt) Nein, das ist nicht sexistisch. Es heißt ja nicht Damenball. Weiber heißt Weiber, und alles was zu Weiber zählt, darf kommen.
Also Frauen?
Ja. Bis auf die Auftritte: Männerballett, Perchalla und eine Überraschung. Die Männer sollen aber nicht traurig sein. Der Rosenmontagsball wird genauso gut. Es ist eine Veranstaltung für Jung und Alt. Die Burschenschaft von Hechendorf zum Beispiel ist verantwortlich für die Bar. Wir freuen uns über jeden, der mit uns feiern will.
Wie überzeugen Sie Faschingsmuffel, doch mal bei einer der drei Veranstaltungen zum Fasching in Hechendorf vorbeizuschauen?
Es ist etwas da für jedermann. Man muss auch nicht verkleidet kommen. Wer Lust hat zu feiern, Musik zu hören, etwas zu essen und zu trinken ist herzlich eingeladen. Es wird gegrillt, es gibt Nudelgerichte, und natürlich viel Prosecco.
