Süddeutsche Zeitung

Wasserschutz:Artenvielfalt soll Grundwasser schützen

Die Wasser- und Abwasserbetriebe Ammersee setzen darauf, dass Landwirte Blühwiesen anlegen und Zwischenfrüchte anbauen. Denn geraten die Ökosysteme aus dem Gleichgewicht, betrifft dies mittelfristig auch die Boden- und die Wasserqualität

Von Christine Setzwein, Herrsching

Es hängt Alles mit Allem zusammen. Darum geht es den beiden Kommunalunternehmen Wasser- und Abwasserbetriebe AWA-Ammersee und Wassergewinnung Vierseenland nicht nur darum, dass in Wasserschutzgebieten möglichst wenig gedüngt wird, dass weder Gifte noch Gülle ins Grundwasser geraten, die Nitratwerte gesenkt und die Versiegelung minimiert werden. Auch die Artenvielfalt sei ein wichtiger Faktor beim Grundwasserschutz. "Geraten die Ökosysteme aus dem Gleichgewicht, betrifft dies mittelfristig auch die Boden- und somit die Wasserqualität", sagte Ines Bethge am Donnerstag in der Verwaltungsratssitzung in Herrsching. Seit Jahren kooperieren AWA und Wassergewinnung Vierseenland mit Landwirten, die ihre Äcker an und in den Wasserschutzgebieten bewirtschaften. Mit Erfolg: Von 1994 bis heute sanken die Nitratwerte im Verbandsgebiet von knapp 50 auf unter 25 Milligramm pro Liter Trinkwasser.

Ines Bethge, Diplom-Ingenieurin Umweltsicherung, informierte Verwaltungsräte aus Starnberg, Pöcking, Herrsching, Andechs, Inning, Seefeld, Wörthsee, Pähl und Wielenbach darüber, wie die Trinkwasserqualität in der Region gesichert werden könne. Denn Gefahren gibt es genug. So kippte im August 2020 ein mit Gülle gefüllter Anhänger eines Traktors in der Nähe des Brunnens Breitbrunn um. Etwa 6000 Liter Gülle liefen ins Erdreich. Der Brunnen wurde sofort außer Betrieb genommen, der kontaminierte Boden abgetragen und das Grundwasser engmaschig untersucht. Neue Umgehungsstraßen, deren Trasse durch ein Wasserschutzgebiet führt wie die Weßlinger Umfahrung oder Gewerbegebiete wie das in Rothenfeld, das im neu ausgewiesenen Wasserschutzgebiet beim Brunnen IV in Andechs liegt, hätten immer ein gewisses Gefährdungspotenzial, sagte Bethge.

Die Kooperation mit Landwirten funktioniere gut. Sie verpflichten sich per Verträgen, die gerade umgestellt werden, weniger oder gar nicht zu düngen und vor allem nicht vor dem 15. Februar, sie verzichten auf bestimmte Pflanzenschutzmittel, sie säen Blühwiesen und achten darauf, dass ihre Äcker möglichst ganzjährig bedeckt sind. Wichtig dabei sei eine Begrünung durch Zwischenfrüchte. Dafür bekommen die Bauern Ausgleichszahlungen, "zu denen wir gesetzlich verpflichtet sind", sagte Bethge. Für Ackerflächen gibt es 150 Euro pro Hektar, für Grünflächen 180 Euro. Dann gibt es noch ein Förderprogramm, aus dem - je nach Stickstoffwert - zwischen fünf und 500 Euro pro Hektar bezahlt werden.

Untersucht wird regelmäßig. Monatlich werden Wasserproben aus Brunnen und Netzen entnommen, um sie auf Enterokokken zu kontrollieren. Umfangreiche chemische Analysen werden jährlich gemacht, die Ergebnisse im Internet veröffentlicht.

Großes Problem für das Grundwasser sei die Versiegelung, sagte Angelika Kammerl, die Starnberger Vize-Bürgermeisterin. Sie erhoffe sich da Vorschläge von den Wasserexperten. Das Thema soll in einer Bürgermeisterdienstbesprechung angegangen werden, schlug der Andechser Gemeindechef Georg Scheitz vor.

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Quelle:
SZ vom 24.09.2021
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