Neubau:Abrissbirne schlägt in Gauting zu

Gauting: Rose Quilt Ladenbesitzer: Christiane und Ricarda Raphaela Heitkämper

Einladend und fröhlich haben Ricarda(links) und Christine Heitkämper ihren Stoff- und Patchworkladen und auch den Gehsteig davor gestaltet.

(Foto: Nila Thiel)

In der Starnberger Straße werden bald zwei Häuser verschwinden und mit ihnen der Stoffladen "Rose Quilts" und "Lore's Nähstübchen".

Von Blanche Mamer

Die Würmtalgemeinde ändert ständig ihr Gesicht, nicht nur am Bahnhof, sondern auch in der Starnberger Straße. Dort soll der alte Wunderl-Hof nach Jahren des Leerstands abgerissen werden. In unmittelbarer Nähe, in der Starnberger Straße 8 und 13, sollen wohl zudem noch zwei andere alte Häuser durch Neubauten ersetzt werden. Die Mietverträge für die Gebäude sind bereits gekündigt, die Ladeninhaber müssen Mitte nächsten Jahres ihre Geschäfte räumen.

"Wir suchen ein neues Zuhause, eine Wohnung mit Garten und Laden. Wir sind zwei Frauen und drei Katzen und viele Stoffe. Wir würden gerne in der Nähe bleiben. Ricarda und Christine Heitkämper" steht auf einem gerahmten Schild in einem der kleinen Schaufenster von "Rose Quilts". Der Stoff- und Patchwork-Laden, der vor neun Jahren eröffnet hat, ist ein Gewinn für das Straßenbild. Mit viel Liebe zum Detail haben die beiden Frauen vor dem Haus ein gemütliches Plätzchen zum Verweilen eingerichtet, mit Rosenstöcken, Korbstühlen, einem kleinen Tisch. "Wir hatten hier glückliche Jahre. Es war ein Glücksfall für uns, dass wir hier auch wohnen konnten", sagt Ricarda Heitkämper von "Rose Quilts". Die gelernte Schneiderin ist, wie ihre Mutter, im Nachbarort Krailling geboren.

Das schmucke Häuschen mit großer Terrasse mit Ausblick auf die Würm war ihnen zur Heimat geworden. Am 1. April müssen sie ausziehen.. "Man hätte einiges renovieren müssen. Aber abreißen - das ist einfach schade", findet eine Kundin. Heitkämper hofft, dass ihr noch Aufschub gewährt wird. Sie wird in der Nähe kaum etwas Vergleichbares finden. Ihr Laden ist weit über den Münchner Süden hinaus bekannt, sie hat Kundinnen aus Garmisch, Nürnberg und sogar aus Innsbruck. Gerade in der Ferienzeit, wenn Urlauber unterwegs sind, boomt das Geschäft. "Für uns ist das ein großer Verlust", meint die Kundin. Gauting verliere nicht nur einen gut sortierten und charmanten Stoffladen, sondern auch ein Teil Lebensqualität, sagt sie.

Vorbei ist auch die Zeit der Änderungsschneiderei "Lore's Nähstübchen" in der Starnberger Straße 8. Emin Krasniqi muss bis zum 1. Juli eine neue Werkstatt finden, möglichst im Ortszentrum und in Laufnähe zur Bahnhofs- oder Starnberger Straße. Er ist jetzt wieder etwas optimistischer, die Kündigung für den kleinen Laden wurde um sechs Monate verlängert. Ursprünglich hätte er schon zum 1. Januar draußen sein sollen. Er ist dabei eine Hose zu bügeln, die er gerade gekürzt hat. Zwei Lederhosen liegen bereit, sie kommen als nächstes unter die Nadel. Die Knöpfe müssen versetzt, eine Naht nachgenäht werden.

Viele Gautinger bedauern, dass die kleine Werkstatt schließen muss, denn Krasniqi galt in der Gemeinde als sehr kundenfreundlich, er blieb schon mal länger im Laden, wenn eine Hose oder ein Mantel dringend gebraucht wurden. Der gebürtige Albaner betreibt die kleine Schneiderei seit Dezember 1992, also seit 26 Jahren. Zuerst hatte der 52-Jährige noch darauf gehofft, das Häuschen selber kaufen zu können. Die ganze Familie hatte zusammengelegt, die Bank einen Kredit in Aussicht gestellt, doch das Grundstück, das zusammen mit dem dahinter liegenden Häuschen am Von Taube Weg etwa 380 Quadratmeter misst, soll dem Vernehmen nach bereits an einen Investor vergeben sein. Die Eigentümerin der beiden Häuschen war für die SZ nicht zu erreichen.

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