Mit einem Wechsel an der Führungsspitze will der angeschlagene Automobilzulieferer Webasto aus Stockdorf wirtschaftlich wieder in die Spur kommen. Neuer Chef wird Jörg Buchheim, 57, der bereits am kommenden Montag den bisherigen Vorstandsvorsitzenden Holger Engelmann, 59, ablöst, der seit 2013 den Konzern leitete und zuvor sechs Jahre Finanzvorstand gewesen war. Der scheidende Vorsitzende dankte dem Aufsichtsrat, seinem Vorstandsteam und allen Mitarbeiten „für die Unterstützung und die vertrauensvolle Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren“.
Die vorzeitige Trennung von Engelmann, dessen Vertrag zum Ende dieses Jahres regulär ausgelaufen wäre, sei „einvernehmlich im engen Austausch mit dem Aufsichtsrat erfolgt“, teilte am Donnerstag eine Webasto-Sprecherin mit. Dafür danke der Aufsichtsrat Engelmann ausdrücklich. Das ermögliche jetzt „einen Wechsel im Amt des Vorstandsvorsitzenden zu einem richtigen Zeitpunkt in einer wichtigen Phase der laufenden Reststrukturierung“, die eine rechtzeitige personelle Kontinuität an der Vorstandsspitze erfordere.
Mit der Berufung von Buchheim erhofft sich das Familienunternehmen, das unter der schweren Krise in der Autoindustrie leidet, die notwendige Trendwende. Mit Buchheim gewinne Webasto eine erfahrene Führungspersönlichkeit, die sich durch klare strategische Ausrichtung und unternehmerische Entschlossenheit auszeichne, heißt es. Der studierte Elektrotechniker verfüge über eine nachgewiesene Erfolgsbilanz in der Transformation und Neuausrichtung internationaler Automobilzulieferer, wie der Konzern mitteilte. Mit seiner Ernennung setzten Aufsichtsrat und Eigentümer ein klares Signal, sich den Herausforderungen zu stellen.
„Webasto begeistert mich als traditionsreiches Unternehmen mit einer langen Geschichte - ein Erbe, das in Deutschland immer seltener wird“, erklärte Buchheim, der zum Beispiel die Firma Inalfa Roof Systems aus einer existenzbedrohenden Krise heraus wieder auf Wachstumskurs zurückgebracht hat. Dem neuen Webasto-Chef steht im Vorstand auch Johann Stohner zur Seite, der bereits im Januar als Krisenmanager das Führungsteam verstärkt hatte, um den Konzern finanziell zu stabilisieren. Mit seiner operativen Erfahrung habe er für Webasto bereits „entscheidende Meilensteine erreicht“, so die Firmensprecherin.

Wegen der massiven Absatzkrise musste Webasto die Produktion herunterfahren und schon einige Werke in China, in den USA und Mexiko schließen. Auch Stellen wurden abgebaut, ohne jedoch bisher betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen. Im Geschäftsjahr für 2023 verzeichnete der Konzern, der weltweit rund 16 000 Mitarbeiter beschäftigt, einen Verlust von 195 Millionen Euro sowie Schulden und Verbindlichkeiten von mehr als einer Milliarde Euro. Der Geschäftsbericht für 2024 wird - anders als üblich - erst im Sommer vorgelegt. Bis spätestens Juni soll das neue Strategiekonzept für Restrukturierungen vorgestellt werden. Dabei gehe es um notwendige Anpassungen in der Produktion, um Kapazitäten und Personal, so die Webasto-Sprecherin.