Süddeutsche Zeitung

Wassersport:Surfen statt segeln

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Sophie Steinlein, 18 Jahre, segelt und surft für den Bayerischen Yachtclub auf nationaler und internationaler Ebene, aus Wörthsee:

"Im Herbst vergangenen Jahres hatte ich vom 420er in den olympischen 49er FX gewechselt. Ziel war die Junioren-Weltmeisterschaft am Comer See Mitte August. Alles war geplant, im Fasching waren wir noch am Gardasee beim Training. Zwei Wochen dann der Lockdown, das war ein Schock. Wann, wie und wo schreibe ich mein Abitur? Segeln wurde erst einmal zur Nebensache. Cool war, das mein Freund - er ist italienischer Surfprofi - Anfang März aus Australien mit einem der letzten Flieger zurückkam. Er ist für drei Monate bei uns am Wörthsee eingezogen. Nun bestand mein Leben nur noch aus Abiturvorbereitung und Surfen, was schon immer mein Fitnesstraining für das Segeln war. Im April hatten wir am Wörthsee oft super Wind. Am 3. Juni durften wir dann zurück an den Gardasee, aber nicht in die Schule - was gibt es Besseres. Wir konnten perfekt trainieren, surfen und richtig effizient lernen. Mitte Juli hatte ich dann endlich die letzte Abiturprüfung, ich bin nie wieder in die Schule, sogar das Zeugnis hat meine Mutter abgeholt. Seitdem bin ich am Gardasee beim Training und habe an den wenigen Regatten, die überhaupt stattfanden, teilgenommen. Nachdem ich so viele Stunden auf dem Surfbrett hatte, konnte ich an der Europameisterschaft der neuen olympischen Surfklasse IQ-Foil teilnehmen, das war ein Wahnsinnserlebnis zwischen den ganzen Medaillengewinnern und Surfprofis. Jetzt geht es zur 49er-Europameisterschaft an den Attersee.

Theresa Steinlein, 18 Jahre, segelt und surft für den Bayerischen Yachtclub auf nationaler und internationaler Ebene, aus Wörthsee: "Nachdem ich im letzten Jahr im 420er bei der Weltmeisterschaft die Bronzemedaille gewonnen hatte, war mein Ziel in diesem Jahr, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Wir hatten während der Abiturvorbereitung an Fasching noch am Gardasee im 420er trainiert, dann kam der Lockdown. Der Videounterricht war gut und effizient. Doch soviel lernen konnte ich gar nicht, also bin ich auch richtig viel am Wörthsee gesurft, habe mir ein Rennrad zugelegt und habe lange Radtouren gemacht. Als wir an den Gardasee zurück konnten, haben wir dann wieder 420er trainiert. Es wurde für mich aber immer schwieriger, mich zu motivieren, denn alle meine Kumpels standen auf dem neuen olympischen IQ-Foil und haben Abende lang geschwärmt. Dann habe ich es das erste Mal ausprobiert und konnte nicht mehr aufhören. Meine Freunde haben mich dann nach 20 Trainingstagen überredet, mit zur Europameisterschaft an den Silvaplanersee in die Schweiz zu kommen. Mein Vater sagte: "Bist Du verrückt, die überfahren Dich". Es war eine der coolsten Regatten meines Lebens, obwohl ich Vorletzte wurde. Jetzt bin ich Surferin, im Oktober findet die Weltmeisterschaft am Gardasee statt. Die fünf Jahre im 420er mit meiner Vorschoterin Lina Plettner und meinem Coach Ilja Wolf werde ich nie vergessen. Ach ja, das Abitur habe ich auch ganz gut bestanden und einen Studienplatz für Leistungssportler in Rom bekommen."

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SZ vom 19.10.2020 / frie
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